Mittwoch, 28. Mai 2008

15. Juni 2007: Waldsteinberg












Ich wurde vom ersten Bader zeitig geweckt, stand selbst erst gegen 6.45 Uhr auf. Auch die Morgenstimmung war schön hier, ruhig und majestätisch standen die Felsen im Halbkreis und begrenzten das klare Wasser. Ich ging auch als erstes Schwimmen, genoss die Ruhe und Kühle die mich umgab. Dann schnell den Platz vom Eselmist entfernen, der Besuch vom gestrigen Abend wollte kommen und der Pächter, nicht der Besitzer, des Platzes auch. Ich räumte alles soweit auf. Es kam ein Perser zum schwimmen, der ebenfalls Patient in der Kurklinik war und versprach mir was zum Frühstücken zu bringen. Kurze Zeit später war er wieder mit Brötchen, Marmelade und Frischkäse in so kleinen Plastebehältern zurück. Wir aßen gemeinsam und redeten.

Er ist Kameramann und meinte, ich solle mein Vorhaben in die Öffentlichkeit bringen und mich mal ein Zeit lang begleiten lassen. Doch das will ich nicht, da ich es ja nicht mache, um Aufsehen zu erregen und ins Fernsehen zu kommen, sondern um mich zu reinigen, zu erleben, zu genießen, auch gerne jedes Mal aufs Neue, wenn ich durch Dörfer komme und Freude bei den Menschen aufkommt. Wenn sie es schon aus den Medien wissen entsteht so eine Erwartungshaltung, der ich sicher nie gerecht werden kann und will. Ich will es einfach nicht. Das klingt jetzt seltsam, da ich ein öffentliches Tagebuch habe, doch diese Adresse kennen nur die Menschen, denen ich sie gegeben habe. Es weiß nicht fast ganz Deutschland, nur ein sehr geringer Teil und das ist völlig ausreichend. Selbst damit habe ich mich übernommen, da ich es auf Anfrage von Freunden hin getan habe, damit sie wissen, wo ich stecke und was ich so treibe. Unterwegs kommt man selten ans Internet und wenn hat man kaum Zeit es zu nutzen, da es unhöflich ist, wenn man zu Gast ist, sich sogleich an den PC verzieht, um zu schreiben usw., wie ich am Abend feststellen musste.

Nun ja, der Herr und seine Frau kamen auch noch und brachten für uns alle was mit. Eine gute Flasche Wein bekam ich gespendet. Vielen Dank. Wir saßen so rum und redeten und alles war friedlich und in guter Stimmung. Ich war immer noch ein wenig baff über den gestrigen Zusammenstoß und die plötzliche Wendung des Blattes. Es war ein sehr angenehmer Vormittag. Der Pächter, Herr Seidel, kam in der Tat vorbei, schaute sich alles an, ob es in Ordnung ist, war freundlich und hilfsbereit. Als er den Wagen sah, den Fr. Schreiber und ich bauten, meinte er das man die Deichsel noch verstärken müsse. Er holte was und kam wieder. Wie er so baute, kam Frau Schreiber, um sich nach unserem Ergehen zu erkundigen und lernte gleich den Pächter des Platzes mal kennen. Sie wollte gerne, dass ich nochmal bei ihr vorbeikomme, um „Tschüss“ zu sagen, dass hätte ich sowieso getan.

Wie wir so sprachen kamen auch noch Leute von der Stadtverwaltung Brandis, die sich beschweren wollten bei mir über mich, doch da Herr Seidel da war und wir in Frieden zusammen standen und ich ihnen erklärte, dass ich bald gehen werde zogen sie wieder fort, ohne dass ich groß Ärger bekam. Glück gehabt.

Jetzt wollte ich packen, dass ich noch vor dem Mittag wegkomme, doch es war gar nicht so einfach, weil immer wieder Leute kamen und neugierige Fragen stellten. Alle kamen gar nicht zum schwimmen. Mir schien es als käme so nach und nach das Dorf, um sich selbst vom neusten Klatsch zu überzeugen. Ich schaffte es nicht bis zum Mittag, teilte dies Fr. Schreiber mit, da sie mich zu Mittag erwartete und war eben später bei ihr. Sie wollte mich noch zum Mittagessen einladen, deshalb sollte ich Punkt Mittag da sein, aha, wie lieb von ihr.

