Der Tag begann zeitig, der Himmel war durchwachsen. Die Esel hatten bei mir am Zelt geschlafen, aber in der Nacht irgendwie meine Wanderfahne nieder getrampelt und dabei die Feder zerstampft, was ich sehr schade fand, da sie von Peter war.
Nach dem Frühstück wusch ich mich im Bach, packte und als ich die Esel putzen wollte, lagen sie herum und wollten überhaupt nicht aufstehen. Sie waren noch zu müde vom Vortag und hatten keine Lust mehr auf solch selbe Schinderei. Nach einigen ziehen an der Leine und aufmunternden Worten bekam ich sie doch zum stehen und machte den Rest fertig. Da fing es schon an ein wenig zu tröpfeln. Oh, ich betete für Trockenheit und es hörte erstmal wieder auf. Ich wusste über meinen Weg nach Thalheim nur soviel, dass ich kurz durchs Dorf musste und dann über die Schnellstraße. Das tat ich und dann hatte ich wieder Glück, dass zwei Arbeiter an dem Weg arbeiteten, den wir nahmen. Sie fragte ich nach dem Weg. Und einer der Herren wusste ihn, da er selbst schon mal nach Thalheim laufen musste. Wir schrieben es gleich auf, damit ich es nicht vergesse.
So ging es dann über den Buttermilchsteig nach Jahnsbach. Zuvor holte ich mir beim Bäcker etwas Brot und süßes. Am Buttermilchsteig rastete ich kurz, um die Leckereien zu verzehren. Auch die Esel kamen nicht zu kurz. Und dann fing es an mit regnen und ich ließ meine Angst los und dachte, dass wir den Regen nicht ewig aufhalten können und er eben auch gebraucht werde. So verpackte ich die Esel regensicher und zog mir meine Regenjacke an. Doch es fing dann richtig an zu regnen und ergoss sich aus vollen Kannen.
Nun, in Jahnsbach traf ich eine ältere Frau, die mit ihren kleinen Hundi spazieren war, fragte sie auch noch mal nach dem Weg, weil nach des Arbeiters Beschreibung ich den Weg nicht fand. Sie schickte mich weiter geradeaus über Jahnsbach entlang. Später kam sie mir sogar in Regenkleidung hinterher gerannt, da sie mich gern ein Stück begleiteten wollte. Ich wunderte mich über sie, da es ja in Strömen goß. Doch sie meinte, dass passiert auch nicht so oft, das hier jemand mit zwei Eseln vorbei kommt und der Regen jetzt egal ist. So zeigte sie mir eine Abkürzung durch den Wald, wobei der Weg recht steil und wurzlig war. Sasi wollte ihn nicht gehen und die gute Frau erklärte sich bereit Sasi von hinten anzuschieben. Ein herrliches Bild, wie sie die Sasi schob. Wir wechselten uns auch mal ab, aber führen ließ sie sich nicht von ihr, also schob sie Sasi von hinten an.
Sie brachte mich bis zu einem großen Parkplatz von ich aus oberhalb von Holmersdorf lang gehen sollte, nach der Beschreibung des Arbeiters. Damit würden wir das Bergauf – und ab umgehen. Doch der Wind und Regen war hier auf der Höhe so stark, dass es einfach unangenehm wurde für alle. Meine Hose war mittlerweile ziemlich nass und den Esel triefte das Wasser übers Gesicht. Jetzt sah ich erstmal was für dünne Beinchen sie haben, weil das Fell nass am Knochen hing. Es war einfach zu anstrengend und so entschied ich mich quer übers Feld nach unten ins Dorf zu gehen.
Was ich nicht bedachte, dass die Wiesen ja auch nass waren und somit war meine Hose danach richtig klatschnass. Unten angekommen, wollten die Esel pausieren, was ich völlig verstehen konnte, da es mir ähnlich erging. Doch wollte ich nicht im Regen das trocken gebliebene Gepäck abstellen. Ich brauchte irgendwas mit Dach. Ich sah ein leeres Carport an einem Haus, da gab es auch Weide zum knabbern für die Esel. Ich band sie am Zaun an und ging zur Hoftür, klingelte. Eine alte Frau öffnete mir die Tür. Ich erzählte ihr von meiner Tour und das wir eine Pause bräuchten, doch sie sah die Esel nicht, da ich sie um die Ecke angebunden hatte. Sie glaubte mir kein Wort, schien Angst zu haben und scheuchte mich fort. Da stand ich nun und wusste nicht wohin mit uns.
Ich zog mir erstmal meine nasse Hose aus und die trockene Regenhose an mit dem extra Wadenschutz. Das war schon mal angenehmer, trotzdem war ich etwas verzweifelt, da die Esel wirklich eine pause brauchten und wir noch ca. 7km vor uns hatten bis Thalheim. Ich sah wieder einen Carport, klingelte um nach Erlaubnis zu fragen, niemand glaubte mir. Gegenüber vom Carport, über der Straße, war eine große Wiese, die nicht bewirtschaftet schien. Sie gehörte zu einem alten Mietshaus. Ich klingelte mich von unten durch, um nach Erlaubnis zu bitten. Wieder glaubte mir niemand. Einer wollte aus dem Fenster schauen. Ich stand unten und wartete. Da die Esel nicht zu sehen waren unter dem Carport, wenn man nur mal hinter der Gardine lunscht, konnte man sie auch nicht sehen. Es kam keine Reaktion und er glaubte mir nicht. Völlig zurückgezogene Leute. Jetzt hatte ich die Schnauze voll und setzte mich einfach unters Carport und packte die Esel auf die gegenüberliegende Wiese.
