Sonntag, 6. Juli 2008

30. Juni 2007: Falkenberg – Großrössen – Kleinrössen



















Die unruhige Nacht sorgte dafür, dass ich müde aufstand, ein kleines Frühstück zu mir nahm, die Esel neu an den Bäumen befestigte und mich wieder hinlegte. Der Himmel war übersät von hübschen Wolkenformationen, die viel Platz für meine Phantasien schufen. Irgendwann am späten Vormittag rollte ich mich aus meinen Zelt und machte ganz langsam alles klar, um weiter ziehen zu können. Doch so wie ich alles eingepackt hatte, überraschte uns ein netter Regenschauer und ließ mich in wartender Position ausharren. Zuvor hatte ich natürlich alles abgedeckt, sowie die Eselchen. Es dauert nicht zu lange an und dann konnten wir durchstarten. Auf dem Weg durch Felder und Felder fand ich eine schöne Bussardfeder, über die ich mich sehr freute. Sie nahm ich gerne mit, hatte aber schon eine neue Feder an meiner Fahne befestigt, nämlich eine der gepunkteten.

Der Weg durch die landschaftlichen Strecken Brandenburgs hielt sich nicht lange, denn ich musste jetzt weiter in den Westen und dann kam erst einmal nur Straße. Recht stark befahrene Landstraße. Um mich herum Felder und Felder, doch nirgends waren Wanderwege oder ähnliches. An einem kleinen See hielt ich kurz an, um die Tiere ausreichend zu tränken. Dann weiter an der Landstraße, was mich eher stresste, so bog ich dann einfach in ein Waldstück ein, was ein angenehmeres Wandern bedeutet. Doch auch hier kam ich später wieder bei der Landstraße heraus. Nochmals gingen wir an der Straße entlang und die Autos brausten an uns vorbei und immer wieder wünschte ich, dass wir heil durch kämen, da die Autofahrer nicht langsam an uns vorbei fuhren, sondern sehr schnell. Wenn man bedenkt, dass wir laufen und sie in einem Audi oder ähnlichen sitzen, bei welchen man bei 60 km/h noch denkt, dass man durch die Gegend schleicht, ist der Unterschied recht groß.

Nun ja, wir kamen heil in Großrössen an und ich musste feststellen, dass dies eher ein verschlossenes Dorf ist. Die Leute zogen sich zurück, als sie uns sahen und ich nach Wasser fragen wollte und nach dem weiteren Weg. Doch einer war so nett und gab uns Wasser, über den Zaun. Ich wollte mit den Eseln pausieren, weil wir einfach eine Pause brauchten und so rastete ich in dem Ort an einem Graben, wo Gras wuchs. Hier begann die Landschaft der Wassergräben, die Wohnorte für viele kleine Insekten und Frösche bot. Die Leute beguckten uns neugierig und sehr scheu, so aus verstohlenen Ecken und ich sah die Gardinen sich bewegen und jedesmal wenn ich hinsah, schien niemand dahinter zu stehen. Ein Jugendlicher brauste mit lauter Tekknomusik mehrmals an uns vorbei und ich merkte, dass ich in einem anderen Landkreis angekommen bin. Hier sind die Leute anders, sowie die Landschaft, die flach war, aber durch das Wasser recht grün. Während der Pause tröpfelte es hin und wieder mal. Dann ging es weiter ins nächste Dorf, denn ich musste jetzt wiedermal über einen Fluss, die schwarze Elster. Brücken stehen zumeist nur in Menschennähe, also Dorf – oder Stadtnähe. So liefen wir jetzt durch Kleinrössen, was noch verschlossener war, was dessen Hofarchitektur schon vermuten ließ. Es waren Bauernhöfe mit großen verschlossenen Toren, über die ich nicht hinweg schauen konnte. Alle Höfe waren zu, außer einer, dort wurde soeben Hochzeit gefeiert. Ein guter Zeitpunkt um zu heiraten, es war nämlich Vollmond.

Ich freute mich auf ihn und wusste, dass nach dem Dorf grünes Land kommen würde, wo ich schon einen Platz für uns finde. Doch ich hatte unsere eben aufgefüllten Wasservorräte in der Pause sehr verbraucht, dass ich nochmal hier nachfragen wollte, um sie wieder aufzufüllen. Ich kam aber eben an keinem offenem Hof vorbei, doch wirkte die Nr.13 etwas alternativer, obgleich er auch verschlossen war. Wir zogen daran vorüber und da kam mir eine junge Frau entgegen, die mich ansprach. Sie fragte ich sogleich nach Wasser, nach dem ich ihr kurz einige Fragen beantwortet hatte. Sie nahm mich mit, in die Nr. 13. Aha, wieder dieses Zahl ...

Bei ihr war ein großes Fest, viele alte Schulfreunde kamen mit ihren Familien, um dort zusammen zu kommen und zu feiern. Sie gab mir frisches Wasser und zwei Stücken Kuchen. Ja, Kuchen esse ich so gerne und so selten seid ich unterwegs bin, deshalb verharrte ich noch eine Weile und als ich weiter gehen wollte kamen gerade alle vom Fußball spielen zurück. Kinder, Mütter, Väter liefen freudig zur Nr.13 und als sie uns sahen umringten uns die Kinder und auch einige der Erwachsen, um mir viele Fragen zu stellen. Julianne lud uns kurzerhand ein bei ihnen die Nacht zu verbringen und ein wenig mitzufeiern. Die Kinder jubelten und ich konnte kaum "Nein" sagen, obgleich ich zu Vollmond lieber allein gewesen wäre. So ging ich wider mit rein, suchte uns ein Fleckchen für unser Lager. Es standen schon einige Zelte und Wagen auf dem Gelände, doch ich fand ein Plätzchen für uns alle. Die Kinder ließen uns nicht allein und ich brauchte so ewig mit aufbauen des Lagers. Sie bürsteten die Esel und einige besorgten sogar Heu von einem benachbarten Bauern. Ja, herrlich, wie sich die Kinder kümmerten. Sie hatten lange zum Heu holen gebraucht, wo sich schon die Eltern Sorgen machten. Wir gingen sie suchen und sie kamen uns freudestrahlend mit einem Sack Heu entgegen.

Die Kinder liefen einige Runden mit den Eseln durch den Garten, wobei Sasi am meisten beansprucht wurde, weil Minielas noch zu jung für die recht großen Kinder war. Julianne, die Gastgeberin war voll auf beschäftigt, brachte mir aber noch eine Schlammbowle, die sehr gut gemacht war und lecker mundete. Erst als es die Dämmerung einsetzte hörten die Kinder so langsam auf, wollten was essen und mussten dann auch in die Betten. Ich konnte mich an ihrem Buffet bedienen, blieb aber zögerlich. Irgendwie war ich in der Runde der Erwachsenen schüchterner. Es sind alles alte Freunde aus Schulzeiten, die sich über Anekdoten und gegenwärtige Themen beschäftigten. In dem Nachbargrundstück war die Hochzeitsfeier und die Dorfmusik hallte laut durch die Nacht. Man hörte, dass auf der anderen Seite gut gefeiert wurde und alle Spaß hatten. Hier war es eine Wiedersehensparty. Und das sie so offen gewesen sind, lag wohl eher daran, dass es Thüringer waren und keine Kleinrössner.

