Montag, 14. Mai 2007

3. Mai - über Rehök nach Olbernau, Pulvermühle

Ute von der Pulvermühle, die mich zur Nachtrast einlud
Mittagsrast an der Rehök bei Familie Ziegert
Liebe Menschen, die mir Essen und Offenheit schenkten


Wir hatten eine ruhige Nacht und so bin ich erholt zeitig aufgewacht und vor allem auch aufgestanden. Das ist nämlich auch wichtig, denn manchmal wache ich zeitig auf und mag aber noch gar nicht aufstehen, was sicherlich ein jeder kennt. Gut, gemütlich Kihon geübt, gefrühstückt, geraucht und die wärmende Morgensonne genossen. Auch auf dem ohnehin schon vollgeschriebenen Tisch habe ich mich noch verewigt und den Besitzern einen kleinen Brief geschrieben, damit sie wussten, was hier, während ihrer Abwesenheit los war und sie die Möglichkeit eine Beschwerdeanschrift haben. Glücklicherweise ist bisher nichts eingetroffen, wofür ich sehr dankbar bin.

Dann hieß es packen, putzen, satteln, Eselmist entfernen und losgehen. Ein wenig Heu für die Eselwegzerrung hatte ich auch noch eingepackt. Sasi war sehr erleichtert, dass wir weiter gingen. Wir kamen durch Heidersdorf, dort füllte ich Wasser für uns in der Kuhanlage auf. Und weiter ging es über Feldwege, vorbei an riesigen Windkraftanlagen. Die Esel waren nicht so lauffreudig, schon nach kurzer Zeit bemerkte auch ich meinen Hunger, obwohl ich erst gefrühstückt hatte. Lee hatte mir empfohlen Zwieback und Knäckebrot mitzunehmen, weil es schön leicht ist. Doch das macht absolut nicht lange satt. Auf dem Wanderweg gab es einen Hinweis eine Rastkneipe der Familie Ziegert. Ich hoffte, dass sie geöffnet hatte, denn ich hatte nichts mehr. In Olbernhau wollte ich mir was zu essen besorgen. Aber es war mitten in der Woche und keine Session. Ich trieb also die Esel bis dahin.

Dort gab es nur sie und ein anderes Haus, also sehr einsam gelegen, aber wunderschön. Und ich hatte Glück, denn ihre kleine Kneipe war direkt am Wohnhaus und beide Besitzer waren zu Hause. Ich fragte erstmal, ob es überhaupt ginge, was zu essen zu bekommen. Sie hatte nicht mehr als Bockwurst mit Brötchen. Das ist nun gar nicht mein Leibgericht, aber da ich Hunger hatte, nahm ich auch diese kleine Mahlzeit an. Sie hatten sogar einen Pferdeparkplatz, der jetzt Eselparkplatz wurde. Toll. Ich setzte mich in die Sonne mit Wasser, Tagebuch und Tabak. Frau Ziegert war total nett, sie brachte für Sultan Hundefutter und Wasser. Auch für die Esel gabs was kleines. Und dann brachte sie mir einen Kaffee. So saßen wir kurz gemeinsam in der Sonne, rauchten, tranken Kaffee und schwatzten. Ich erzählte ihr meine Geschichte und sie mir etwas von ihrer Geschichte. Dann gab es die leckere Bockwurst und von ihren Mittagstisch Bohneneintopf. Das fand ich echt spitze und hab mich riesig gefreut. Sie war ein wenig schüchtern als sie mir ihn anbot, als ob das nichts Wert oder was zu essen wäre. Ich freute mich riesig darüber und er schmeckte auch viel besser als Bockwurst, vom größeren Nährwert noch abgesehen.

Ihr Mann gesellte sich auch noch dazu und wir führten ein interessantes Gespräch übers aussteigen, Dresden und speziell noch über die Neustadt. Sie kommen ursprünglich aus Dresden. Er war mal Kapitän auf einem der Elbdampfer. Beide junggebliebene Leute, die hier ihre wohlverdiente Ruhe genießen und noch ein wenig Geld mit der Raststätte verdienen. Kurz vor dem losgehen bin ich noch auf Klo, auch um mich zu waschen. Sie bot mir an, dass ich duschen könne, wenn ich wolle. Was ich erst bescheiden ablehnte und dann doch gerne in Anspruch nahm, denn ich war schon verschwitzt und so. Oh, das war auch super angenehm, wieder so frisch zu sein. Ein völlig anderes Körpergefühl.

