Sonntag, 6. Juli 2008

30. Juni 2007: Falkenberg – Großrössen – Kleinrössen



















Die unruhige Nacht sorgte dafür, dass ich müde aufstand, ein kleines Frühstück zu mir nahm, die Esel neu an den Bäumen befestigte und mich wieder hinlegte. Der Himmel war übersät von hübschen Wolkenformationen, die viel Platz für meine Phantasien schufen. Irgendwann am späten Vormittag rollte ich mich aus meinen Zelt und machte ganz langsam alles klar, um weiter ziehen zu können. Doch so wie ich alles eingepackt hatte, überraschte uns ein netter Regenschauer und ließ mich in wartender Position ausharren. Zuvor hatte ich natürlich alles abgedeckt, sowie die Eselchen. Es dauert nicht zu lange an und dann konnten wir durchstarten. Auf dem Weg durch Felder und Felder fand ich eine schöne Bussardfeder, über die ich mich sehr freute. Sie nahm ich gerne mit, hatte aber schon eine neue Feder an meiner Fahne befestigt, nämlich eine der gepunkteten.

Der Weg durch die landschaftlichen Strecken Brandenburgs hielt sich nicht lange, denn ich musste jetzt weiter in den Westen und dann kam erst einmal nur Straße. Recht stark befahrene Landstraße. Um mich herum Felder und Felder, doch nirgends waren Wanderwege oder ähnliches. An einem kleinen See hielt ich kurz an, um die Tiere ausreichend zu tränken. Dann weiter an der Landstraße, was mich eher stresste, so bog ich dann einfach in ein Waldstück ein, was ein angenehmeres Wandern bedeutet. Doch auch hier kam ich später wieder bei der Landstraße heraus. Nochmals gingen wir an der Straße entlang und die Autos brausten an uns vorbei und immer wieder wünschte ich, dass wir heil durch kämen, da die Autofahrer nicht langsam an uns vorbei fuhren, sondern sehr schnell. Wenn man bedenkt, dass wir laufen und sie in einem Audi oder ähnlichen sitzen, bei welchen man bei 60 km/h noch denkt, dass man durch die Gegend schleicht, ist der Unterschied recht groß.

Nun ja, wir kamen heil in Großrössen an und ich musste feststellen, dass dies eher ein verschlossenes Dorf ist. Die Leute zogen sich zurück, als sie uns sahen und ich nach Wasser fragen wollte und nach dem weiteren Weg. Doch einer war so nett und gab uns Wasser, über den Zaun. Ich wollte mit den Eseln pausieren, weil wir einfach eine Pause brauchten und so rastete ich in dem Ort an einem Graben, wo Gras wuchs. Hier begann die Landschaft der Wassergräben, die Wohnorte für viele kleine Insekten und Frösche bot. Die Leute beguckten uns neugierig und sehr scheu, so aus verstohlenen Ecken und ich sah die Gardinen sich bewegen und jedesmal wenn ich hinsah, schien niemand dahinter zu stehen. Ein Jugendlicher brauste mit lauter Tekknomusik mehrmals an uns vorbei und ich merkte, dass ich in einem anderen Landkreis angekommen bin. Hier sind die Leute anders, sowie die Landschaft, die flach war, aber durch das Wasser recht grün. Während der Pause tröpfelte es hin und wieder mal. Dann ging es weiter ins nächste Dorf, denn ich musste jetzt wiedermal über einen Fluss, die schwarze Elster. Brücken stehen zumeist nur in Menschennähe, also Dorf – oder Stadtnähe. So liefen wir jetzt durch Kleinrössen, was noch verschlossener war, was dessen Hofarchitektur schon vermuten ließ. Es waren Bauernhöfe mit großen verschlossenen Toren, über die ich nicht hinweg schauen konnte. Alle Höfe waren zu, außer einer, dort wurde soeben Hochzeit gefeiert. Ein guter Zeitpunkt um zu heiraten, es war nämlich Vollmond.