Julianne erzählte mir auch die tragische Geschichte dieses Landes, dass die Menschen so verschlossen hat werden lassen. Es ist Grenzland von Sachsen und Brandenburg und war daher oft umkämpft. Durch die Kriege hatten sich die Menschen vor Fremden immer mehr verschlossen und dies eben auch in der abweisenden eingemäuerten Architektur ihrer Höfe anschaulich wird. Sie wollte hier wieder wegziehen mit ihrem Mann und den zwei Kindern. Ansonsten ist es eine schöne Gegend da. Ich hörte ihnen zu beim erzählen als wir alle im Kreise, um das Lagerfeuer saßen und erfreute mich an ihren interessanten, lehrreichen und witzigen Geschichten. Einer der Leute hatte sogar ein tolles Kraut dabei, was mal durch die Runde ging und mich erfreute. Doch hier in dieser Gruppe wurde ich zunehmens unkommunikativer und müder, da ich eben so schüchtern war und kaum mitreden konnte. So verzog ich mich dann zeitig und selig durch die Kräuter ins Bett und schlief irgendwann ein. Die Hochzeitsgäste wollte nämlich noch gar nicht mit feiern aufhören und riefen dem DJ immer wieder Zugabe zu, der noch ein -, zweimal zugab und dann sich auch der Nachtstille hingab, die sich immer mehr ausbreitete.

29. Juni 2007: Beilrode – Falkenstruth – Rehfeld – Kölsa – Falkenberg – Wald





Tabs der Hund bellte wieder früh und so kroch ich gegen 7 Uhr aus dem Bett, was gut war, denn heute wollte ich weiter gehen. Heute bereitete ich das Frühstück für alle vor, doch Gaby und Sandra hatten nicht viel Zeit, da sie einen Termin außerhalb hatten. Christian schlief noch. Ich fing dann an mit aufräumen, packen und selbst die Wäsche war noch trocken geworden. Sasi's Wunde ist recht gut verheilt nach mehrmaliger Behandlung mit Johanniskrautöl. Ich putzte und sattelte die Eselchen und dann kamen Gaby und Sandra wieder zurück. Ich wollte auch nicht ohne "Tschüss" zu sagen gehen. Sie schenkten mir noch eine Decke, davon hatten sie einige und ich nahm noch ein paar Salbeiblätter mit für Tee. So hatten Sasi und Sulle wieder eine Decke. Ich bedankte mich recht herzlich bei ihnen für die schöne Zeit und ihre herzliche Gastfreundschaft. Dann ging es wieder los. Sandra begleitete mich noch ein Stück des Weges mit Tabs bis in den Wald. Dann verabschiedenten wir uns auch schweren Herzens von einander. Wir sind uns alle in so kurzer Zeit recht ans Herz gewachsen.

Es ging bis Rehfeld durch den Wald. In Rehfeld hielt mich ein Motorradfahrer an, der mich fragte, ob ich ihn Miniela verkaufen würde. Das war völlig absurd und auch ein wenig frech, befand ich. Ich war mitten auf Wanderschaft und er will mir einen Esel abkaufen. Er bot mir 1000 € für sie, doch nicht einmal für
100 000 € würde ich einen meiner Wanderesel verkaufen. Ich erklärte ihm die Situation und gab ihm Tipps wo er Esel kaufen könnte. Er gab mir seine Karte in der Hoffnung ich könnte ihm etwas vermitteln, falls ich unterwegs solche Tiere in Minielas Art sah. Dann verabschiedeten wir uns. Kurz darauf fand ich drei wunderschöne Federn mit so Punkten, ich vermutete das es vielleicht Eulenfedern seien, denn ich will immer Eulenfedern finden.

Nun erfreut zog ich weiter und machte am Ende des Dorfes eine Pause an einer Bank. Ich ging bei den umliegenden Häusern nach Wasser fragen für die Tiere und bekam sogar ein wenig Heu für die Esel, was mich und vor allem die Esel erfreute. Sie fraßen alles auf. Es war einmal wieder die Nummer 13. Einer meiner Lieblingszahlen mit magischer Ausstrahlung. Sie brachte mir noch nie Unglück, sondern eher umgekehrt.

Als wir wieder weiter liefen, mussten wir an der Landstraße entlang. In Kölsa holte ich mir noch eine kühle Limo und musste das Fotografieren des Ladenbesitzers ertragen. Ich kam dann an einer Pferdekoppel vorbei, wo die Pferde wieder etwas verrückt worden als sie die Esel sahen. Aber ein kleines Pony sah uns mit traurigen Augen hinterher. Es stand allein und wäre bestimmt gern mitgekommen, so fühlte es sich an, als ich es ansah. An dem Pferdehof wollte ich nach einem Ponywagen fragen, doch sie waren alle so beschäftigt mit Reitunterricht, dass ich weiter zog.

In Falkenberg traf ich sogleich auf eine Familie die sich über uns erfreuten und beschrieben mir einen Waldweg nach Großrössen, welches mein nächstes Ziel war. Doch dieses würde ich an diesem Tage nicht mehr erreichen. Beim PLUS musste ich abbiegen und nutzte dies noch zum einkaufen. Die Bäckerverkäuferin schenkte mir zwei Brötchen dazu und draußen warteten schon zwei neugierige Mädels auf den oder die Besitzerin der Esel. In meinen Fall, völlig klar, die Besitzerin. Sie stellten mir viele neugierige Fragen über das Reisen und Warum und so. Sie waren gerade mal 10 Jahre und trugen Kleidung und Schminke wie Jugendliche Mädchen. Das verwunderte mich sehr. Wieso erfreuen sie sich nicht an ihrer Kindheit, sie werden schnell genug alt. Und doch wollen ja die meisten Kinder schnell älter werden, dass sie mehr ernst genommen werden und mehr Rechte haben. Zumeist werden die Pflichten hierbei vergessen oder ebenfalls nicht ernst genommen. Naja, ich wollte jetzt weiter, da die Esel schon unruhig wurden. Sasi zog noch mal die "Sturer - Esel – Nummer" ab, zur Belustigung der einkaufenden Leute und dann kamen wir doch weiter, denn hier am PLUS konnte ich ja schlecht das Nachtlager errichten. Wir gingen über einen Feldweg, sahen ein Bauerngut, wo ich nach einer Wiese zum Rasten fragte, aber weiter geschickt wurde. Und dann sah ich ein kleines feines dichtes Kiefernwäldchen und hinter diese ging ich und bereitete mein Lager auf. Es gab Gras für die Esel und ich hatte auch noch etwas Heu von Gaby mit. So schliefen wir das erste Mal seit langem wieder wild draußen und etwas mulmig war mir schon zumute. Mir saß noch immer der Schrecken in den Gliedern nach den nächtlichen Erfahrungen von Wilchwitz und Roitzsch. Doch ich wollte meine Angst überwinden und mich nicht von ihr beherrschen lassen, sondern sie beherrschen.