Ich lernte ihren Mann kennen. Die Esel packten wir auf eine große Wiese, die gegenüber der Terrasse lag und wir sie so im Blick hatten. Es war ein heißer Tag. Fr. Schreiber hatte Beefsteak mit Gemüse und Kartoffeln zubereitet. Oh, war das köstlich. Ich freute mich sehr und genoss es. Sultan bekam auch noch was. Ihre Hündin war sehr freundlich zu Sultan und akzeptierte ihn in ihrem Revier. Da ich so satt war, bat ich sie um einen Kaffee für die Verdauung. Den wollte sie machen, doch ich solle erstmal duschen gehen und mich waschen und so, was ich auch tat.

Es zog Gewitter auf, was auch nötig war bei der Schwüle die schon wieder vorherrschte, so tranken wir erstmal Kaffee mit Eis. Man, das war ein Schlemmertag... ihr Mann war aufgeschlossen uns gegenüber und freundlich. Mit ihm rauchte ich. Ihm geht es nicht so gut, seit seinem Bandscheibenvorfall. Doch er bemühte sich um Worte ... ich sah, dass es die beiden momentan im Schicksal hingen, es erdulden und akzeptieren mussten. Umso mehr bewunderte ich Fr. Schreibers hilfsbereite und liebenswerte Art, wo sie doch schon soviel zu tun hatte, da ihr Mann kaum noch was selbst tun kann, was letztlich für ihn ebenso traurig ist. Vielleicht waren wir alle, für sie beide, mal eine willkommene Abwechslung in ihren Leben.

Das Gewitter verzog sich wieder und so machten wir uns auf den Weg. Fr. Schreiber wollte mich bis zum Waldbad begleiten, doch schon in der Ersten Kurve aus ihrem Grundstück heraus fiel der Wagen um und es zerbrach eine der Stangen. Juhu... Sie reagierte sofort und meinte wir sollen alle wieder reinkommen und ich könne so lange bleiben, bis wir den Schaden wieder behoben hatten. Nur hatte sie dann nicht mehr die Zeit mich heute zu begleiten. Mit ihrem Nachbarn, Herr Forkel, reparierten wir das Gestell wieder und packten alles unter den Carport. Sie musste los, um etwas zu erledigen und ich goß derweil ihren großen Garten, um mich ein wenig mit einzubringen und sie zu entlasten. Sie haben ein großes, waldiges Grundstück, was sehr gepflegt und schön mit zahlreichen Blumen und Sträuchern bepflanzt war. Diese goß ich nun alle. Sie hatte herrlichen Frauenmantel mit riesigen Blättern, in denen sich das Wasser sammelte und zu einer Perlenform zusammenlief. Ich weiß nicht, ob es der heilkräftige ist oder ob es ihn auch als Zierde gibt.

Am ende war alles gut so wie es war, denn das Gewitter kam wieder. So machten wir ihren Schuppen frei und ich band die Esel so an, dass sie hinein konnten, wenn es anfing mit regnen. Und nach dem Abendessen begann es ganz langsam und zart, es steigerte sich in einen fetten Regenguss, dass ich doch froh war, dass wir alle im trockenen waren. Wir verzogen uns ins innere des Hauses. Ihr Mann und ich rauchten noch eine und Fr. Schreiber köpfte eine Flasche Sekt. Wow, das war der krönende Abschluss des Tages. Sie bügelte und wir unterhielten uns. Dann fragte ich sie, ob ich mal an ihren PC ins Netz dürfte, um weiter an meiner Internetseite zu arbeiten. Sie gestattete es mir und wies mich darauf hin, es auch zu tun. Doch ich wollte noch ein wenig mit ihr reden. Dann tat ich es und es fiel mir leider erst später ein, dass dies doch sehr unhöflich von mir war. Ich glaube, sie hatte es genossen uns zu bewirten und zu helfen und wollte den abend einfach gemütlich mit einem Frauengespräch mit mir verbringen. Und ich sitzt vorm PC und sie allein vorm Fernseher.

