Sonntag, 1. Juni 2008

16. Juni 2007: Waldsteinberg – Waldbad – Polenz




Ich schlief fest wie ein Bär in dieser Nacht, so dass mich Fr. Schreiber wecken musste. Das war gegen 8 Uhr. Ich begrüßte sie freundlich zum Morgen und fühlte ihre leicht negative Haltung mir gegenüber. Es hatte sie verletzt, dass ich den gestrigen Abend am PC verbracht hatte. Sie war zwar freundlich, dennoch spürte ich ihre Enttäuschung und Härte. Ich traute mich nichts zu sagen, ich Feigling..., ich hätte mich bei ihr entschuldigen müssen für mein Verhalten. Da das Bad besetzt war ging ich hinaus in den kühlen Morgen, um nach den Eseln zu schauen und ihren Mist zu entfernen. Sie waren etwas nass geworden, aber nicht völlig aufgeweicht.

Fr. Schreiber rief zu Frühstück und deckte großzügig auf. Sie schenkte mir trotz ihrer Enttäuschung einen Teil ihres gebackenen Glückskuchen und eine kleine Thermoskanne, die Gute. Auch wollte sie mir einen Futternapf für Sulle schenken, der allerdings zu groß und zu schwer war und ich ihn somit dankend ablehnte. Außerdem besaß ich noch eine Plasteschüssel, wo das Schnitzel drin war, welches ich Anfang Mai geschenkt bekam. Das reichte aus für Hundefutter.

Nach dem Frühstück waschen, packen und Esel startklar machen. Fr. Schreiber half mir dabei und dann ging es los, zwar etwas zu spät, aber immer besser als nie. Sie wollte nachkommen und ich ging den von ihr beschriebenen Weg schon mal vor. Diesmal kippte der Wagen nicht, doch ich hatte zu tun, dass ich hinterher kam, denn Sasi lief sehr schnell im Wagen und Miniela musste ich auch noch halten. Es war doch anstrengender als ich gedacht hatte. Denn Sasi ließ sich schlecht lenken und führen, dazu musste ich immer auf das Gleichgewicht des Wagens achten. Als Fr. Schreiber nach kam wartete ich auf sie und sie stütze von hinten den Wagen. Es war recht stressig und gab sicherlich ein seltsam lustiges Bild. Leider konnte es niemand fotografieren, weil wir alle Hände voll zu tun hatten. Sie führte mich zum Waldbad, zwischendurch fing es an zu regnen, aber nicht zu lang und als wir am Waldbad ankamen, war da ein Gruppe Feuerwehrleute am grillen. Als sie uns sahen lachten sie über uns, es muss wirklich albern ausgesehen haben. Ich achtete nicht weiter darauf und suchte nach einem Ort zum rasten. Schön am Wasser mit Bank und Platz zum grasen für die Esel. Dort verabschiedeten wir uns voneinander. Ein Stück erleichtert und doch in Frieden und guten Wünschen. Sie ist eine herzensgute, warme und starke Frau. Ich danke ihr sehr für all ihre Mühe und wünsche ihr immer Liebe im Herzen und Stärke.

Sultan, der alte Räuber hatte sich aus dem Staub gemacht, nämlich zum Grill. Ich rief ihn, ohne Erfolg. So ging ich, erbost über ihn, zum Platz, schnappte ihn mir und warf ihn zu Boden, um ihn zu strafen , dass er nicht gehört hat. Ich hatte mehrmals gerufen und er ignorierte es einfach, dass konnte ich nicht einfach durchgehen lassen. Hunde muss man stets erziehen und immer wieder in Grenzen weisen, bis uns der Tod von ihnen scheidet. Na gut, so manche Dinge bleiben von alleine hängen, es sind aber meist die angenehmen für ihn. Nun ja, die Feuerwehrleute waren über mein Verhalten entsetzt und drohten mir mit dem Tierschutz. Das ging zu weit, ich darf ja wohl mal meinen Hund unterwerfen. Ich schlage ihn ja nicht, sondern unterwerfe ihn nur. So wie das eben unter Hunden und Wölfen üblich ist. Mit Erklärungen kommt man bei Tieren nicht weit, sie kommunizieren anders als wir Menschen. Das habe ich schon oft erlebt, und wird mir auch von anderen Hundebesitzern erzählt, dass die Menschen sie sogleich als Tierquäler bezeichnen.