Es gibt ja verschiedene Ängste, wie die rationale Angst und die irrationale Angst. Die rationale Angst ist wirklich, warnend und ernst zu nehmen. Die irrationale Angst ist mehr Einbildung, negative Phantasie. Wenn ich Angst spüre muss ich sie prüfen, wo sie wohl hin tendiert. Meist liegt Gefahr auch schon in der Luft und man kann sie vorahnen, wenn man seiner Intuition und Gefühlen vertraut, die einem solche Gefühle geben. Dann kann man sich vorbereiten, sie vielleicht sogar abwenden. Nun ja, momentan beherrschte mich mehr die irrationale Angst, die ich nun wieder beherrschen wollte. Ich dachte mir, es ist gut noch im Hellen einzuschlafen, denn erst wenn die Nacht ihren dunklen Schatten über das Land gelegt hat, beginnt einen die Phantasie die gemeinsten Streiche zu spielen. Seltsamerweise ist es dann schwer sich positive Dinge vorzustellen und jedes Geräusch was man wahrnimmt, ist irgend etwas schlimmes, als einfach nur ein Tier, was durch den Wald schleicht. Die Wahrnehmung steigert sich im dunklen, die anderen Sinne werden stärker beansprucht und verfeinern sich. So könnte man sich Blindheit vorstellen. Blinde können ihre anderen Sinne, wie Geruch -, Tast – und Hörsinn viel stärker ausbilden, weil sie es müssen, um in der Umwelt zurecht zu kommen. Die Auflösung und begreifen der Impulse, die sie bekommen ist schneller als bei sehenden Menschen. So hat der sehende Mensch zumeist erstmal Furcht in der Dunkelheit, kann die Geräusche nicht einordnen und auflösen und spinnt sich daher zumeist negative, angst machende Dinge zusammen. Wobei das sicher nicht bei allen Menschen der Fall ist.

Ich schlief im Hellen ein, erwachte gegen 1 Uhr und Sekunden später bellte ein Rehbock gleich bei uns. Die Esel erschraken, so wie auch ich, rissen sich von der Leine los und rannten glücklicherweise nicht weit weg. Es war ja nur der Schreck durch dieses laute rohe Brüllen. Ich weiß ja, dass sie uns nichts tun, doch ihre laute klingen jedes mal wieder schrecklich. Ich knotete die Leinen wieder zusammen und bemerkte, dass mein innerer Spürsinn, meine Intuition mich Sekunden vorher geweckt hatte, dass ich vielleicht was hätte tun können. Ich war überrascht und erfreut darüber. Einen Esel nahm ich an die Leine, die Sasi, weil der Karabiner brach der ihr Seil hielt. So schlief ich unruhig mit der Leine in der Hand ein und erwachte stets von den Eseln, die immer wieder mein Zelt umrundeten und dabei gegen das Zelt krachten. Oder sich auch am Zelt schupperten, obwohl hier auch Bäume zu diesem Zwecke gab. Nun ja, als Rudelchefin ist es meine Pflicht mich um die Sicherheit der Tiere zu kümmern, deshalb umkreisten sie mich wohl stetig. So wurde es zu einer kurzen, nicht sehr erholsamen Nacht, aber ohne ernste Bedrohungen.

28. Juni 2007: Beilrode / Falkenstruth

Nach mehrmaligen aufwachen und wieder einschlafen stieg ich gegen 10 Uhr aus dem Bett und hängte meinen Schlafsack zum auslüften raus. Ich hatte schlecht geträumt von Freunden aus alter Zeit, die mich hängen ließen, während ich ihnen immer hinterher gerannt bin. Das hinterließ ein negatives Gefühl in mir. Als ich beim Frühstück saß fing es an mit regnen. Toll, mein Schlafsack nass. Ich stürzte raus, damit er nicht ganz klatschnass werden würde. Danach begann es in Strömen zu regnen und zu regnen, so wurde entschieden, dass wir alle noch einen Tag bleiben könnten. Danke, das war zu freundlich, denn es hagelte auch noch zusätzlich. Kein schönes Wanderwetter. Sandra brachte mich dazu meine Wäsche zu waschen, was doch sehr gut war, denn wer weiß, wann mir das wieder passiert. So was kann ich ja nie vorausplanen. Für Sasi's Achselheilung war es auch gut, das wir noch blieben.

Ich zog mich dann in mein Schlafgemach zurück, bekam von Sandra indische sphärische Musik und schrieb meiner lieben Schwester einen Brief. Dann kam Christian, der Sohn von Gaby. Zum Glück, habe ich seinen Namen aufgeschrieben, da ich ihn schon vergessen habe. Jetzt wo ich ihn lese, ist wieder die Erinnerung da. Er zog gerade wieder in das Haus seiner Mutter und ich half mit beim Möbel hoch tragen und solchen Kleinigkeiten. Wir verstanden uns richtig gut und scherzten viel miteinander. Ein humorvoller und verständnisvoller Mensch. Beim Abendbrot schien es mir, als würde ich schon lange hier leben und mit zur Familie gehören, so wohl fühlte ich mich. Sie gaben mir auch dieses Gefühl von Zugehörigkeit. Später telefonierte ich noch mit Peter und teilte ihm die freudige Nachricht mit, dass ich einen Platz für die Esel gefunden hatte. Es ist mir immer wieder wunderlich und erstaunlich wie sich etwas verwirklichen kann, wenn man es wirklich will und Eigeninitiative zeigt. Nun es waren noch ungefähr 70 km oder mehr. Ich kann die Entfernungen auch immer nur schätzen, da ich kein Trekker - GPS – System bei mir führte und auch nicht wollte und will.

27. Juni 2007: Beilrode / Falkenstruth

Tabs weckte mich am Morgen, weil er raus wollte. So ließ ich ihn raus und dann bellte er weil er wieder rein wollte. Ach ja, dieses Spiel ereignete sich dreimal, hin her, her hin. Ich war leicht angenervt, weil ich mich eigentlich mal ausschlafen wollte. Nun ja, ich ließ dann die Tür einfach offen. Bin allerdings erst später drauf gekommen, so verschlafen war ich. Sandra weckte mich gegen 9.30 Uhr zum Frühstück. Das war sehr lecker. Gaby und Sandra gewährten mir einen Ausruhtag, was ich auch brauchte. Sie fuhren nach dem Frühstück in die Stadt, um Besorgungen zu machen. Ich legte mich wieder ins Bett und schlief bis 14 Uhr durch. Das tat gut.

Das Wetter war sehr windig, aber nicht so regnerisch. Ich schaute vor dem Schlafen noch nach den Eselchen, denen es gut ging. Sasi hatte aufgeriebene Achseln von dem Sielengeschirr, welches ich ihr anzog beim wandern, weil ich sonst nicht wusste wohin damit, bis ich vielleicht mal einen Wagen finden würde. Johanniskrautöl ist da wieder der Spitzenreiter in der Heilung solcher Wunden.