Das Internet lief auch nicht glatt und öffnete nicht alles, ich konnte nichts tun, es hatte nicht sollen sein. Doch mir leuchtete es zu spät ein, ich war zu egoistisch. Das tat mir danach richtig leid, doch die Zeit konnte ich nicht zurückdrehen. Schade, dass ich es nicht gleich gemerkt habe. Ich hoffe sehr, das Fr. Schreiber mir mein egoistisches Verhalten verzeihen kann. Seit dem mache ich es einfach nicht gern, wenn ich zu Gast bin und wenig Zeit ist. Gelernt habe ich daraus ... So gegen 1 Uhr fiel ich auf mein Nachtlager im Wintergarten und schlief gut ein und durch.

Dienstag, 27. Mai 2008

14. Juni 2007: Waldsteinberg am Steinbruch





















In der Morgendämmerung weckte mich das bellen eines Rehbocks, was mich nun nicht mehr so erschreckte wie zum Beginn der Reise. Ich schlief nochmals ein und stand dann so gegen 7 Uhr auf. Der Himmel und die Luft waren angenehm warm. Frau Schreiber, die großartige Spenderin, kam mit einem Kaffee mit lecker Milchschaum und einem belegten Brötchen zu mir, was ich total süß und aufmerksam fand. Danke. Sie bat mich gleich nach dem Essen zu ihr zu kommen, damit wir den Wagen bauen können, da sie bald los musste zur Hundeschule. Das tolle Angebot schlug ich nicht aus, beeilte mich und zog mit Sasi rüber zu ihr ins Grundstück, was die Esel allerdings zum „iihhaahhen“ animierte, da sie getrennt waren. Peter hatte mir ja erklärt wie wir bauen können und so bauten und schraubten wir in Windeseile einen Wagen aus allen möglichen zeug zusammen mit dem was sie zur Verfügung hatte. Da ich kein richtiges Sielengeschirr hatte bauten wir eines aus Holz und Leinen. Das Holz umspannten wir mit Schaumgummi, damit das Holz nicht an Sasi's Brust reibt. Und schon war der Wagen fertig. Ich bedankte mich von ganzen Herzen bei ihr, war einfach hin und weg, von ihrer Tatkraft und Engagement. Riesige Freude erfüllte mein Herz.

Ich lief zurück zum Lager und begann das übliche Ritual des Packens, nur das diesmal der Wagen mit bepackt wurde. Frau Schreiber hielt mit ihrem Wagen nochmal kurz bei mir, um mir eine Schale mit frischen Erdbeeren zu schenken. Ach, ich war einfach überwältigt von ihr. Dann lief ich ganze 150m weiter, um noch einen kurzen Abstecher beim Steinbruch zu machen, da ich mich waschen und erfrischen wollte. Der Weg dahin war abgesperrt, dennoch gelang es mir mit Sack und Pack hindurch zu gelangen.
Als ich unten ankam war ich völlig überrascht von der Schönheit des Ortes, der so still, bescheiden und doch so erhaben vor mir lag. Ein kreisförmig ausgehöhlter Steinbruch, mit klarem, türkisfarbenen Wasser, welcher zur Mitte des Wassers immer blauer wurde. Dieser Platz wirkte sogleich klärend, erfrischend und reinigend. Mitten im See war eine Frau, ein Kind und ein knallrotes Gummiboot, die herzlich herum alberten. Nur ihre albernen, fröhlichen Stimmen hallten über das Wasser und die Steinwände und zerbrachen somit die Stille, aber keinesfalls die überwältigende Kraft des Ortes. Das Gefühl darin zu baden, zu gleiten im Kreis der Alten, der Steinahnen wirkte auf mich so zauberhaft und belebend, dass ich mich entschied den Tag hier zu verbringen, damit wir alle uns auftanken könnten. Ich erkannte Gesichter in den Steinen und fühlte die gute Energie und deren Geister hier, einfach faszinierend.

Als die zwei aus dem Wasser kamen begrüßten wir uns freundlich und ich fragte sie, ob man denn den Tag und eine Nacht hier verbringen könnte. Sie sagte mir, dass dieser Platz recht einsam wäre und es keine Probleme geben würde. So ließ ich alles entspannt fallen, baute ein Lager auf, im Schatten, denn es ist sehr warm geworden, was mich nur bestärkte einen Tag an solch einem wundervollen Ort zu verbringen. In der sonne hielt man es nicht lange aus. Ich ging schwimmen, entspannte mich, ging wieder schwimmen, um mich danach wieder entspannt hinzulegen oder zu setzen und zu schreiben. Dabei genoss ich die frischen Erdbeeren, die mir Fr. Schreiber mitgebracht hatte. Sultan erging es ähnlich, er wechselte seinen Platz hin und wider mal in sonne und Schatten und ging immer mal ins Wasser, um sich zu erfrischen. Die Esel band ich ab und sperrte den Platz provisorisch ab, damit die Esel nicht abhauen. Sie entspannten ebenso wie alle hier. Sie wechselten auch zwischen Sonne und Schatten, nur gingen sie nicht ins Wasser, sondern nahmen herrliche Staubbäder.

