Sonntag, 15. Juni 2008

23. Juni 2007: Zschorna – Watzschwitz – Müglenz – Voigtshain – Frauwalde







An diesem Tage wurde ich von Claudia freudig geweckt und ein heiß dampfender Cappuccino stand schon bereit, außerdem hatte sie ein paar Brötchen aufgebacken und Eier gekocht, von denen sie mir ein paar mitgab. Die Gute, dass tat wohlig. Dann musste alles schnell gehen, da alle viel vor hatten zu jenem Zeitpunkt. Ruby musste sie Familie Ruldolph, wegen der bevorstehenden Kutschfahrt und Claudia hatte einiges zu besorgen und sie mit zu unterstützen. Also packte ich fix mein Zeug zusammen, nahm die noch nasse Wäsche ab und Claudia verstaute mein Gepäck in ihrem Wagen, da sie es zu Rudolph's bringen wollte. Alles ging schnell und etwas zu hektisch. Trotzdem war ich sehr erfreut über ihre Bekanntschaft und den schönen Abend, den wir gestern hatten.

Nun ja, ich ging mit Ruby, ihrem Pferd und Sulle zu Fuß zu Rudolph's und Claudia kam hinterher. Auch bei Rudolph's waren alle schon auf den Beinen und sehr beschäftigt mit den Vorbereitungen der Kutschfahrt. Meinen Eselchen ist es im Stall der Rudolph's gut ergangen mit leckerem Essen und trockenen Plätzchen. Ich holte sie raus, begann sie zu putzen und satteln. Mandy, dem Pferd, machte dies schon wieder etwas Panik und so wollte sie nicht so recht in den Wagen. Jetzt machte ich mir ein wenig Vorwürfe, dass ich mich ihnen so aufgedrängelt hatte, da es eben alles hinauszögerte, durch Mandys Unwillen und Nervosität. Ich beeilte mich so schnell ich konnte, doch bemerkte beim satteln, dass die Hundedecke fehlte, da sie unterwegs auch als Satteldecke diente. So musste ich Claudia noch irgendwie erreichen, was mir auch gelang und sie sie mir brachte. Vielen Dank.

Sie erklärten mir nochmal fix den Weg, ich verabschiedete mich, bedankte mich bei allen recht herzlich für ihre liebenswürdige Aufnahme. Die beiden Familien hatten mir damals sehr viel Kraft gegeben und den dazugehörigen Mut weiter zu gehen. Ich weiß nicht, ob sie das so wussten. Claudia schon.
Als ich von dannen zog begann es mit regnen, aber nicht zu stark. Ich hüllte uns ein und so ging es durch einen kleinen Wald, dann durch Watzschwitz, von da ab wieder Landstraße nach Müglenz. Dort gedachte ich zu pausieren. Es ist ein wirklich altes Dorf mit altem Dorfschloss und großen alten Höfen. Als ich durchs Dorf durch war, sah ich zwei Mädels, die mit einem Pferd übten. Ich warnte sie kurz nicht zu reiten, da die Pferde erfahrungsgemäß beim Anblick der bepackten Esel immer panisch wurden. Sie meinten ihr Pferd wäre cool und nicht so schreckhaft und sprangen auf. Jedoch wurde das Pferd doch leicht nervös und begann zu buckeln, wobei das eine Mädchen vom Sattel fiel und sich glücklicherweise nicht verletzte. Danach warteten sie bis wir vorüber gezogen waren. Dann kam eine schöne Kräuterwiese mit ein paar Pappeln, die als Grenze zum Feld dienten. Dort hängte ich meine Wäsche auf, obgleich es immer mal wieder vom Himmel tröpfelte. Doch die nasse Wäsche braucht frische Luft und Wind, um nicht im Plastebeutel mit stinken anzufangen, was ich immer total eklig finde.

"Modrig riechende Wäsche am Leib, ist kein schöner Zeitvertreib."

Auf dieser Wiese frühstückten wir alle noch mal ausgiebig und in Ruhe. Dann liefen wir recht heiter weiter. Sasi war nicht so verzückt und machte mir mit ihrer Bockerei ein wenig Schwierigkeiten, aber es nützte nichts.

In Voigtshain angelangt fragte ich mich nach dem von Rudolph's beschriebenen Feldweg durch, welcher in die Dahlener Heide führte. Derjenige erzählte mir von einem Einsiedler, welcher ein Stück vom Feldweg ab mit seinen Esel und anderen Zotteltieren hauste. Ah, er hatte vielleicht einen Wagen für mich. So beschloss ich mal gucken zu gehen, um denjenigen kennen zu lernen.

Es war noch so 2km zu laufen, bis ich den beschriebenen Platz fand. Dort lebten viele Kraniche, die allerdings wegflatterten, als sie uns sahen. Ich fand den Platz, allerdings verschlossen und so recht bewohnt kam er mir nicht vor. Zwei kleine Holzhütten standen auf dem Gelände, einige Ziegen, Esel und zwei richtig gute Schutzhunde, die das Gelände bewachten. Und dieses ausgesprochen überzeugend. Ich schaute mir die Tiere genauer an und bemerkte, dass ich sie schon mal gesehen habe und zwar auf dem Mittelaltermarkt in Görlitz. Die Tiere vom Esel – und Wurstkarsten. Er möge mir bitte diesen Namen verzeihen, falls er diese Zeilen eventuell mal lesen sollte. Er verkauft auf den Märkten Wild - , Schafs – und Ziegenwurst. Sehr zu empfehlen. Manchmal betreibt er auch Eselreiten, doch hauptsächlich gibt es leckere Speisen bei ihm und seinen Leuten zu kaufen. Damals war ich mir nicht ganz sicher, dennoch wirkten die Tiere auf mich so. Heute weiß ich, dass es in der tat sein Gelände ist, doch nicht dort wohnt, sondern ganz normal auf einem Hof mit Frau und Kind. Ich hatte ihn dieses Jahr zu Ostern (2008) auf einem Mittelaltermarkt gesehen und ihn danach gefragt. Er bestätigte mir die Lage und den Platz. Hatte ich also doch ein gutes visuelles Gedächtnis.