Minielas Schreien weckte mich irgendwann, was mich verwunderte, was soll hier geschehen an diesem einsamen Ort. Es war auch nichts weiter, außer dass Sasi den Weg auf die vordere größere Weide gefunden hatte, da Sandra ihn ihr zeigte, und Miniela sich nicht hinterher traute und deshalb nach Sasi rief. Ich lockte sie mit vor und freute mich, dass sie mir vertraute. Als sie mit vorn war, sprang und rannte sie freudig herum. Beide Esel jagten die Schafe zum Spaß, was wohl die Schafe nicht so lustig fanden.

Wir aßen zum späten Mittag eine kleine Suppe und dann schauten sich die Frauen eine Serie an, welcher ich nicht beiwohnen wollte. So ging ich runter in mein Zimmer und schrieb Tagebuch. Später fuhr ich mit Sandra auch noch mal kurz ins Dorf. Ich holte Kuchen für uns alle, das erschien mir das mindeste für ihre Gastfreundschaft. Also dafür, dass ich sie am Vorabend quasi überfallen hatte mit unserer Ankunft und bitte uns für eine Nacht zu beherbergen, war es schnell sehr herzlich und per Du. Sie hätten es ja nicht tun müssen, doch sie taten uns den Gefallen und dafür möchte ich keines Menschen Vertrauen missbrauchen und mich doch auf irgendeine Art erkenntlich zeigen. Nach dem leckeren Kaffee und Kuchen bereiteten Sandra und ich einen Pizzateig vor. Danach blieb ich bei den Frauen, sprach mit Gabys Mann der außerhalb arbeitete und ebenfalls sehr freundlich offen und neugierig war.

Da Peter mich sehr gerne und fast unbedingt nach Rudolstadt zum Folklorefestival einladen wollte und ich dies auch irgendwie interessant fand, musste ich mich kümmern in dieser Zeit einen vertrauenswürdigen Platz für meine Eselchen zu finden. Der gute Jonas hatte mir von einem Eseltrekkingverein berichtet und mir dessen Adresse gegeben. Diese bietet neben einigen Fachwissen über Esel auch Adressen von Menschen, die Trekker aufnehmen. Als ich nachgeschaut hatte fand ich in der Nähe von Luckau direkt einen Platz. Toll, das lag direkt auf meiner Reiseroute und könnte zu schaffen sein, bis zum ersten Juliwochenende. Ich rief bei der Familie an und fragte diese verrückte Frage. Es kam mir seltsam und komisch vor so etwas zu fragen. "Ja, ich bin gerade auf Wanderschaft, möchte aber gern mit einem Freund nach Rudolstadt, was so an die 500 km entfernt in Thüringen lag. Würden sie meine Tiere derweil versorgen?" Es war ein älteres Ehepaar, was ich überhaupt nicht erwartet hatte. Sie klangen sehr freundlich. Die Frau wollte mit ihren Mann Rücksprache halten und rief mich später mit der Zusage zurück. Ich jubelte innerlich. Hatte nicht wirklich daran geglaubt. Mit meiner Oma telefonierte ich auch noch, die sehr erfreut über meinen Anruf war. Sie macht sich immer solche Sorgen. Aber auch freute mich ihre Stimme zu hören. In der Entfernung bekommt die eigene Familie so langsam doch eine größere Bedeutung für mich und ich spürte so nach und nach wie sich das Familienband festigte und wir uns durch die Entfernung, paradoxerweise, immer näher kamen.

Nach dem die Pizza fertig belegt und gebacken war, aßen wir sie natürlich. Danach war ich so schwer und müde, dass ich am liebsten ins Bett gegangen wäre. Aber das wurde mir nicht gewährt, weil Sandra und Gaby mir sehr gerne ihre Fotos zeigen wollten. Also blieb ich und schaute Sandra's Fotos aus Österreich an. Schöne alpine Gegend, mit ihrer Heimat keineswegs zu vergleichen. Sie erzählten mir, dass sie in Kärnten Affen frei ausgesetzt hatten. Erscheint mir irgendwie absurd, aber der Mensch ist halt manchmal so, und es zieht wohl die Touristen vermehrt an. Gaby zeigte mir auch noch Fotos von ihrem Urlaub und so wurde es doch noch ein redlicher Abend. Gegen 23.30 Uhr bin ich dann ins Bett.

Sonntag, 22. Juni 2008

26. Juni 2007: Torgau – Loßwitz – Torgau – Kreischau – Beilrode/Falkenstruth















Ich erwachte recht spät, so gegen 8 Uhr. Draußen schien die sonne und sagte mir somit, dass ich beruhigt weitergehen könnte. Die Familie hatte mir angeboten noch einen Tag bleiben zu können, wenn ich wöllte. Doch, die Sonne schien so angenehm, dass ich mich entschloss weiter zu ziehen. Sie hatten mir den Weg beschrieben und ein Reiterkarte geschenkt. Dafür ließ ich ihnen meine alte Karte da, die nur bis Torgau ging. Außerdem hatte ich noch die Karte von Jonas, die allerdings nicht detailliert war, eher weiträumig den Weg nach Eisenhüttenstadt und Berlin aufzeigte.

Die Familie war arbeiten und nicht zu hause. Nach dem Frühstück konnte ich mit einem alten Fahrrad von ihnen ins Kaufland fahren, um mir Tabak zu besorgen. Sie hatten mir angeraten mit den Tieren nicht durch die Stadt zu gehen, sondern außen herum an der Elbe entlang. Ich freute mich schon darauf die Elbe zu sehen, da sie schon immer mein zu Hause verkörperte, in Pirna wo ich aufgewachsen bin und in Dresden, wo ich meine Jugend verbrachte und ich später aus der Stadt floh mit dieser Reise, weil meine Sehnsucht nach Natur und Ruhe zu stark geworden sind. Das Fahrrad war eine Messe, ich bin froh, dass es unterwegs nicht in seinen Einzelteile zerfallen ist, denn es klapperte und eierte beim fahren sehr stark. - Wir kamen heil wieder zurück. Auf dem Biberhof sitzt ebenfalls ein Naturschutzzentrum – Nabu - , die gerade eine Schulklasse da hatten.

Ich veranstaltete die übliche Putz – und Packsession und zog dann den beschriebenen Weg weiter. Da hier auf diesem Gelände eine Teichwirtschaft war, gab es einen Fischimbissstand, an dem ich nicht recht vorbei kam, obgleich ich eben gefrühstückt hatte. Frischer Fisch ist doch was feines und den gönnte ich mir. Dabei fing es an mit regnen. Wir wurden neugierig beguckt, aber doch recht in Frieden gelassen. Auch als einige Polizisten kamen, kamen keine neugierigen Fragen. Einige spendeten den Eseln und Sulle ihre Brötchen.