Tierquälerei ist was anderes, zum Beispiel, wenn er nicht nach seiner hündischen Art leben kann, stetig geschlagen wird – als Sündenbock her hält – nie Fleisch und Knochen bekommt, kaum bewegt wird und keine Aufgabe hat. In jedem Rudel hat jedes Tier seine Aufgabe. Er ist nicht nur ein Kuscheltier oder Kinder – und Freundesersatz. Zu viele Tiere werden vermenschlicht, dennoch sind sie Tiere und Hunde doch irgendwie auch noch Raubtiere dazu, so wie der Mensch eines ist. Hunde folgen ihren Führern oder wollen selbst Führer sein und kämpfen stets um die Rolle, wenn es der Mensch zulässt. Ich will es nicht zulassen und habe selbst den Sultan viel zu lange in meiner einsamen Zeit zu sehr vermenschlicht. Jetzt hab ich den Salat, dass er nicht richtig auf mich hört. Wenn es wichtig ist, kann ich mich schon auf ihn verlassen, aber wenn Essen in der Nähe ist, ist nichts zu machen. Schlimm, schlimm. Als Welpe musste er hungern.

Ich habe ihn als spindeldürren Hund bekommen, da war er so sechs bis neun Monate alt. So was prägt. Lebewesen, die in ihrer Kindheit hungern mussten, werden stets Hunger haben und Essen als oberste Priorität ansehen. Sie wissen was es heißt zu hungern.

Nun gut, ich entfernte mich von den Feuerwehrleuten hin zu meinem Lager. Ich schaltete das Handy ein und rauchte eine. Es kam eine sms, von Curly, die mich umwarf und lähmte vor Schmerz. Widerwillig begriff ich das Ausmaß unserer zerbrochenen Freundschaft. Wieder war ich die alleinige, die Schuld war. Wieder packte mich der Schmerz und die wirklich dessen. Wieder dachte ich, hätte ich nur auf mein Herz gehört, damals in Leipzig und wäre nach drei Tagen weg, es wäre nie so eskaliert. Ich konnte nur daliegen, rauchen, weinen und Gedanken hin und her schieben. Ich weiß, dass ich Fehler gemacht hatte und nicht völlig unschuldig war. Sie wertete mich hart ab in ihren Worten, dass ich überhaupt keine Liebe in mir trage und sie schon gar nicht verstehe und auch keinen Respekt. Ich war durch die Entfernung und Erlebnisse, seit dem Fortgang von ihr, etwas drüber hinweggekommen, doch so konnte sie mich nicht ziehen lassen und musste mir noch eine dicke Linke rein hauen. Sie war selbst auch sehr verletzt über die Situation, mein Verhalten und das Ergebnis unseres Treffens, deshalb wohl nochmal die Linke hinter meine Ohren. Ich schrieb etwas zurück, doch es nützte nichts. Erst als ich mich ihr beugte, alle Schuld auf mich nahm, sagte sie, dass wir uns vielleicht später nach viel vergangener Zeit wiedersehen können. Das erleichterte mich, doch machte mich auch traurig.

Ich fragte mich, wieso ihr Hund unbedingt mit mir wollte, als wir uns auf der Straße trennten? Tiere spüren doch, ob jemand vertrauenswürdig ist oder nicht. Nur so ist die Mira zu ihnen gekommen. Sie ist von ihrem alten Besitzer abgehauen, weil er sie schlecht behandelt hatte und von Curly und Celina bekam sie Liebe und Aufmerksamkeit. Ich wollte nicht weiter diskutieren. Und möchte in diesem Zusammenhang ausdrücklich zur Kenntnis geben, dass niemand diese bewerten sollte, da es etwas zwischen mir und ihr ist. Im Oktober 2007 rief ich sie zu ihrem Geburtstag an und seit dem verstehen wir uns wieder. Hin und wieder ruft sie an und dann wird so lange geplaudert, was die Geldbörse hergibt. Darüber bin ich sehr froh in meinem Herzen, da ich sie nie wirklich daraus verstoßen konnte und wollte. Ich hab sie einfach lieb. Doch in jenen Moment im Juni schmerzte es in mir und sicherlich auch in ihr. Aus Gefühllosigkeit zueinander kann man niemanden so verletzen wie wir es getan hatten. Ich wünsche mir für die Zukunft und Gegenwart weiterhin ihre Freundschaft, die andere Konflikte übersteht und noch so einige Freuden erlebt werden, denn dass kommt nun einmal vor in Beziehungen, wo geliebt wird. In Liebe jeder Art.