Ich freute mich auf ihn und wusste, dass nach dem Dorf grünes Land kommen würde, wo ich schon einen Platz für uns finde. Doch ich hatte unsere eben aufgefüllten Wasservorräte in der Pause sehr verbraucht, dass ich nochmal hier nachfragen wollte, um sie wieder aufzufüllen. Ich kam aber eben an keinem offenem Hof vorbei, doch wirkte die Nr.13 etwas alternativer, obgleich er auch verschlossen war. Wir zogen daran vorüber und da kam mir eine junge Frau entgegen, die mich ansprach. Sie fragte ich sogleich nach Wasser, nach dem ich ihr kurz einige Fragen beantwortet hatte. Sie nahm mich mit, in die Nr. 13. Aha, wieder dieses Zahl ...

Bei ihr war ein großes Fest, viele alte Schulfreunde kamen mit ihren Familien, um dort zusammen zu kommen und zu feiern. Sie gab mir frisches Wasser und zwei Stücken Kuchen. Ja, Kuchen esse ich so gerne und so selten seid ich unterwegs bin, deshalb verharrte ich noch eine Weile und als ich weiter gehen wollte kamen gerade alle vom Fußball spielen zurück. Kinder, Mütter, Väter liefen freudig zur Nr.13 und als sie uns sahen umringten uns die Kinder und auch einige der Erwachsen, um mir viele Fragen zu stellen. Julianne lud uns kurzerhand ein bei ihnen die Nacht zu verbringen und ein wenig mitzufeiern. Die Kinder jubelten und ich konnte kaum "Nein" sagen, obgleich ich zu Vollmond lieber allein gewesen wäre. So ging ich wider mit rein, suchte uns ein Fleckchen für unser Lager. Es standen schon einige Zelte und Wagen auf dem Gelände, doch ich fand ein Plätzchen für uns alle. Die Kinder ließen uns nicht allein und ich brauchte so ewig mit aufbauen des Lagers. Sie bürsteten die Esel und einige besorgten sogar Heu von einem benachbarten Bauern. Ja, herrlich, wie sich die Kinder kümmerten. Sie hatten lange zum Heu holen gebraucht, wo sich schon die Eltern Sorgen machten. Wir gingen sie suchen und sie kamen uns freudestrahlend mit einem Sack Heu entgegen.

Die Kinder liefen einige Runden mit den Eseln durch den Garten, wobei Sasi am meisten beansprucht wurde, weil Minielas noch zu jung für die recht großen Kinder war. Julianne, die Gastgeberin war voll auf beschäftigt, brachte mir aber noch eine Schlammbowle, die sehr gut gemacht war und lecker mundete. Erst als es die Dämmerung einsetzte hörten die Kinder so langsam auf, wollten was essen und mussten dann auch in die Betten. Ich konnte mich an ihrem Buffet bedienen, blieb aber zögerlich. Irgendwie war ich in der Runde der Erwachsenen schüchterner. Es sind alles alte Freunde aus Schulzeiten, die sich über Anekdoten und gegenwärtige Themen beschäftigten. In dem Nachbargrundstück war die Hochzeitsfeier und die Dorfmusik hallte laut durch die Nacht. Man hörte, dass auf der anderen Seite gut gefeiert wurde und alle Spaß hatten. Hier war es eine Wiedersehensparty. Und das sie so offen gewesen sind, lag wohl eher daran, dass es Thüringer waren und keine Kleinrössner.

Julianne erzählte mir auch die tragische Geschichte dieses Landes, dass die Menschen so verschlossen hat werden lassen. Es ist Grenzland von Sachsen und Brandenburg und war daher oft umkämpft. Durch die Kriege hatten sich die Menschen vor Fremden immer mehr verschlossen und dies eben auch in der abweisenden eingemäuerten Architektur ihrer Höfe anschaulich wird. Sie wollte hier wieder wegziehen mit ihrem Mann und den zwei Kindern. Ansonsten ist es eine schöne Gegend da. Ich hörte ihnen zu beim erzählen als wir alle im Kreise, um das Lagerfeuer saßen und erfreute mich an ihren interessanten, lehrreichen und witzigen Geschichten. Einer der Leute hatte sogar ein tolles Kraut dabei, was mal durch die Runde ging und mich erfreute. Doch hier in dieser Gruppe wurde ich zunehmens unkommunikativer und müder, da ich eben so schüchtern war und kaum mitreden konnte. So verzog ich mich dann zeitig und selig durch die Kräuter ins Bett und schlief irgendwann ein. Die Hochzeitsgäste wollte nämlich noch gar nicht mit feiern aufhören und riefen dem DJ immer wieder Zugabe zu, der noch ein -, zweimal zugab und dann sich auch der Nachtstille hingab, die sich immer mehr ausbreitete.