Wie ich von dem Herrn der Gastfamilie erfuhr, gibt es in Loßwitz einen Eselbesitzer. Vielleicht sollten sich unsere Wege treffen, doch dies war nicht der Fall. Ich ging durch das alte Dorf und dann runter auf den Elberadweg. Der Regen hatte kurzzeitig aufgehört und als ich an der ersten Brücke ankam, welche hoch über den kleinen Elbhafen stand, fing der Wind stark an zu blasen und die Esel wollten nicht wirklich drüber gehen, da sie auch mit Holzdielen gemacht war, die kleine Lücken dazwischen hatte, wo die Esel nach unten schauen konnten. Und so etwas ist ihnen immer nichts, zu riskant für diese vorsichtigen Tiere. Doch ich musste darüber um auf die richtige Elbbrücke zu gelangen und so trieb ich sie lautstark an, wobei uns der Wind die Köpfe zerzauste. Arbeiter vom Hafen schauten hoch und schüttelten erstaunt die Köpfe. Doch wir schafften es. Dann führte uns ein Spiralförmiger Weg nach oben zur Brücke. Sasi hatte diese Aufregung zugesetzt und sie bekommt dann immer Durchfall und das mitten auf den schönen Weg und nochmal oben auf der Brücke, wo der Wind wieder wie verrückt blies und der Regen in dicken Tropfen auf uns hinab prasselte.

Die Elbe hatte sich nicht verändert und ich grüßte sie. Über die Brücke geschafft und sogleich runter auf die Elbwiese in den Schutz der Brücke. So wie wir drunter waren hörte es erst einmal auf mit regnen. Ein Mädchen fragte mich, ob wir Hilfe bräuchten, aber alles war ok. Ich packte ab und war erleichtert ein trockenen Rastplatz für uns zu haben. Da kam ein älterer Mann zu uns und fragte mich neugierig aus. Ich war recht erschöpft und müde, wollte nicht so recht reden, aber was solls, so unhöflich wollte ich auch nicht sein. Wir redeten über einiges. Ich erfuhr, dass in der alten Festung oberhalb der Elbe ein Jugend - und Punkerclub ist und gedachte zunächst vielleicht dort hinzugehen, um eine Nacht dort zu übernachten, um mal wieder mit jungen Leuten und Musik zu sein. Doch zunächst war ich hier. Es fing immer wieder an zu regnen. Der Mann verabschiedete sich dann auch und drückte mir noch eine zehn Euro Spende in die Hand. Danke.

Ich schrieb ein wenig Tagebuch und gedachte am liebsten hier zu bleiben, da ich mich so was von müde und kalt fühlte. Doch so gemütlich war der Ort nun auch nicht, vor allem nicht sehr geschützt. So besann ich mich auf die Worte des Mannes und entschloss mich bei den Punkern zu fragen. Ich blieb zwei bis drei Stunden an dem Platz bis ich weiter ging. Und als wir so wieder im laufen waren, dachte ich dass ich jetzt auch noch bis nach Beilrode gehen konnte, der der vorgeschlagen Familie, die uns eventuell aufnehmen könnte für eine Nacht. Die Esel waren auch wieder ausgeruht und gesättigt und so liefen wir erstmal auf dem Fahrradweg an der B 87 entlang, die ab jetzt meine Leitlinie nach Eisenhüttenstadt sein würde. Doch nur da wollte ich nicht lang gehen, da dies nun nicht so romantisch und ruhig ist. So bog ich südlich nach Kreischau ab, durchquerte es, sah mich hier doch nach Übernachtungsmöglichkeiten um, fand nichts passendes und ging weiter auf Beilrode zu.

Der Weg dahin zog sich in die Länge. Es kam hin und wider ein kleiner Regenschauer. Und einmal schien die Sonne dabei, was einen herrlichen Regenbogen hervorbrachte, welche in Richtung Beilrode hing. Das war das Zeichen für mich bis zu der Familie zu gehen, die mir empfohlen wurde. Ich musste das gesamte Beilrode durchlaufen, probierte dort noch einmal unter zu kommen. Ich war müde und wieder näherte sich vom Horizont eine dicke dunkle Wolkenwand. Das Haus der Familie lag nach Beilrode, kurz vor Falkenstruth. Kurz nach dem Dorfende wollten die Esel nicht mehr so recht, eben so wie ich, aber ich wollte durchhalten und trieb zu gleichen an. Sasi spürte dies dann wieder und lief schnurstracks gerade aus. Endlich kamen wir an dem einsamen Haus an, was ich den anfänglichen brandenburgischen Mark stand. Hier wurde das Land schon flach und zeigte die typischen sandigen Böden mit Kiefernwäldern. Es war schon recht spät, so zwischen 19 und 20 Uhr. Ich stand vorm Tor und genau in diesem Moment fing es erneut an mit regnen. Ich klingelte und klingelte, dachte es sei niemand da oder die Klingel ist kaputt. Doch da schrie jemand nach draußen, dass ich aufhören sollte mit klingeln. Der Klingelknopf hatte sich fest gehangen und klingelte nun ununterbrochen, was natürlich sehr nervend ist.

Ich erzählte von der Familie am Biberhof, dass sie mich zu ihnen empfohlen hatten und bat darum eine Nacht bei ihnen bleiben zu können. Die Esel hatten sich derweil in den jungen Bäumen vorm Tor versteckt, um nicht nass zu werden. Es dauerte eine Weile und dann wurden wir tatsächlich eingelassen. Wieder war ich erleichtert und froh über solch einen glücklichen Umstand, gerade zum Regenbeginn aufgenommen zu werden. Der Regen war nicht so heftig wie am Abend zuvor. Gaby, die Hausherrin, hatte bei Claudia angerufen und sich erkundigt, ob das stimmt, was ich erzählt hatte. Und als sie von ihr erfahren hatte, dass ich in Ordnung bin, ließen sie uns ein. Vielsten Dank.

Nun, die Esel kamen zu den Schafen, die Stall und großen Auslauf hatten. Und ich konnte mein Gepäck und Schlafraum in ihren Hobbyraum beziehen. Sie hatten die Befürchtung, dass ihr alter Hund Tabs mit Sultan ein Problem hätte, doch wie sich später herausstellte kamen beide miteinander gut aus. Alle Tiere bekamen Futter und auch ich bekam noch schön warmes Kräuterbaguette. Gaby war derzeit krank und zu Hause, auch ihre Tochter Sandra war gerade zu hause, eigentlich arbeitet sie in Österreich. Spät am Abend kam noch ihr Sohn, dessen Namen ich leider vergessen, obgleich wir uns sehr sympathisch waren und sehr gut verstanden. Wir konnten gut miteinander witzeln. Nun ja, so lernten wir uns kurz kennen und ich fiel gegen 23 Uhr todmüde ins Bett und schlief angenehm. Tabs schlief mit bei uns im Hobbyraum.