Hier gab es einen alten Lagerfeuerplatz oder so, jedenfalls war ein Stück des Platzes unbegrünt und staubig. Jedesmal wenn Sasi sich wälzte, lag eine dicke Staubwolke in der Luft und sie schniefte dann, dass es aussah als wäre sie ein Drache, da der Staub aus ihren Nüstern stob, als wäre es Qualm und zusätzlich klang sie auch so. Ich erfreute mich an der Gelassenheit aller meiner Reisebegleiter.
Der Platz füllte sich zunehmender, viele kamen, sprangen ins kühle Nass und gingen dann wieder. Einige blieben auch und genossen, wie wir alle, den wunderbaren Platz und dessen erfrischende Wirkung. Da ich den Platz abgesperrt hatte, trauten sich einige nicht über die Leine hinweg, so kam ich doch immer ins Gespräch mit den Leuten. Die meisten waren sehr freundlich und störten sich nicht an uns und an der gespannten Leine. Alle mussten zu Anfang des Platzes über die Kette steigen, da machte die weitere Leine auch nicht so viel Umstände.

Einmal war es mir doch unangenehm, als Sasi sich im Staub wälzte, da sie den gesamten Platz unter Staubnebel setzte und wenn man gerade frisch aus dem Wasser kam, war dass nicht so tolle. Sie wälzte sich bestimmt zehn mal an diesem Tag in der Kuhle. So kam ich doch nicht so sehr zum All-ein-sein, da viele Leute sich über uns wunderten und Fragen stellten. Doch immer liebenswert. Zwei Menschen spendeten mir je 5€ und die gute Frau Schreiber kam auch nochmal rum, um zu schauen, ob es uns gut geht und gab mir noch ein paar Lebensmittel und sage und schreibe 20€ zu spenden. Da war ich recht platt, über die vielen Spenden, die ich an einem Tag erhalten habe. Dank an Alle!

Später kamen eine kleine kleine Gruppe Taucher. Die Männer gingen tauchen, da dies offiziell ein Tauchsee und kein Badesee war. Mit den Frauen kam ich ins Gespräch. Sie erzählten mir, dass sie in der Nähe von Torgau wohnten und ich erzählte ihnen, dass ich auch dort durch käme. Sie boten mir an bei ihnen vorbei zu kommen und wollten sich bei einem Bekannten in der Dahlener Heide erkundigen, ob er ein Schlafplätzchen für uns hätte, da ich auch durch diese wollte und musste, um nach Torgau zu kommen. Wir unterhielten uns noch über dies und das, tauschten Adressen und Telefonnummern aus und zum Ende schenkten sie mir ihre leckeren Erbsenschoten. Ein älterer Herr kam zweimal zum schwimmen, welcher mir als einziger Mann an diesen Tage ein unangenehmes Gefühl brachte, da er so lüstern schaute. Irgendwann sprach er mich an und jammerte ein wenig über seine Krankheit, denn dieser war in der hier ansässigen Kurklinik zur Heilung gewesen und musste glücklicherweise pünktlich da sein, sonst bekommt er kein Abendessen mehr. Zum Abend hin lichtete sich die Menge der Schwimmer, doch kamen immer wieder welche. Zum Beispiel ein paar Jugendliche, die sich aber wahrscheinlich von mir gestört fühlten und so nicht in Ruhe kiffen konnten. Sie hatte ihre Glaspfeife nicht richtig versteckt. Als letztes kam ein Liebespaar, was sich nicht von mir gestört fühlte und ich mich auch nicht von ihnen, außer dass mich ein wenig Wehmut ergriff, als ich die jungen Liebenden so sah.

Der Abend und die Dämmerung waren ebenso zauberhaft wie der Tag, überall flogen schnell und still Fledermäuse über das Wasser und über das Land zahlreiche schwebende Glühwürmchen. Ein wahrhaft romantischer Abend.