29. Juni 2007: Beilrode – Falkenstruth – Rehfeld – Kölsa – Falkenberg – Wald





Tabs der Hund bellte wieder früh und so kroch ich gegen 7 Uhr aus dem Bett, was gut war, denn heute wollte ich weiter gehen. Heute bereitete ich das Frühstück für alle vor, doch Gaby und Sandra hatten nicht viel Zeit, da sie einen Termin außerhalb hatten. Christian schlief noch. Ich fing dann an mit aufräumen, packen und selbst die Wäsche war noch trocken geworden. Sasi's Wunde ist recht gut verheilt nach mehrmaliger Behandlung mit Johanniskrautöl. Ich putzte und sattelte die Eselchen und dann kamen Gaby und Sandra wieder zurück. Ich wollte auch nicht ohne "Tschüss" zu sagen gehen. Sie schenkten mir noch eine Decke, davon hatten sie einige und ich nahm noch ein paar Salbeiblätter mit für Tee. So hatten Sasi und Sulle wieder eine Decke. Ich bedankte mich recht herzlich bei ihnen für die schöne Zeit und ihre herzliche Gastfreundschaft. Dann ging es wieder los. Sandra begleitete mich noch ein Stück des Weges mit Tabs bis in den Wald. Dann verabschiedenten wir uns auch schweren Herzens von einander. Wir sind uns alle in so kurzer Zeit recht ans Herz gewachsen.

Es ging bis Rehfeld durch den Wald. In Rehfeld hielt mich ein Motorradfahrer an, der mich fragte, ob ich ihn Miniela verkaufen würde. Das war völlig absurd und auch ein wenig frech, befand ich. Ich war mitten auf Wanderschaft und er will mir einen Esel abkaufen. Er bot mir 1000 € für sie, doch nicht einmal für
100 000 € würde ich einen meiner Wanderesel verkaufen. Ich erklärte ihm die Situation und gab ihm Tipps wo er Esel kaufen könnte. Er gab mir seine Karte in der Hoffnung ich könnte ihm etwas vermitteln, falls ich unterwegs solche Tiere in Minielas Art sah. Dann verabschiedeten wir uns. Kurz darauf fand ich drei wunderschöne Federn mit so Punkten, ich vermutete das es vielleicht Eulenfedern seien, denn ich will immer Eulenfedern finden.

Nun erfreut zog ich weiter und machte am Ende des Dorfes eine Pause an einer Bank. Ich ging bei den umliegenden Häusern nach Wasser fragen für die Tiere und bekam sogar ein wenig Heu für die Esel, was mich und vor allem die Esel erfreute. Sie fraßen alles auf. Es war einmal wieder die Nummer 13. Einer meiner Lieblingszahlen mit magischer Ausstrahlung. Sie brachte mir noch nie Unglück, sondern eher umgekehrt.

Als wir wieder weiter liefen, mussten wir an der Landstraße entlang. In Kölsa holte ich mir noch eine kühle Limo und musste das Fotografieren des Ladenbesitzers ertragen. Ich kam dann an einer Pferdekoppel vorbei, wo die Pferde wieder etwas verrückt worden als sie die Esel sahen. Aber ein kleines Pony sah uns mit traurigen Augen hinterher. Es stand allein und wäre bestimmt gern mitgekommen, so fühlte es sich an, als ich es ansah. An dem Pferdehof wollte ich nach einem Ponywagen fragen, doch sie waren alle so beschäftigt mit Reitunterricht, dass ich weiter zog.