An dem See war es schön, das Wetter wechselte zwischen Sonne und grau, dazu wehte ein kräftiger Wind. Viele Leute gingen hier spazieren und ich hörte heraus, dass es in Polenz, dem nächsten Dorf, schon einmal Esel gegeben haben muss. Peter meinte später zu mir, dass Sasi aus Polenz komme. Gucke ma an! Ich gedachte erst hier zu bleiben, doch als es anfing zu regnen, packte ich unmutig wieder und zog traurig und gestresst durch den Wagen weiter durch den Wald nach Polenz. Miniela ließ ich dabei ohne Leine laufen, was im Wald ja machbar ist, aber nicht auf der Straße.

In Polenz angekommen, wollte ich weitergehen ins nächste Dorf, doch es war schier unmöglich den Wagen mit Sasi richtig zu lenken, aufzupassen, dass er nicht kippt, Miniela an der Leine zu haben und auf Sultan zu achten, der glücklicherweise von mir gelernt hat am Straßenrand zu gehen und somit nicht an die Leine musste. Verzweifelt über meine derzeitige Situation, mein Gefühlsleben und der Tatsache das der Wagen doch keine einfachere Lösung war, sondern eher mehr Stress als zuvor auslöste, lenkte ich um und ging zu der großen Wiese am Waldrand zurück. Da gab es auch einen kleinen Dorfteich. Ich fragte ein paar Leute, die da ihr Grundstück hatten, ob wir eine Nacht bleiben dürften und sie bejahten, dankbarerweise.

Wegen der Wiese musste ich den Bauern fragen, der allerdings jetzt nicht auffindbar war. Geschlagen und doch erleichtert über den Lagerplatz ließ ich mich am Teich nieder. Die Männer, welche ich fragte, schenkten mir noch ein Bier. Und dieses genoss ich mir. Ich hatte richtige Lust mich mal kurzzeitig aus der Realität, durch Rausch, zu stehlen, doch war ich in solchem Zustand nicht mehr wehrhaft, wenn ich es hätte sein müssen. Und Verdrängung hilft ja auch nicht. Da mir der Wagen auf dem Weg trotz meiner Kontrolle zweimal umgestürzt ist, zerplatzte der Wassereimer aus Plaste. Auch noch das! Ich bat die jungen Männer um einen Eimer, da ich einen für die Tiere brauchte und sie gaben mir einen ihrer Baueimer. Besser als keiner.
Ich saß auf der kleinen Bank und in meinem Trümmerhaufen der Gefühle, trank Bier, rauchte und überlegte, wie ich jetzt weiter verfahren sollte mit dem Bollerwagen und ob ich das Zelt aufbaue.

Ich war so traurig, dass ich keine Entscheidung treffen konnte und somit nichts tat, als nur zu sitzen. Da sprach mich ein Mann aus dem gegenüberliegenden Grundstück an, der mich zu einem Bier einladen wollte. Ich mochte allein sein und in meinem Leid baden. So lehnte ich dankend ab. Damit gab er sich aber nicht zufrieden und erzählte mir von seinem vielen edlen Zedernholz was er besaß und das er der größte und beste Fliesenleger ist im Umkreis. Doch was nützte ihm das, wenn er am Wochenende allein zu Hause saß und keine Liebe bei sich hatte oder einen Freund oder so.
Ich hatte keine Lust auf reden und teilte ihm dies freundlich mit. Ich wollte nur eine ruhige und sichere Nacht haben. So ließ er sie mir und irgendwann schlief ich erschöpft und traurig ein.

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