Als ich mich zum schlafen hinlegte kam ein Mann mit einem Hund, welcher sich von dem improvisierten Zaun abhalten ließ. Diesmal stand ich nicht nochmal auf, um den Umstand zu erklären und blieb liegen, was sich kurze Zeit später als Fehler erwies.
Der verliebte junge Mann kam später zu mir, um mir mitzuteilen, dass der Herr mit dem Hund enttäuscht und sauer war und jetzt den Besitzer des Steinbruchs anrufe. Na toll, das fehlte mir jetzt noch am Anfang der Nacht und nur weil ich einmal zu faul war Erklärungen zu geben. Ich stand auf, zog mich an und guckte, ob ich diesen Herren noch antreffen würde. Nix da und so legte ich mich wider hin und betete, dass er erst morgens kommen würde. Nix da, er kam, als ich wieder lag, kam er wieder. Ich stand auf, um zu ihm zu gehen. Beide Seiten waren total angespannt, ebenso unsere Hunde. Der Mann schiss mich gleich richtig an, was ich hier soll, dass ist ein Privatplatz und das ich sofort verschwinden solle. Er rufe sonst die Polizei. Oh je, es war schon kurz nach 23 Uhr. Wo sollte ich jetzt mitten im Dunklen hin und mein Lager zusammenpacken? Ich war sehr unsicher und er sehr streng und autoritär, ebenso seine Frau, dennoch blieb ich freundlich und versuchte ihm ruhig die Situation zu erklären, dass ich eben mit Eseln unterwegs sei und den Platz gefunden hätte und mir keiner der Leute sagte, dass ich nicht hier bleiben könne. Ich bat ihn, den Besitzer anzurufen, damit ich mich persönlich bei ihm der Unannehmlichkeiten entschuldigen kann und ihn bitten kann dies eine Nacht zu bleiben. Er gewährte mir dies, was mein Glück war.

Der Besitzer war nicht so aufgebracht wie der Herr, aber auch ein wenig sauer, dennoch nahm er meine Entschuldigung an, nachdem er hörte, dass ich mit zwei Eseln auf der Wanderschaft sei und ließ mich die Nacht hier bleiben. Natürlich sollte ich den Platz sauber hinterlassen, das ist für mich selbstverständlich solch schöne und auch alle Plätze sauber zu hinterlassen.

Auf einmal wendete sich das Blatt und der aufgebrachte Herr und seine Frau wurden super-freundlich, die Spannung fiel von beiden Seiten ab und sie fragten mich aus, wegen der Wanderschaft und den Eseln. Ich war völlig verblüfft über diese Umkehrung der Energien, der blanke Gegensatz zeigte sich nun, was mich sehr sehr erleichterte und mich wissen ließ, dass man mit Höflichkeit und Ruhe einiges erreichen kann. Ich war sehr dankbar, dass ich nicht mitten in der Nacht des Platzes verwiesen wurde. Der Herr, seine Frau und der Besitzer wollten in der Frühe am nächsten Morgen vorbeikommen...

Das verliebte Pärchen blieb noch eine Weile, was mich beruhigte und ich bemerkte auch nicht mehr ihren Weggang, da ich friedlich einschlief.

13. Juni 2007: Kleinpösna – Albrechtshain – Waldsteinberg










Zeitig erwachte ich am Morgen, blieb aber noch bis ca. 7 Uhr liegen. Die schöne junge Frau mit den vielen Kindern kam vorbei und brachte gleich noch die Besitzerin der Hundeoase mit, die hier auf dem Gelände ansässig ist, da sie ihren Hund über dem Tag dort abgibt. Es ist eine Art Hundetagesstätte, wenn die Besitzer der Hunde zu lange von zu Hause wegbleiben. Die Besitzerin lud mich zu sich zum Kaffee ein, was ich gerne und dankbar annahm. Die junge Frau schenkte mir eine Brotbüchse voll mit Schnitten, Gemüse und Süßem. Toll, vielen Dank. Die Kinder sprangen freudig um die Esel herum und knuddelten sie. Sie haben keine Berührungsängste, das finde ich so toll an Kindern. Wir schwatzten ein wenig und dann musste sie mit ihrer ganzen Bande los. Herrliche Bande irgendwie.