25. Juni 2007: Neumühle – Staupitz – Torgau













Am Morgen weckten mich ein kurzer Regenschauer, der nicht all zu lange ging. Das würde ein kühlerer Tag werden, welcher gut zu meinem schweren Kopf passte, den ich vom Vorabend hatte. Es war doch ein wenig zuviel Alkohol, dennoch hatte ich glücklicherweise keinen heftigen Kater mit Übelkeit oder ähnlichen Katererscheinungen. Kai war schon regsam unterwegs und sah ganz anders als am Vorabend aus, in sauberen ordentlichen Kleidern, doch viel zu beschäftigt, um mich wahrzunehmen. Auch ich war eben noch benebelt und nicht so ganz da. Er hatte sein Handy verloren und suchte hektisch umher, denn er musste auch los zur Arbeit. Leider konnten wir uns so nicht mehr von einander verabschieden. Er war mir sympathisch. So ging ich meinen üblichen Beschäftigungen nach, wie allen Frühstück geben und nicht zuletzt mir. Dann das Gelände reinigen vom Eselmist, aufräumen, packen, putzen, satteln und gegen Mittag los. Bei Manfred und Barbara verabschiedete ich mich noch, da sie noch blieben und ließ Kai Grüße ausrichten.

Ich musste noch eine Kleinigkeit bezahlen und führte uns dann durch ein kleines Waldstück, um nicht auf der doch recht stark befahrenen Straße laufen zu müssen. Dort fand ich köstliche Blaubeeren und Himbeeren. Hhmm ... Dann schlug ich mich durchs Unterholz und musste noch ein kleines Stück an der Straße entlang, bis ich zum Dorf Staupitz abbog und es durchquerte. An dem letzten Grundstück des Dorfes wartete ein junge Frau auf uns, die mir neugierige Fragen stellte und selbst Esel hat. Sie gab uns Wasser für die Tiere, wobei nur Sultan was trank.

Kurz vor dem Wald pausierte ich im Schatten einer knorrigen Eiche. Da eine Landstraße direkt da lag, fuhren die Autos immer langsam an uns vorbei, manche hielten an, um Fragen zu stellen. Der Pausenplatz erwies sich als sehr ungünstig, zumal er auch von großen Waldameisen bewohnt wurde, die sich nicht schämten überall an uns hochzuklettern und mein Essen zu räubern. Wir waren für sie das gefundene Fressen.

Im westlichen Horizont sah ich ein Gewitter kommen und packte auch deswegen zusammen. Eine Freude und Entspannung bot mir diese Pause nicht. Ich machte uns auch gleich noch regensicher und zog in den Wald ein. An der Kreuzung bog ich gen Torgau ab, sah linker Hand eine kleine Hütte und dachte, sie wäre ein guter Regenschutz, denn es polterte und blitzte nun schon über uns. Aber ich dachte wiederum, dass wir das schon aushalten könnten. Doch der Regen wurde so viel mit dicken fetten Tropfen, dass ich doch in die kleine Hütte zurückzog und sehr dankbar über diese kleine Hütte war. Wir passten alle gerade so rein. Ich musste die Esel regelrecht mit ihrem Gepäck reinstopfen und dann noch mich und Sultan. Leider hatte ich sie nicht fotografiert. Das Gewitter dauerte so an die 20 min. In der Hütte roch es nach Urin, was ich echt nicht verstand, da der Wald genug Platz und Schutz zum piesseln bietet. Es ist mir ein Rätsel warum man in die Hütte piesseln muss?! Voll eklig, dennoch trocken. Der Wald dampfte erfrischend und die Luft war kurzzeitig klar.

Ich lief weiter, es waren noch 5km durch den Wald. Es wurde wieder schwüler, Bremsen und Mücken jagten uns unermüdlich und stachen erbarmungslos zu. Die Esel hatten richtig zu kämpfen, da die Bremsen meist sie attackierten. Wenn ich sie von ihren Hälsen und Köpfen runter schlug sah man ihr Blut. Diese Art von Insekten können einen richtig fertig machen. Außerdem bedeutete dies, dass das Gewitter noch nicht wirklich vorbei war, weitere würden aufziehen und als ich in den Himmel sah, wurde ich vom Anblick der heranziehenden dicken dunklen Wolkenfelder bestätigt. Ich und sicher auch die Esel wollten nur noch raus, auch wenn sie gerne noch einmal an einer saftigen Wiese gefressen hätten. Doch auch da hätten wir nicht in Ruhe pausieren können, da die fliegenden Stechgeister ihr Unwesen mit uns und jedem anderem Tier oder Mensch trieben. Sultan kam mit dem ganzen besser zurecht. Er hat dickeres Fell, wo die Stechbiester nicht so leicht durchdringen konnten. So recht konnte ich den Wald leider nicht genießen. Gern hätte ich noch ein paar Waldhimbeeren und Blaubeeren gepflückt. Kurz vorm Ende des Waldes fiel Sasi's Sattel und da bemerkte ich, dass die Hundedecken, die ihre Satteldecke verloren gegangen war. Doch zurück wollte ich nicht mehr, nur noch raus, so wie alle. So wie wir draußen waren hörte der Terror der Stechbiester auf.

Ich kam ich einer schicklichen neuen Siedlung heraus und ließ auf dem ersten Platz mit etwas grün mein Rucksack fallen, um mich auszuruhen. Alle hatten das Bedürfnis. Sulle lag lang gestreckt im Schatten und die Esel zupften Gras und Blümchen. Muss wohl ein seltsames Bild für die Anwohner sein, in einer solch ordentlichen Gegend mit sauber gekürzten Rasen in jedem Grundstück, dazu Blumenzierde, Steinzierde, Keramikfiguren usw. Ich erfragte den Weg zum Biberhof, welcher mein abendliches Ziel war. Er war nicht mehr weit, wie erleichternd zu wissen. Ich musste auch weiter als ich in den Himmel schaute und die dunkle Wolkenwand sah, die immer näher kam. So gings trotz der Erschöpfung, Hunger und drückender schwüle weiter, die Esel ahnten wohl schon was auf uns zu kam und wo wir hin gingen. Sasia weiß so etwas immer irgendwie schon.

Nach ein bis zwei Kilometern waren wir da. Wir kamen an einem großen See vorbei, einem Naturschutzgebiet und vielen Tiererklärungstafeln, bis wir am Biberhof waren. Die Familie war gerade draußen und nahmen uns sogleich in Empfang. Oh, war ich dankbar über ihre Aufnahme. Es war noch alles seltsam zurückhaltend, weil wir uns nicht kannten und ich zu ihnen vermittelt wurde durch die lieben Leute aus Frauwalde. Es ist auch ein anderes Gefühl für beide Seiten, wenn man die Wanderer freien Herzen einlädt und nicht weil Freunde einen darum gebeten haben. Wir überlegten wohin mit den Tieren und uns, erst Paddock, dann doch Stall, was eine sehr weise Entscheidung war, denn so wie wir im Stall waren, in trockener Sicherheit, platze der Regen aus den Wolken heraus und zwar so heftig, dass wir draußen im Zelt wahrscheinlich davon geschwommen wären. Wahnsinn diese Heftigkeit des Regens und Gewitters. Oh, war ich dankbar, dass sie uns aufgenommen hatten. Ich glaube, die Tiere waren es auch. Sie bekamen Futter und Wasser, auch etwas Hafer. Claudia, die Frau, zeigte mir wo ich schlafen und duschen konnte, und lud mich für später zum Abendessen ein. Ich packte erstmal ab und versuchte mir ein Bett im Stroh zu bauen. Die Esel gingen richtig auf das Stroh ab, sie mögen und brauchen eher das karge Futter für ihr Verdauungs – und Energiesystem. Erst später begriff ich, dass Hafer viel zu Energiereich und fett für die Esel ist, da es einfach nicht ihrer natürlichen Ernährung entspricht.