Sasi's Sattel fiel dort runter und ich war gezwungen neu zu satteln und weiter zu gehen, obgleich die Esel nicht so lauflustig waren. Nach einiger Zeit kam ich in den Wald und dieser erstaunte mich an einer bestimmten Stelle über sein märchen– und zauberhaftes Aussehen. Der Boden war mit diesem dicken weichen grünen Gras bedeckt, das regelrecht zum schlafen einlud. Die Bäume standen in harmonischen Abstand zusammen und die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die Baumspitzen. Ich war nahe dran an diesem Ort zu bleiben und Claudias Worte hallten immer wieder in meinem Kopf nach: „Tief im Wald ist es am ungefährlichsten, da gibt es nur Tiere und keine Menschen.“ -> sinngemäß
Und in der Tat ist der Mensch mein größter Feind und bester Freund, danach folgen die giftigen kleinen Insekten, wie Zecken, die auch nicht immer bösartige Krankheiten übertragen. Doch dieser Platz war nicht tief im Wald, dennoch zauberhaft.

Ich hatte meine Unbekümmertheit noch nicht wieder erlangt und noch etwas ängstlich, deshalb zog ich weiter und kam an einer Landstraße heraus. Dort wusste ich erstmal nicht wohin und ging auf die gegenüberliegende Wiese, um zu rasten mit den Tieren. Wieder hängte ich die Wäsche auf und ließ die Tiere fressen, doch schön war der Platz nicht, denn hier war einiges los und der Platz war verzeckt. Ich dachte so:“Hätte ich nur an dem zauberhaften Ort gerastet, hätte ja nicht dort schlafen müssen.“ Aber hätte, hätte ...
So packte ich erneut und ging weiter. Am Himmel zogen dicke schwere Wolken entlang und ließen der Sonne hin und wieder mal Platz die Erde in ihr warmes Licht zu tauchen.

Ich kam in Frauwalde raus, ein kleines touristisches Dörfchen. Am Ende vom Dorf sah ich einen grünen Hügel am Waldrand und gedachte mir dort hin zu gelangen. Doch soweit kam ich nicht, denn im Dorf wurde ich von einem Weltenbummler angesprochen, welcher immer auf seinem Drahtesel unterwegs ist und kurze Zeit später sprach mich ein heiterer Mann in dessen Grundstück ich schaute, der er Dammwild hatte. Er fragte, ob ich gern Sauerkirschen hätte, ich verneinte dankend. Warum weiß ich nicht, denn eigentlich esse ich sie gerne. Er war angenehm offen und fröhlich und fragte gleich wer wir denn seien, da es ein komisches Bild gibt. Ich fing an zu erzählen, seine Fragen häuften sich und so lud er mich kurzerhand in seinen Hof ein, auf ein Bier. Ich meinte, ich bin eigentlich gerade auf der Suche nach einem Schlafplätzchen und hätte daher keine Ruhe zum Bier trinken und erzählen. Naja, dass könnten wir auch klären, ich solle erstmal rein kommen. Er war so heiter, dass ich kaum abschlagen konnte und ließ mich drauf ein. Seine Frau, war zunächst etwas skeptisch mir gegenüber und vor allem Sultan, da sie selbst einen Hund haben. Doch es wurde eine angenehm heitere Runde. Sie hatten noch ein Grundstück, wo ihr Pferd stand, dort könnte ich mit den Eseln schlafen. Dann boten sie mir an, auch bei ihnen zu schlafen. Doch ich wollte gerne bei den Tieren schlafen.

Nun, sie zeigten mir das Gelände, ich baute alles auf, die Esel waren sehr zufrieden mit der Situation und ihrem Freilauf. Auch gab es eine schön sandige Wälzstelle, was einen großen Genuss für die Huftiere ist. Danach ging ich nochmal zum Hof, zu Inah und Wolfram. Ich konnte duschen, hängte die Wäsche nochmals auf und aß mit ihnen zu Abend. Dann setzten wir uns auf die Terrasse bei Wein und plauderten eine ganze Weile über alles mögliche, wie die Jagd, die Probleme mit den gerissenen Füchsen und dass es kein Niedrigwild mehr gibt und deshalb die Füchse die Höfe plünderten, so gut wie sie konnten. Dann ging es auch um die alten und neuen Dorf– und Arbeitsstrukturen, wobei die Alten angenehmer waren, da sie alles im Dorf erledigen konnten und so ein Hof damals genug für alle Angestellten und Familie einbrachte. Heute müssen Wolfram und Inah nach Leipzig fahren, um da ihr Geld in einer bekannten Gasfirma zu verdienen. Jedes mal, wenn ich dessen Namen lese, muss ich unweigerlich an die beiden herzlichen und fröhlichen Menschen denken. Wolfram bot mir an, falls ich es nicht bis zum Winter in meine Ziel– und Überwinterungsstadt schaffen sollte, bräuchte ich ihn nur anrufen und er holt uns mit dem Pferdehänger und bringt uns hin, da der Hauptfirmensitz in der Nähe meines Zielortes liegt. Fand ich toll und ich merkte mir das vor. Es war ein interessanter Abend und doch ging auch er wie jeder Tag zu Ende. Die Nacht wurde klar und reich an Sternen ...

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