Als ich bezahlen wollte, nahmen sie es nicht an, schenkten mir das gute sättigende Mittagsmahl und dazu gab es noch zwei belegte Schnitten, ein Apfel und eine Orange. Total süße Geste. Dankbar nahm ich es an. Beim Esel ansatteln kamen Bekannte zu ihnen und da gab es noch ein kurzes Schwätzschen. Ich fotografierte Frau und Herrn Ziegert, da ich sie gern auch in visueller Erinnerung haben wollte. Ich dankte ihnen nochmal von ganzen Herzen, wünschte alles Liebe und zog heiter weiter nach Olbernhau. Auf dem Wanderweg fand ich einen richtig schönen kristallinen Stein. Erst ging ich an ihm vorbei, doch dann hielt ich an und nahm ihn mit, als wäre er für mich bestimmt. Er hatte was besonderes an sich. Im Erzgebirge glitzerts immer mal auf dem Wegen, aber dieser war besonders schön. Ich sammle gerne Steine und lass sie dann an anderen Orten oder Menschen. Manche behalte ich auch. Diesen wollte ich behalten, er hatte gute Kraft in sich.

Nach Olbernhau führten zwei Wege, einer mit 5km, der andere mit 3km einfach gerade aus. Diesen nahm ich dann. Der EB-Weg war der längere, er ist vielleicht auch attraktiver und nicht so steil. Denn jetzt ging es steil bergab, juhu. Miniela lief schnell und Sasi musste langsam gehen, wegen dem Gepäck und weil sie bergab allgemein langsamer ist. Lieber vorsichtig. Miniela rennt am liebsten Berge hinab. Das war zu Anfang richtig schwierig, wegen der Mitte. Ich war quasi fast zerrissen zwischen den beiden. Es kostete Kraft Miniela zu bremsen, dass Sasi hinterher kam. Irgendwann ließ ich Miniela laufen.

Wir waren fast in Olbernhau, denn jetzt kamen Kleingärten. Die Leute schauten uns an und waren freundlich. Dann fiel Sasi´s Sattel ab. Oh, ich schimpfte erstmal ein wenig. Nütze aber nichts, ich musste neu aufsatteln. Eine Frau hatte mich wohl dabei beobachtet wie ich so vor mich hinmeckerte und fragte, ob ich Hilfe bräuchte. Ich verneinte freundlich. Sie kuschelte Sultan durch den Zaun und stellte mir allerlei Fragen, auch wie ich an Essen ran käme und was ich da so unterwegs esse. Ich sagte ihr, dass ich in Olbernhau was einholen wöllte und eben so Büchsenfutter kaufen, da es sich am besten hielte. Da stürzte sie freudig los und brachte mir einen Beutel voll mit Fischbüchsen, Hundefutter, Suppen, Oliven, Brötchen, Mineralwasser und Süßes. Sie plünderte ihren Gartenvorrat für mich. Wow. War ich überrascht, natürlich auch erfreut und nahm es dankbar an. Die Suppenbüchsen waren allerdings ziemlich schwer, so nahm ich nur zwei mit und brauchte nicht mehr einkaufen gehen, was mich erleichterte. Wir verabschiedeten uns und weiter ging es bergab ins Tal und in die Stadt, ohne das ein Sattel fiel.

Es war gerade Feierabendverkehr, ja und selbst in Kleinstädten gibt es genug Menschen die mit ihren Autos Stau verursachen. Wir ernteten die nun mittlerweile etwas gewohnten Blicke. Mein Ziel war nicht auffällig zu sein, preiswert zu reisen und die Tiere, die mir die Last der Gepäcks abnehmen sollen. Die Idee der Gepäckerleichterung war super, aber doch sehr auffällig, wie es sich nun immer mehr rausstellte. Was mir einerseits nicht sehr behagte, und andererseits doch einige Türen zu interessanten Menschen öffnete.

Ich fragte mich durch nach dem EB-Weg, der in den Städten nicht mehr so leicht zu finden ist, musste dabei durch einen Park und rastete in diesem. In dem Park waren Menschen aller Altersgruppen zu sehen, die sich an dem schönen sonnigen Frühlingswetter ergötzten. Mit wenigen kam ich ins Gespräch. Die Esel standen im Mittelpunkt des Geschehens, doch diese interessierte das überhaupt nicht. Sie fraßen, tranken, kackten und piesselten völlig öffentlich in einen öffentlichen Park.