In Falkenberg traf ich sogleich auf eine Familie die sich über uns erfreuten und beschrieben mir einen Waldweg nach Großrössen, welches mein nächstes Ziel war. Doch dieses würde ich an diesem Tage nicht mehr erreichen. Beim PLUS musste ich abbiegen und nutzte dies noch zum einkaufen. Die Bäckerverkäuferin schenkte mir zwei Brötchen dazu und draußen warteten schon zwei neugierige Mädels auf den oder die Besitzerin der Esel. In meinen Fall, völlig klar, die Besitzerin. Sie stellten mir viele neugierige Fragen über das Reisen und Warum und so. Sie waren gerade mal 10 Jahre und trugen Kleidung und Schminke wie Jugendliche Mädchen. Das verwunderte mich sehr. Wieso erfreuen sie sich nicht an ihrer Kindheit, sie werden schnell genug alt. Und doch wollen ja die meisten Kinder schnell älter werden, dass sie mehr ernst genommen werden und mehr Rechte haben. Zumeist werden die Pflichten hierbei vergessen oder ebenfalls nicht ernst genommen. Naja, ich wollte jetzt weiter, da die Esel schon unruhig wurden. Sasi zog noch mal die "Sturer - Esel – Nummer" ab, zur Belustigung der einkaufenden Leute und dann kamen wir doch weiter, denn hier am PLUS konnte ich ja schlecht das Nachtlager errichten. Wir gingen über einen Feldweg, sahen ein Bauerngut, wo ich nach einer Wiese zum Rasten fragte, aber weiter geschickt wurde. Und dann sah ich ein kleines feines dichtes Kiefernwäldchen und hinter diese ging ich und bereitete mein Lager auf. Es gab Gras für die Esel und ich hatte auch noch etwas Heu von Gaby mit. So schliefen wir das erste Mal seit langem wieder wild draußen und etwas mulmig war mir schon zumute. Mir saß noch immer der Schrecken in den Gliedern nach den nächtlichen Erfahrungen von Wilchwitz und Roitzsch. Doch ich wollte meine Angst überwinden und mich nicht von ihr beherrschen lassen, sondern sie beherrschen.

Es gibt ja verschiedene Ängste, wie die rationale Angst und die irrationale Angst. Die rationale Angst ist wirklich, warnend und ernst zu nehmen. Die irrationale Angst ist mehr Einbildung, negative Phantasie. Wenn ich Angst spüre muss ich sie prüfen, wo sie wohl hin tendiert. Meist liegt Gefahr auch schon in der Luft und man kann sie vorahnen, wenn man seiner Intuition und Gefühlen vertraut, die einem solche Gefühle geben. Dann kann man sich vorbereiten, sie vielleicht sogar abwenden. Nun ja, momentan beherrschte mich mehr die irrationale Angst, die ich nun wieder beherrschen wollte. Ich dachte mir, es ist gut noch im Hellen einzuschlafen, denn erst wenn die Nacht ihren dunklen Schatten über das Land gelegt hat, beginnt einen die Phantasie die gemeinsten Streiche zu spielen. Seltsamerweise ist es dann schwer sich positive Dinge vorzustellen und jedes Geräusch was man wahrnimmt, ist irgend etwas schlimmes, als einfach nur ein Tier, was durch den Wald schleicht. Die Wahrnehmung steigert sich im dunklen, die anderen Sinne werden stärker beansprucht und verfeinern sich. So könnte man sich Blindheit vorstellen. Blinde können ihre anderen Sinne, wie Geruch -, Tast – und Hörsinn viel stärker ausbilden, weil sie es müssen, um in der Umwelt zurecht zu kommen. Die Auflösung und begreifen der Impulse, die sie bekommen ist schneller als bei sehenden Menschen. So hat der sehende Mensch zumeist erstmal Furcht in der Dunkelheit, kann die Geräusche nicht einordnen und auflösen und spinnt sich daher zumeist negative, angst machende Dinge zusammen. Wobei das sicher nicht bei allen Menschen der Fall ist.

Ich schlief im Hellen ein, erwachte gegen 1 Uhr und Sekunden später bellte ein Rehbock gleich bei uns. Die Esel erschraken, so wie auch ich, rissen sich von der Leine los und rannten glücklicherweise nicht weit weg. Es war ja nur der Schreck durch dieses laute rohe Brüllen. Ich weiß ja, dass sie uns nichts tun, doch ihre laute klingen jedes mal wieder schrecklich. Ich knotete die Leinen wieder zusammen und bemerkte, dass mein innerer Spürsinn, meine Intuition mich Sekunden vorher geweckt hatte, dass ich vielleicht was hätte tun können. Ich war überrascht und erfreut darüber. Einen Esel nahm ich an die Leine, die Sasi, weil der Karabiner brach der ihr Seil hielt. So schlief ich unruhig mit der Leine in der Hand ein und erwachte stets von den Eseln, die immer wieder mein Zelt umrundeten und dabei gegen das Zelt krachten. Oder sich auch am Zelt schupperten, obwohl hier auch Bäume zu diesem Zwecke gab. Nun ja, als Rudelchefin ist es meine Pflicht mich um die Sicherheit der Tiere zu kümmern, deshalb umkreisten sie mich wohl stetig. So wurde es zu einer kurzen, nicht sehr erholsamen Nacht, aber ohne ernste Bedrohungen.