Nachdem ich alles soweit hatte ging ich duschen und zum Wohnhaus der Familie. Ich war beeindruckt von dieser schönen rustikalen Einrichtung. Einfach, schlicht und trotzdem hatte dies was edles. Es war auch sauber und ordentlich, das macht viel aus. Es gab köstlichen, frischen Salat, Brot und selbst gemachte Wurst. Ein schmackhaftes einfaches und sättigendes Abendessen. Hier lernten wir uns kennen. Dabei erfuhr ich, dass beide selbst gerne unterwegs sind und waren. Oft habe ich schon gehört, dass man zu Zeiten der DDR gut und sicher trampen konnte, ohne Angst zu haben überfallen, ausgeraubt oder vergewaltigt zu werden. So waren sie oft in vielen sozialistischen Ländern unterwegs, die landschaftlich und menschlich keineswegs zu verachten sind, wie Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Ungarn und so weiter. Auch Polen und Tschechoslowakei bieten unberührte Wildnis, herrliche Natur zum wandern. Ihr Sohn war ein begeisterter Mitreisender, jetzt auch begeistert an den Medien, besonders an der Filmform, wo wir auch ein Gebiet zum austauschen hatten, da ich selbst auch am Filmgenre interessiert bin und daran gearbeitet habe, wie zum Beispiel den Feuerfilm, dessen Website mit meiner verlinkt ist. Unter 'Mystisches' und 'Neues aus Dresden' zu finden.

Dann rief noch Werner aus Leipzig an, er sprach so laut, dass alle mithören konnten und sich ein kleines lächeln unterdrücken mussten, was nicht abwertend gemeint ist, denn er hat einfach ein viehische Stimme. Die anfängliche Zurückhaltung hatte sich in wohliges Behagen und gegenseitiger Sympathie aufgelöst. Ihr Sohn schenkte mir seine alte und geliebte Isomatte, die schon viele Jahre und Erlebnisse auf dem Buckel hatte. Das wusste ich sehr zu schätzen, weil ich weiß, wie so ein Schlafutensiel eine besondere Wichtigkeit bekommt und ungern verborgt wird. Er schenkte sie mir, da sie auch schon Luft ließ, aber immer noch gegen Kälte isolierte und das war und ist das wichtigste. Ich hatte meine Isomatte ja auf der großen wilden Kräuterwiese bei Polenz verloren. Jetzt hatte ich wieder eine. Vielen Dank. Es war ein redlicher und harmonischer Abend bei ihnen gewesen. Sie konnten mir auch eine weitere Adresse geben, wo wir unterkommen könnten und in einem Tag zu schaffen ist und auch noch auf dem weg lag. Schön, dass erfreute mich sehr.
Dann ging ich rüber in den Stall und telefonierte noch sehr lange mit dem mir sehr lieb gewonnenen Peter, bis mir die Augen zufielen.

Ich musste noch etwas am Strohbett bauen und dann wurde es gemütlich. Eine Nacht voller heftiger träume hatte ich, doch wie so oft werden sie zu schnell vergessen, wenn der neue Tag gleich beginnt und man klar sein muss.

24. Juni 2007: Frauwalde – Schildau – Neumühle am See















Es war eine angenehme Nacht und ich erwachte recht zeitig, blieb allerdings noch bis nach 8 Uhr liegen. Dann raus in die nicht zu heiße sonne, mich regen, strecken und durchschütteln, das lockert die Glieder und den Geist. Frühstück für die Tiere und dann für mich bei Inah und Wolfram. Ich genoss die Ruhe und Heiterkeit die sie ausstrahlten, ebenso das leckere Frühstück. Herrlicher Sonntagmorgen.

Die Sonne und die leichte Brise trockneten die letzte Feuchtigkeit aus meinen Sachen. Doch dann war es soweit wieder einmal zu packen. Ich hätte auch noch einen Tag bleiben können, doch mich zog es weiter. Als ich alles gepackt hatte, die Esel geputzt und sie gerade beladen wollte wälzten sie sich wieder im Sand und zeigten mir, dass sie gerade gar keine Lust hatten weiter zu gehen. Doch ich kannte kein Erbarmen. Ich wollte nicht hetzen und hatte auch nicht das Bedürfnis heut ewig weit zu gehen, doch das Bedürfnis zum Vorwärts bewegen war in mir vorhanden. Nachdem alle bepackt waren ging ich nochmals zu Inah und Wolfram, um mich zu verabschieden. Die Esel bekamen noch etwas Kraftfutter, ich noch kaltes und heißes Wasser und meine trockene wohlriechende frische Wäsche. Sie begleiteten mich noch ein kleines Stück des Weges und spendeten mir zu guter Letzt noch 20 €, was mich platt machte. Zudem gaben sie mir noch eine Adresse von Freunden die nahe bei Torgau wohnten und Pferde hatten. Sie würden mich auch eine Nacht aufnehmen. Sehr erfreut und dankbar zog ich heiter weiter mit meinen tierischen Gesellen, durch den Wald der Dahlener Heide, wo schon einige Leute fleißig die ersten Heidelbeeren sammelten. Bis dahin wusste ich nicht, dass sie zweimal im Jahr Früchte tragen. Ende August bis September nochmal.

Im Wald, an einer Kreuzung, traf ich auf einen Mann, mittleren Alters, der mit dem Fahrrad unterwegs war. Er sprach mich an und begleitete mich ein Stück des Weges, was dann so ungefähr 3 km ausmachten. Wir mussten ein Stück an der großen Straße nach Schildau entlang und dann ging es weiter über Wiesen und Felder bis zu einer Anhöhe, wo der Funkturm von Schildau steht. Dort legte ich eine Rast ein, denn die Esel brauchten ruhe und Futter. Der Mann war aus einer Rehaklinik und machte einen Sonntagsausflug. Während wir pausierten fing er plötzlich an mich anzufassen und mich sexuell berühren zu wollen. Das ließ nicht zu und sprang erbost auf. Unglaublich. Er gab mir 20 € als Spende und wollte aber etwas dafür. Die bekam er zurück, ich bin doch keine Hure und schon gar nicht Freiwild. Ich machte meinen Ärger darüber Luft und zeigte ihm meinen Zorn über sein Verhalten, da würde es ihm peinlich, gab mir die 20 € wieder und verschwand. Also echt mal, ekelhafte Männer gibt es! Ich regte mich noch ein wenig auf, rauchte eine und regte mich langsam wieder ab. Ihm war ja zum Glück sein Verhalten doch peinlich.

