Sonntag, 22. Juni 2008

25. Juni 2007: Neumühle – Staupitz – Torgau













Am Morgen weckten mich ein kurzer Regenschauer, der nicht all zu lange ging. Das würde ein kühlerer Tag werden, welcher gut zu meinem schweren Kopf passte, den ich vom Vorabend hatte. Es war doch ein wenig zuviel Alkohol, dennoch hatte ich glücklicherweise keinen heftigen Kater mit Übelkeit oder ähnlichen Katererscheinungen. Kai war schon regsam unterwegs und sah ganz anders als am Vorabend aus, in sauberen ordentlichen Kleidern, doch viel zu beschäftigt, um mich wahrzunehmen. Auch ich war eben noch benebelt und nicht so ganz da. Er hatte sein Handy verloren und suchte hektisch umher, denn er musste auch los zur Arbeit. Leider konnten wir uns so nicht mehr von einander verabschieden. Er war mir sympathisch. So ging ich meinen üblichen Beschäftigungen nach, wie allen Frühstück geben und nicht zuletzt mir. Dann das Gelände reinigen vom Eselmist, aufräumen, packen, putzen, satteln und gegen Mittag los. Bei Manfred und Barbara verabschiedete ich mich noch, da sie noch blieben und ließ Kai Grüße ausrichten.

Ich musste noch eine Kleinigkeit bezahlen und führte uns dann durch ein kleines Waldstück, um nicht auf der doch recht stark befahrenen Straße laufen zu müssen. Dort fand ich köstliche Blaubeeren und Himbeeren. Hhmm ... Dann schlug ich mich durchs Unterholz und musste noch ein kleines Stück an der Straße entlang, bis ich zum Dorf Staupitz abbog und es durchquerte. An dem letzten Grundstück des Dorfes wartete ein junge Frau auf uns, die mir neugierige Fragen stellte und selbst Esel hat. Sie gab uns Wasser für die Tiere, wobei nur Sultan was trank.

Kurz vor dem Wald pausierte ich im Schatten einer knorrigen Eiche. Da eine Landstraße direkt da lag, fuhren die Autos immer langsam an uns vorbei, manche hielten an, um Fragen zu stellen. Der Pausenplatz erwies sich als sehr ungünstig, zumal er auch von großen Waldameisen bewohnt wurde, die sich nicht schämten überall an uns hochzuklettern und mein Essen zu räubern. Wir waren für sie das gefundene Fressen.

Im westlichen Horizont sah ich ein Gewitter kommen und packte auch deswegen zusammen. Eine Freude und Entspannung bot mir diese Pause nicht. Ich machte uns auch gleich noch regensicher und zog in den Wald ein. An der Kreuzung bog ich gen Torgau ab, sah linker Hand eine kleine Hütte und dachte, sie wäre ein guter Regenschutz, denn es polterte und blitzte nun schon über uns. Aber ich dachte wiederum, dass wir das schon aushalten könnten. Doch der Regen wurde so viel mit dicken fetten Tropfen, dass ich doch in die kleine Hütte zurückzog und sehr dankbar über diese kleine Hütte war. Wir passten alle gerade so rein. Ich musste die Esel regelrecht mit ihrem Gepäck reinstopfen und dann noch mich und Sultan. Leider hatte ich sie nicht fotografiert. Das Gewitter dauerte so an die 20 min. In der Hütte roch es nach Urin, was ich echt nicht verstand, da der Wald genug Platz und Schutz zum piesseln bietet. Es ist mir ein Rätsel warum man in die Hütte piesseln muss?! Voll eklig, dennoch trocken. Der Wald dampfte erfrischend und die Luft war kurzzeitig klar.

Ich lief weiter, es waren noch 5km durch den Wald. Es wurde wieder schwüler, Bremsen und Mücken jagten uns unermüdlich und stachen erbarmungslos zu. Die Esel hatten richtig zu kämpfen, da die Bremsen meist sie attackierten. Wenn ich sie von ihren Hälsen und Köpfen runter schlug sah man ihr Blut. Diese Art von Insekten können einen richtig fertig machen. Außerdem bedeutete dies, dass das Gewitter noch nicht wirklich vorbei war, weitere würden aufziehen und als ich in den Himmel sah, wurde ich vom Anblick der heranziehenden dicken dunklen Wolkenfelder bestätigt. Ich und sicher auch die Esel wollten nur noch raus, auch wenn sie gerne noch einmal an einer saftigen Wiese gefressen hätten. Doch auch da hätten wir nicht in Ruhe pausieren können, da die fliegenden Stechgeister ihr Unwesen mit uns und jedem anderem Tier oder Mensch trieben. Sultan kam mit dem ganzen besser zurecht. Er hat dickeres Fell, wo die Stechbiester nicht so leicht durchdringen konnten. So recht konnte ich den Wald leider nicht genießen. Gern hätte ich noch ein paar Waldhimbeeren und Blaubeeren gepflückt. Kurz vorm Ende des Waldes fiel Sasi's Sattel und da bemerkte ich, dass die Hundedecken, die ihre Satteldecke verloren gegangen war. Doch zurück wollte ich nicht mehr, nur noch raus, so wie alle. So wie wir draußen waren hörte der Terror der Stechbiester auf.