28. Juni 2007: Beilrode / Falkenstruth

Nach mehrmaligen aufwachen und wieder einschlafen stieg ich gegen 10 Uhr aus dem Bett und hängte meinen Schlafsack zum auslüften raus. Ich hatte schlecht geträumt von Freunden aus alter Zeit, die mich hängen ließen, während ich ihnen immer hinterher gerannt bin. Das hinterließ ein negatives Gefühl in mir. Als ich beim Frühstück saß fing es an mit regnen. Toll, mein Schlafsack nass. Ich stürzte raus, damit er nicht ganz klatschnass werden würde. Danach begann es in Strömen zu regnen und zu regnen, so wurde entschieden, dass wir alle noch einen Tag bleiben könnten. Danke, das war zu freundlich, denn es hagelte auch noch zusätzlich. Kein schönes Wanderwetter. Sandra brachte mich dazu meine Wäsche zu waschen, was doch sehr gut war, denn wer weiß, wann mir das wieder passiert. So was kann ich ja nie vorausplanen. Für Sasi's Achselheilung war es auch gut, das wir noch blieben.

Ich zog mich dann in mein Schlafgemach zurück, bekam von Sandra indische sphärische Musik und schrieb meiner lieben Schwester einen Brief. Dann kam Christian, der Sohn von Gaby. Zum Glück, habe ich seinen Namen aufgeschrieben, da ich ihn schon vergessen habe. Jetzt wo ich ihn lese, ist wieder die Erinnerung da. Er zog gerade wieder in das Haus seiner Mutter und ich half mit beim Möbel hoch tragen und solchen Kleinigkeiten. Wir verstanden uns richtig gut und scherzten viel miteinander. Ein humorvoller und verständnisvoller Mensch. Beim Abendbrot schien es mir, als würde ich schon lange hier leben und mit zur Familie gehören, so wohl fühlte ich mich. Sie gaben mir auch dieses Gefühl von Zugehörigkeit. Später telefonierte ich noch mit Peter und teilte ihm die freudige Nachricht mit, dass ich einen Platz für die Esel gefunden hatte. Es ist mir immer wieder wunderlich und erstaunlich wie sich etwas verwirklichen kann, wenn man es wirklich will und Eigeninitiative zeigt. Nun es waren noch ungefähr 70 km oder mehr. Ich kann die Entfernungen auch immer nur schätzen, da ich kein Trekker - GPS – System bei mir führte und auch nicht wollte und will.

27. Juni 2007: Beilrode / Falkenstruth

Tabs weckte mich am Morgen, weil er raus wollte. So ließ ich ihn raus und dann bellte er weil er wieder rein wollte. Ach ja, dieses Spiel ereignete sich dreimal, hin her, her hin. Ich war leicht angenervt, weil ich mich eigentlich mal ausschlafen wollte. Nun ja, ich ließ dann die Tür einfach offen. Bin allerdings erst später drauf gekommen, so verschlafen war ich. Sandra weckte mich gegen 9.30 Uhr zum Frühstück. Das war sehr lecker. Gaby und Sandra gewährten mir einen Ausruhtag, was ich auch brauchte. Sie fuhren nach dem Frühstück in die Stadt, um Besorgungen zu machen. Ich legte mich wieder ins Bett und schlief bis 14 Uhr durch. Das tat gut.

Das Wetter war sehr windig, aber nicht so regnerisch. Ich schaute vor dem Schlafen noch nach den Eselchen, denen es gut ging. Sasi hatte aufgeriebene Achseln von dem Sielengeschirr, welches ich ihr anzog beim wandern, weil ich sonst nicht wusste wohin damit, bis ich vielleicht mal einen Wagen finden würde. Johanniskrautöl ist da wieder der Spitzenreiter in der Heilung solcher Wunden.