Mit Höflichkeit kommt man nicht immer weit, manchmal setzt sich eben Frechheit besser durch. Sie aßen, ich aß und hatte zum Glück noch heißen Tee. Was für ein Bild, aber wir waren im trockenen. Dann kamen Autos ins Carport, einer war total nett und begeistert, stellte neugierige Fragen, andere schauten mich wie den letzten Dreck und Pennertum an. Mensch, fühlte ich mich wohl dabei! Auf der anderen Seite war es recht ruhig, bis ein Auto kam mit einer Frau, die nicht schlecht bei dem Anblick der Esel staunte und suchend umherblickte. Ich sah es und ging zu ihr rüber. Sie war gerade drauf und dran gewesen die Polizei zu holen. Das hatte ich knapp abgewendet. Ich erzählte ihr kurz meine Story und das wir nur eine Pause brauchten und dann weitergehen. Sie war die Verwalterin, welche von den Mietern Anrufe bekommen hatte, die sich über die Esel auf ihre Wiese beschwert hatten. Weil sie wohl auch die Blumenbeete zertrampeln würden. Aha, jetzt glaubten sie doch an die Esel und regten sich auf, aber niemand kam zu mir persönlich.
Nachdem wir gesättigt und etwas ausgeruht waren packte ich wieder, wurde noch fotografiert von dem neugierigen, freundlichen Mann und zog dann weiter. Mittlerweile hatte es auch mit regnen aufgehört, worüber ich sehr dankbar war.
Ich bog bei einem großen Rapsfeld ab, fragte nochmal, ob ich denn hier an dem alten Kriegerdenkmal vorbeikomme, dem war so, und so lief ich erleichtert weiter. Ich glaube wir waren alle erleichtert. Die Esel flitzten den Berg hinab, das Gepäck schepperte an ihnen und ich hinterher. Dann kamen Wanderschilder und darauf stand „Thalheim – Rentners Ruh“ Ich jubelte, dass kenn ich noch von früher aus meiner Kindheit, dass ist dann nicht mehr weit von da aus. An der „Rentners Ruh“ gibt es so ein Miniaturpark, der recht niedlich aufgebaut ist. So wurden die letzten 6km sehr angenehm, die Spätsonne schimmerte durch die Wolken, ich sah noch eine Futtergrippe mit Heu und nahm für die Esel was mit. Kam an einer herrlichen Kräuterwiese vorbei, an der schönen alten Rotbuche, die so was mystisches in sich trägt.
Es klapperte von weiten ... eine Horte Nortic Walker kam mir entgegen ... Es gab lehrreiche Tafeln über die Pflanzen des Waldes ... und Sasi lief dann wieder wie von allein. Sie wusste, dass wir bald da sind und dann länger pausieren werden oder so. Ich erzählte es ihnen auch immer wieder.
Da meine Tante umgezogen ist und ich nicht mehr genau wusste, wo sie jetzt wohnt, lief ich bis zur Rentners Ruh, und pausierte da erstmal. Kindheitserinnerungen wurden wachgerufen bei dem Anblick des kleinen Miniaturdorfes und den gemütlichen Sitzgruppen für die Wanderer. Ein junger Mann sprach mich mit seinen Kindern an und bot mir eine Unterkunft für die Esel an, was ich total nett fand, denn ich wusste noch nicht, ob meine Tante was für die Esel gefunden hatte zum unterstellen. Ich schaltete das Handy ein, um sie anzurufen, doch sie war schneller. Super timing!
Sie war auch recht schnell da, ich wollte ihr zwar entgegenlaufen, aber sie war schneller. Oh, was für eine große Freude. Sie ist auch ein Mensch von großer Fröhlichkeit und hat stets ihre Kamera dabei. Sie knipste auch gleich munter drauf los, nach der ersten dicken Umarmung. Dann ging es zu ihr, vorbei am Diska (Supermarkt), wo schon die Bäckerfrau mit Brötchen auf uns wartete. Ein herrliche Begrüßung und Ankommen war das. Angelika, die Bäckerfrau, hat selbst ein Eselchen bei sich zu Hause und freute sich riesig über uns. Sie lud uns gleich ein bei ihr mal vorbei zu kommen. Doch jetzt ging es erstmal zu Christine, meiner Patentante. Ich drückte ihr natürlich auch gleich einen Esel in die Hand, worüber sie sich sehr freute. Sie hatte einen tollen Platz für die Esel gefunden. Genau im gegenüberliegenden Grundstück war eine Schafsweide, wo die Schafe noch nicht drauf waren. Na herrlich. Abpacken, Esel rüberbringen, die Besitzer kennen lernen, die sehr gastfreundlich waren und mir ihren kleinen Raum mit Wasseranschluss zur Mitbenutzung bereitstellten, so dass ich das Heu, das viele Brot, was für die Esel gesammelt wurden ist, unterstellen konnte und immer frisches Wasser geben konnte. Ich freute mich sehr über dieses Glück und ihre Freundlichkeit. Keine Spur von Angst und Skepsis mehr. So wie die Esel, das Gepäck und wir verstaut waren fing es wieder tüchtig an zu regnen. Jetzt kam alles angestaute runter und ergoss sich über die Erde. Wahnsinn, als hätte das Wetter darauf gewartet, dass wir endlich im trockenen sind...
Christine und ich tranken erstmal ein Bier und redeten bis spät. Jensi, ihr Freund, hat ein eigenes Zimmer bei ihr und wollte nun doch nicht, dass ich da schlafe, so schlief ich mit ihr im Bett. Zuvor hatte ich aber noch lange mit Peter telefoniert.
Es war ein schöner erlebnisreicher Tag mit Hochs und Tiefs und einem wunderbaren Ankommen. Da wusste ich wieder warum ich es tat...
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