Der Himmel war bewölkt und frisch, was ich als sehr angenehm empfand. Gewitter hatte es keines mehr gegeben. So ging ich erstmal zum See, um mich im kühlen Nass zu erfrischen und brachte gleich noch Wasser für die Tiere mit. Dann ließ ich mein Lager allein und ging zur Hundeoase, wo es Kaffee und interessante Gespräche mit der Frau gab, die es führte. Ich frühstückte gleich noch und erkundigte mich über ihr Geschäft, was gar nicht so schlecht läuft. Was mich sehr beeindruckt hatte war die Gelassenheit der Tiere und der Frau. Es gab keine Rangeleien unter den Hunden, es war einfach eine gelassene und fröhliche Atmosphäre. Sie hat den Trick raus mit Hunden umzugehen, mit viel Liebe und Geduld. Zeit hat sie ja dort. Am späten Nachmittag werden die Hunde wieder abgeholt. Ist keine schlechte Idee, so müssen die Hunde nicht allein zu Hause sein und sich langweilen. Ich wusch mich gleich noch bei ihr, sie schenkte mir ein Antizeckenmittel auf der Basis von ätherischen Ölen, worüber ich mich sehr freute. Doch roch es wirklich sehr extrem.

Zurück am Lager schrieb ich den drei Leuten (junge Frau, Hundefrau und Knut) je eine Karte und brachte sie hinter. Knut kam daraufhin mal zu mir, ein kurzes Gespräch über die Esel und so, und das ich an manchen Orten keine Möglichkeit habe sie anzuflocken, wie eben es hier der Fall war. Knut kam nochmal wieder mit einen fix zusammengeschweißten Pflock, was ich total nett fand und nicht ablehnen konnte. Doch war er richtig schwer, da er aus fettem Eisen oder so, war. Er wog sicherlich so an die 3 kg. Ich wollte nicht unhöflich sein und nahm ihn mit. Immerhin hatte er sich ja die Arbeit gemacht.

Nun fing ich wieder an mit packen, putzen, satteln und als ich so mitten drin war, kam der Steffen, vom Vortag, rum, um sich zu erkundigen wie es mir geht. Uns ging es gut, durch die vielen lieben Menschen hatte ich den Schmerz zu Curly's zerbrochener Freundschaft etwas verdrängen können. Steffen quatschte gleich drauf los, half mir etwas beim beladen der Esel und kam dann ein Stück mit des Weges. Er führte mich über die Autobahnbrücke, erklärte mir unterwegs noch ein paar Pflanzen die am Feldrand wuchsen und in Albrechtshain lud er mich in die Kneipe auf ein Radler ein. Die Gastwirtin war sehr aufgeschlossen und freundlich, freute sich über den Besuch der Esel und schenkte mir am Ende mehrere Lollis und zwei Biere. Darüber freute ich mich natürlich sehr.

Er kam noch weiter mit und so gingen wir an einem veralgten Autobahnsee kurz schwimmen. Dabei fing er an mich irgendwie anzumachen, indem er beim reden so ganz beiläufig meinen Arm streichelte, mich „Schätzchen“ oder „meine Kleine“ nannte, was ich nun überhaupt nicht leiden kann. Steffen ist Mitte 50, er könnte mein Vater sein. Männer sind eben Männer, das Alter ist doch völlig egal ... Das gefiel mir ganz und gar nicht und das zeigte ich ihm auch. Enttäuschend nahm er dies zur Kenntnis und akzeptierte meine Entscheidung, was ich gut fand. So langsam stieg in mir immer mehr das Bedürfnis allein zu sein. Er führte mich dennoch bis zum Anfang von Waldsteinberg und beschrieb mir den restlichen Weg bis nach Brandis. Dann verabschiedeten wir uns von einander. Er war etwas traurig über den Abschied, ich war eher erleichtert, obgleich ich ihm sehr dankbar über seine Führung und das Radler war. Er ist ein netter Mann, dennoch sehnte ich mich nach All-ein-sein. Er kam sogar nochmal kurz zurück, um nochmal „Tschüss“ zu sagen. Doch dann war ich wieder allein und ging weiter.