Minielas Schreien weckte mich irgendwann, was mich verwunderte, was soll hier geschehen an diesem einsamen Ort. Es war auch nichts weiter, außer dass Sasi den Weg auf die vordere größere Weide gefunden hatte, da Sandra ihn ihr zeigte, und Miniela sich nicht hinterher traute und deshalb nach Sasi rief. Ich lockte sie mit vor und freute mich, dass sie mir vertraute. Als sie mit vorn war, sprang und rannte sie freudig herum. Beide Esel jagten die Schafe zum Spaß, was wohl die Schafe nicht so lustig fanden.

Wir aßen zum späten Mittag eine kleine Suppe und dann schauten sich die Frauen eine Serie an, welcher ich nicht beiwohnen wollte. So ging ich runter in mein Zimmer und schrieb Tagebuch. Später fuhr ich mit Sandra auch noch mal kurz ins Dorf. Ich holte Kuchen für uns alle, das erschien mir das mindeste für ihre Gastfreundschaft. Also dafür, dass ich sie am Vorabend quasi überfallen hatte mit unserer Ankunft und bitte uns für eine Nacht zu beherbergen, war es schnell sehr herzlich und per Du. Sie hätten es ja nicht tun müssen, doch sie taten uns den Gefallen und dafür möchte ich keines Menschen Vertrauen missbrauchen und mich doch auf irgendeine Art erkenntlich zeigen. Nach dem leckeren Kaffee und Kuchen bereiteten Sandra und ich einen Pizzateig vor. Danach blieb ich bei den Frauen, sprach mit Gabys Mann der außerhalb arbeitete und ebenfalls sehr freundlich offen und neugierig war.

Da Peter mich sehr gerne und fast unbedingt nach Rudolstadt zum Folklorefestival einladen wollte und ich dies auch irgendwie interessant fand, musste ich mich kümmern in dieser Zeit einen vertrauenswürdigen Platz für meine Eselchen zu finden. Der gute Jonas hatte mir von einem Eseltrekkingverein berichtet und mir dessen Adresse gegeben. Diese bietet neben einigen Fachwissen über Esel auch Adressen von Menschen, die Trekker aufnehmen. Als ich nachgeschaut hatte fand ich in der Nähe von Luckau direkt einen Platz. Toll, das lag direkt auf meiner Reiseroute und könnte zu schaffen sein, bis zum ersten Juliwochenende. Ich rief bei der Familie an und fragte diese verrückte Frage. Es kam mir seltsam und komisch vor so etwas zu fragen. "Ja, ich bin gerade auf Wanderschaft, möchte aber gern mit einem Freund nach Rudolstadt, was so an die 500 km entfernt in Thüringen lag. Würden sie meine Tiere derweil versorgen?" Es war ein älteres Ehepaar, was ich überhaupt nicht erwartet hatte. Sie klangen sehr freundlich. Die Frau wollte mit ihren Mann Rücksprache halten und rief mich später mit der Zusage zurück. Ich jubelte innerlich. Hatte nicht wirklich daran geglaubt. Mit meiner Oma telefonierte ich auch noch, die sehr erfreut über meinen Anruf war. Sie macht sich immer solche Sorgen. Aber auch freute mich ihre Stimme zu hören. In der Entfernung bekommt die eigene Familie so langsam doch eine größere Bedeutung für mich und ich spürte so nach und nach wie sich das Familienband festigte und wir uns durch die Entfernung, paradoxerweise, immer näher kamen.

Nach dem die Pizza fertig belegt und gebacken war, aßen wir sie natürlich. Danach war ich so schwer und müde, dass ich am liebsten ins Bett gegangen wäre. Aber das wurde mir nicht gewährt, weil Sandra und Gaby mir sehr gerne ihre Fotos zeigen wollten. Also blieb ich und schaute Sandra's Fotos aus Österreich an. Schöne alpine Gegend, mit ihrer Heimat keineswegs zu vergleichen. Sie erzählten mir, dass sie in Kärnten Affen frei ausgesetzt hatten. Erscheint mir irgendwie absurd, aber der Mensch ist halt manchmal so, und es zieht wohl die Touristen vermehrt an. Gaby zeigte mir auch noch Fotos von ihrem Urlaub und so wurde es doch noch ein redlicher Abend. Gegen 23.30 Uhr bin ich dann ins Bett.