Ich packte erneut und ging weiter, um ein großes Schützengelände herum und weiter auf asphaltierten Wanderweg. Von Weitem sah ich den See den ich mir als Abendziel vorgenommen hatte zu erreichen. Seen sind immer gut, da gibt es Wasser für die Tiere und für mich zum waschen und erfrischen. Es wurde aber noch ein beschwerlicher Weg, weil man nirgends so recht an den See heran kam. Überall sumpfige und schilfige Ufer. So musste ich nochmal auf eine große Straße und kam dann in Neumühle heraus. Dort erkannte ich, dass es auch hier keinen Zugang zum See gab. Nur einen Campingplatz und dort wollte ich nicht hin. So stand ich recht ratlos auf dem Parkplatz rum und fragte ein altes Ehepaar, ob sie einen Platz am Wasser wüssten. Den gab es tatsächlich nicht. Dann kam eine Frau auf mich zu und fragte mich wegen unserer seltsamen Erscheinung. Ihre Kinder erfreuten sich an den Eseln. Ich fragte auch sie nochmals und sie meinte ebenfalls, dass es nur den Campingplatz gebe, was aber kein Problem ist, da sie den Wärter kenne. Sie rufe ihn sofort an und er würde kommen. Doch sie hatte gerade Party in ihrem Garten und so wollte ich nicht, dass sie das jetzt tut und außerdem wollte ich nicht auf den Campingplatz. Doch zu spät, sie ließ sich in keinster Weise von ihrem Plan abbringen uns zu helfen, was an sich ja sehr ehrenwert ist, aber wenn man nicht will, ist das schon komisch. Unhöflich wollte ich nun auch nicht sein, weil ich auch immer dankbar bin, dass es solche Menschen gibt.

Schnell war Dieter, der Platzwart da, dem es gerade nicht so gut ging, aber sein Amt sehr ernst und fröhlich nahm. Seltsame Mischung, nicht wahr?! Zuvor wurden noch Fotos gemacht, wobei ein paar an die hiesige Zeitung des Ortes gehen sollten und sie auch noch am nächsten eingeladen werden sollte. Das war mir nichts und auch hier wurde mein „Nein“ nicht akzeptiert, was letztendlich nicht so schlimm ist, als wenn irgendein Mann das „Nein“ nicht akzeptiert.

So kamen wir also auf den Campingplatz und ich konnte mir einen Platz aussuchen. Außerdem durfte ich gratis duschen, wie schön. Die Camper waren neugierig und offen über uns und luden mich auch sogleich zu einen Umtrunk und Essen ein, was mich doch ein wenig überraschte, nachdem ich die Erfahrung der mehr spießigen Camper hatte. Selbst Sultan konnte ich frei laufen lassen, was uns beiden eine Wohltat war. Ich wollte erst einmal das Lager herrichten. Ein Steffen wollte mir helfen, doch er war schon gut angetrunken, überhaupt waren die Leute, welche mich einluden, angetrunken. So konnte ich mit seiner Hilfe nicht wirklich zählen. Ich sperrte ein Stück für die Eselchen ab, gab ihnen Futter und Wasser und begann dann mein Zelt aufzubauen. Dummerweise hatte ich an diesen Tag ein Shirt mit dünnen Trägern und großem Ausschnitt an, was wohl bei näheren Betrachten jeden Mann in Phantasien versetzt.

Das war mir eine große Lehre. Bloß niemals zu freizügig angezogen wandern gehen, vor allem nicht allein. Steffen machte mich ohne Scham an und das nervte mich. Nachdem ich fertig war, beschloss ich erstmal duschen zu gehen und mich umzuziehen. Mehr geschlossener. Das tat gut nach dem warmen Tag. Dann ging ich zu ihnen und hatte eigentlich keine rechte Lust mich zu den angetrunkenen Campern zu setzen, die schon seit Nachmittag Bier und Schnaps in ihre Körper füllten. Ich dachte: „Ok, der Höflichkeit halber so 15 min und dann verschwinde ich.“ Sie drückten mir ein Bier in die Hand und einen Spieß mit Bauchspeck, Zwiebel, Paprika und Brot. Es wurde nach sibirischer Art gegrillt. Diese Art war mir neu und gefiel mir sehr gut, weil sie effektiv und Holz sparend ist, wenn man das Feuer wirklich nur zur Lebensmittelzubereitung braucht.

Ich saß am Tisch mit Manfred und seiner Frau Barbara, die beide schätzungsweise Ende 50 sind. Dazu kam Kai, um die 30 und der Steffen, ebenso alt ungefähr. So saß ich mit Vorurteilen behaftet, einen fettig triefenden Spieß und dem Bier an ihren Tisch und antwortete nur auf Fragen. Der Steffen wurde ruhiger und machte mich nicht mehr so unwürdig an. Und dann bemerkten wir irgendwann, dass er einfach still und heimlich sich davon geschlichen hatte, ohne dass es einer von uns gemerkt hatte. Komischer Kauz. Nach meinen anfänglichen Schwierigkeiten in der Gruppe entpuppten sie sich als interessant, humorvoll, locker, offen, gebildet und sogar spirituell.

Die Stimmung am See war hoch romantisch. Die halbe Mondin hing über dem See, umgeben von den leuchtenden Sternen. Dazu quakten die Frösche sehr entspannend an den Ufern des Sees und die Grillen zirpten ihre Lieder dazu. Dann rauchten wir alle ein paar Kräuter zusammen, außer Barbara, sie ist eh schräg genug und es wurde ein solch witziger Abend wie ich ihn schon lange nicht mehr erlebt hatte. Ich lachte so laut und herzlich mit ihnen, wobei Manfred und Barbara abwechselnd Latein und Griechisch redeten. Es war einfach wunderbar, so frei hatte ich mich schon lange nicht gefühlt und schämte mich für meine Vorurteile die ich ihnen Anfangs entgegen brachte. Da hatte ich mal wieder bemerkt, wie man sich von Äußerlichkeiten beeinflussen lassen und täuschen kann. Mit Kai hatte ich einen super Energiedraht, wir brauchten kaum zu reden und verstanden uns. Das war ein irres Gefühl, was so selten ist. Die Situationskomik bekam an diesem Abend wieder viele neue Gesichter und Sprachen, selbst als sich Barbara und Manfred wegen einer Kleinigkeit stritten, hörte es nicht auf.

Als die Mondin spät in der Nacht von Wolken zugedeckt wurde, hatte auch ich das Bedürfnis mich zuzudecken und hinzulegen. Der Höhepunkt des Abends war erreicht. Doch sie wollten mich noch nicht gehen lassen, denn auch meine Anwesenheit hatte es für sie zu einem unvergesslichen und anderen Abend als üblich gemacht. Sie steckten mir noch eine Zigarette in den Mund, welche ich noch rauchen musste und erst dann gestatteten sie mir zu gehen. Ich schlief mit diesem leichten Gefühl durch Freude und Liebe ein.