Ich kam ich einer schicklichen neuen Siedlung heraus und ließ auf dem ersten Platz mit etwas grün mein Rucksack fallen, um mich auszuruhen. Alle hatten das Bedürfnis. Sulle lag lang gestreckt im Schatten und die Esel zupften Gras und Blümchen. Muss wohl ein seltsames Bild für die Anwohner sein, in einer solch ordentlichen Gegend mit sauber gekürzten Rasen in jedem Grundstück, dazu Blumenzierde, Steinzierde, Keramikfiguren usw. Ich erfragte den Weg zum Biberhof, welcher mein abendliches Ziel war. Er war nicht mehr weit, wie erleichternd zu wissen. Ich musste auch weiter als ich in den Himmel schaute und die dunkle Wolkenwand sah, die immer näher kam. So gings trotz der Erschöpfung, Hunger und drückender schwüle weiter, die Esel ahnten wohl schon was auf uns zu kam und wo wir hin gingen. Sasia weiß so etwas immer irgendwie schon.

Nach ein bis zwei Kilometern waren wir da. Wir kamen an einem großen See vorbei, einem Naturschutzgebiet und vielen Tiererklärungstafeln, bis wir am Biberhof waren. Die Familie war gerade draußen und nahmen uns sogleich in Empfang. Oh, war ich dankbar über ihre Aufnahme. Es war noch alles seltsam zurückhaltend, weil wir uns nicht kannten und ich zu ihnen vermittelt wurde durch die lieben Leute aus Frauwalde. Es ist auch ein anderes Gefühl für beide Seiten, wenn man die Wanderer freien Herzen einlädt und nicht weil Freunde einen darum gebeten haben. Wir überlegten wohin mit den Tieren und uns, erst Paddock, dann doch Stall, was eine sehr weise Entscheidung war, denn so wie wir im Stall waren, in trockener Sicherheit, platze der Regen aus den Wolken heraus und zwar so heftig, dass wir draußen im Zelt wahrscheinlich davon geschwommen wären. Wahnsinn diese Heftigkeit des Regens und Gewitters. Oh, war ich dankbar, dass sie uns aufgenommen hatten. Ich glaube, die Tiere waren es auch. Sie bekamen Futter und Wasser, auch etwas Hafer. Claudia, die Frau, zeigte mir wo ich schlafen und duschen konnte, und lud mich für später zum Abendessen ein. Ich packte erstmal ab und versuchte mir ein Bett im Stroh zu bauen. Die Esel gingen richtig auf das Stroh ab, sie mögen und brauchen eher das karge Futter für ihr Verdauungs – und Energiesystem. Erst später begriff ich, dass Hafer viel zu Energiereich und fett für die Esel ist, da es einfach nicht ihrer natürlichen Ernährung entspricht.

Nachdem ich alles soweit hatte ging ich duschen und zum Wohnhaus der Familie. Ich war beeindruckt von dieser schönen rustikalen Einrichtung. Einfach, schlicht und trotzdem hatte dies was edles. Es war auch sauber und ordentlich, das macht viel aus. Es gab köstlichen, frischen Salat, Brot und selbst gemachte Wurst. Ein schmackhaftes einfaches und sättigendes Abendessen. Hier lernten wir uns kennen. Dabei erfuhr ich, dass beide selbst gerne unterwegs sind und waren. Oft habe ich schon gehört, dass man zu Zeiten der DDR gut und sicher trampen konnte, ohne Angst zu haben überfallen, ausgeraubt oder vergewaltigt zu werden. So waren sie oft in vielen sozialistischen Ländern unterwegs, die landschaftlich und menschlich keineswegs zu verachten sind, wie Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Ungarn und so weiter. Auch Polen und Tschechoslowakei bieten unberührte Wildnis, herrliche Natur zum wandern. Ihr Sohn war ein begeisterter Mitreisender, jetzt auch begeistert an den Medien, besonders an der Filmform, wo wir auch ein Gebiet zum austauschen hatten, da ich selbst auch am Filmgenre interessiert bin und daran gearbeitet habe, wie zum Beispiel den Feuerfilm, dessen Website mit meiner verlinkt ist. Unter 'Mystisches' und 'Neues aus Dresden' zu finden.

Dann rief noch Werner aus Leipzig an, er sprach so laut, dass alle mithören konnten und sich ein kleines lächeln unterdrücken mussten, was nicht abwertend gemeint ist, denn er hat einfach ein viehische Stimme. Die anfängliche Zurückhaltung hatte sich in wohliges Behagen und gegenseitiger Sympathie aufgelöst. Ihr Sohn schenkte mir seine alte und geliebte Isomatte, die schon viele Jahre und Erlebnisse auf dem Buckel hatte. Das wusste ich sehr zu schätzen, weil ich weiß, wie so ein Schlafutensiel eine besondere Wichtigkeit bekommt und ungern verborgt wird. Er schenkte sie mir, da sie auch schon Luft ließ, aber immer noch gegen Kälte isolierte und das war und ist das wichtigste. Ich hatte meine Isomatte ja auf der großen wilden Kräuterwiese bei Polenz verloren. Jetzt hatte ich wieder eine. Vielen Dank. Es war ein redlicher und harmonischer Abend bei ihnen gewesen. Sie konnten mir auch eine weitere Adresse geben, wo wir unterkommen könnten und in einem Tag zu schaffen ist und auch noch auf dem weg lag. Schön, dass erfreute mich sehr.
Dann ging ich rüber in den Stall und telefonierte noch sehr lange mit dem mir sehr lieb gewonnenen Peter, bis mir die Augen zufielen.

Ich musste noch etwas am Strohbett bauen und dann wurde es gemütlich. Eine Nacht voller heftiger träume hatte ich, doch wie so oft werden sie zu schnell vergessen, wenn der neue Tag gleich beginnt und man klar sein muss.

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