Der Weg bis zum Wald war doch recht lang, zwei Leute begleiteten mich noch kurz ein Stück und beschrieben mir den Weg. Langsam ging es wieder bergauf, und wie ich erfuhr war der Weg nach Marienberg ordentlich steil. Das hatten die Esel wohl auch gehört, denn so richtig wollten sich nicht mehr laufen. Es war auch schon wieder gegen 18 Uhr, Rast – und Abendbrotzeit zumeist. So schweifte mein Blick nach einem geeigneten Schlafplatz für uns. Es gab ein altes Mühlengelände, aber zu offen und einsichtig, also weiter. Oh, und da gab es noch ein Haus am Bach, da saßen Leute draußen und grillten lecker. Ich fragte sie, ob es hier in der Nähe einen geeigneten Ort zum rasten gäbe, weil die Esel partout nicht mehr den Berg hoch wollten, der tatsächlich steil war. Sie schickten mich auf einen Platz der gut wirkte mit Bächlein und Futter für die Esel. Sasi war aber ganz und gar nicht einverstanden und wollte nur weg von diesem Platz. Nach einigen Minuten wussten ich warum. Oberhalb des Platzes gab es mal einen Teich, der zwar abgelassen war, aber noch genug Möglichkeit zum brüten gab, für Mücken. Juhu.

Sasi entwickelte eine große Stärke, die kaum zu bremsen war und ich wusste gar nicht, was ich jetzt tun sollte. Ich schleppte mein Zeug von einer Ecke in die Nächste, doch überall waren die kleinen Biester. Selbst unter den Nadelbäumen schwirrten sie umher und freuten sich über ihre frischen neuen Blutopfer. Ich war ratlos. Sasi ringelte sich um den Baum und scharrte wie verrückt. Schon allein das machte mich verrückt. Doch, welch ein Wunder, es kamen die Grillleute mit einem Grillteller und einem Bier zu mir. Sie sahen das Desaster, auch das ich noch nicht mal in Ruhe essen konnte und luden uns zu sich ein. Yeah, war ich dankbar. Dort hätte ich niemals eine ganze Nacht verbringen können.

Sie nahmen etwas Gepäck mit, Sasi ließ sich auch kaum noch satteln, außer Miniela war recht cool, aber auch nicht über die Mückeninvasion erfreut. Sasi lief so schnell, dass ich sie nicht mehr halten konnte und sie lief direkt in das Grundstück, was nun unser Nachtlager sein sollte. Sie wusste es ganz genau. Super Esel! Sie wollte ja auch schon eher dahin, als ich die Leute noch fragte, doch das war für mich völlig ausgeschlossen. Es war eine ganz schöne Aufregung, denn ich musste meinen ganzen Kram erstmal ablegen und wurde gleich zu Tisch gebeten. Die Esel fix angeleint, aber viel zu lang, so dass sie an meine Tasche konnte und Sasi macht sich da ja nichts daraus mir meine Futtertasche auszuräumen. Und da sagt mir einer, das Esel keine Raubtiere sind. Sie räubern, wo es nur geht. Und zu unterernährt ist Sasi nu auch nicht, wenn man sie so sieht, dass sie räubern müsste. Miniela tut es ihr gleich, auch sie hat keine Ernährungsprobleme, zumal für die Esel alles auf und in der guten Mutter Erde wächst.

Ute, die Chefin des Hofes, fiel dann ein, dass sie noch Hafer und Rübeneschnitzel da hatte, welches immer für die Wanderreiter bestimmt war. Davon bekamen die Esel was und sie hauten tüchtig rein.

Ich bin bestimmt dreimal aufgestanden, bis ich endlich entspannt am Tisch sitzen bleiben konnte. Das Essen war köstlich, auch das Bier, dieses 5,0% Bier. Es wurde ein feuchtfröhlicher Abend mit herzhaften Gesprächen, gutem Schnaps und Bier.
Das ich in der Pulvermühle gelandet bin bemerkte ich erst später, als wir schon ein wenig betütelt waren, als Ute alkoholischen Nachschub holte und ich ihr dabei half. Da sah ich den Gastraum, die Küche und den Tresen. Es war für mich schon irgendwie verrückt. Wir entzündeten auch ein Feuer, obwohl Brandschutzstufe war, denn es hatte ja immer noch nicht geregnet. Aber Ute war recht cool und machte sich keine Sorgen. Ihre Gäste schon mehr, sie waren auch beide Beamte. Der eine bei der Drogenfahndung und sie eine Gerichtsvollzieherin. Das ergab interessante Themen. Sie kamen aus dem Westen Deutschlands um hier zu urlauben. Nun, irgendwann waren wir alle eben gut betütelt und gingen ins Bett.

Alle drei Gäste des Hauses wollten am nächsten Tag weiter mit zeitigen Frühstück. Die Esel waren draußen sicher aufbewahrt und ich schlief drinnen mit Ute in ihrem großen Bett. Das ging in unseren Zustand am schnellsten und so schlief ich auch fix ein.

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