Als ich an die Straße kam, die ich abbiegen und entlang gehen sollte, nach seiner Beschreibung verging mir die Lust daran, denn sie war stark befahren, verlief durch einen Wald und hieß noch dazu „Finsterer Weg“. So stand ich kurzweilig ratlos an der Kreuzung rum, bis ein Pärchen auf Fahrrädern vorbei kam. Sie fragte ich nach anderen Möglichkeiten des Weges und die gab es. Nur ein kleines Stück an der großen Straße entlang und dann ging es einen kleinen Weg durch eine schöne Siedlung von Waldsteinberg. Linksseitig waren Grundstücke und rechts der Wald. Eigentlich war fast alles Wald, denn selbst die Grundstücke hatte zumeist große Kiefern und andere Bäume bei sich stehen. Wir kleinere Parks kamen mir die Grundstücke vor, mit Wohnhaus im hinteren Teil des Grundstücks. Sehr idyllisch.

Plötzlich blieb Sasi unerwartet an einem der Grundstücke stehen und wollte sich keinesfalls mehr weiterbewegen. Nichts war zu machen. Hier konnte ich doch nicht bleiben, da es eben nur die Häuser und den Wald gab, ansonsten Straße. Ich verzweifelte fast, dann band ich Sasi an, nahm mir Miniela und ging mit los. Sasi gefiel das natürlich gar nicht, doch mir fiel nichts anderes ein. Ich lief nicht weit mit Miniela, nur so 150 m bis eine kleine Wiese kam, sie reichte für ein Nachtlager, was allerdings eben kein schöner Ort war. Mir blieb halt nichts anderes übrig. Sasi meckerte. Ich band Miniela an einen Baum bei der Wiese an und ging zu Sasi, um sie zu holen, da meckerte natürlich Miniela, weil sie jetzt allein gelassen wurde. Das half aber Sasi, um sich noch ein kleines Stückchen in Bewegung zu setzen, bis zur Wiese natürlich nur. Gut, dort sattelte ich ab und bereitete das Lager vor.

Da es nun direkt an der Straße war, erntete ich von den vielen Fahrradfahrern, Spaziergängern und Autofahrern verwunderte Blicke und bekam hier und da ein paar Sprüche um die Ohren gehauen, die witzig sein sollten. Einige Frauen und Kinder erfreuten sich an den Eseln. Die Besitzer vom gegenüberliegenden Grundstück fragte ich, ob sie was dagegen hätten, wenn wir eine Nacht hier verbringen würden. War ok für sie, dennoch empfohlen sie mir an den Steinbruch zu gehen, welcher nur 150m entfernt war. Dies war allerdings heute aussichtslos mit den sturen Eseln. So öffnete ich mir eines der Biere und rauchte erstmal eine. Dabei bekam ich Besuch, wie es sich herausstellte die Besitzerin des Grundstücks an dem Sasi stehen blieb. Eine sehr nettes und zuvorkommende ältere und fitte Frau, welche mich nach unseren Befinden erkundigte und wer wir so sind. Ich erklärte ihr die Situation und meine Reisegeschichte. Sie meinte, dass ich verrückt sei und uns so was antue. Sie fragte, ob wir Wasser bräuchten, oh ja, das brauchte ich für die Tiere und so kam sie mit zwei Eimern Wasser und Leckerli für die Tiere zurück. Wow. Ich wollte ihr eigentlich tragen helfen, doch das lehnte sie ab.

Wir sprachen wieder kurz miteinander und dabei erzählte ich ihr über die Idee eines Wagens, der uns das Reisen erleichtern sollte, vor allem bei der Hitze. Sie kam dann nochmal wieder mit einem Bollerwagen, Brettern, Luftpumpe, und Seilen zu mir zurück. Ich war erstaunt über ihr großartige und unerwartete Hilfsbereitschaft und ihre Gaben. Auf einmal hatte ich einen Wagen. Das ging schneller als erwartet. Da war ich platt und glücklich über den Vorfall mit Sasi. So was nennt man „Glück im Unglück“, nicht wahr?! Ob Sasi mal wieder das richtige Gespür für gute gute Menschen und Plätze hatte? Ich gehe davon aus. Oder war es doch nur Sturheit? Ich öffnete das zweite Bier, setzte mich an den Baum und telefonierte mit Peter, was sehr wohltuend war. Außerdem erklärte er mir, wie ich den Wagen bauen mußte, dass Sasi darin ging. So schlief ich ein wenig betütelt vom Bier und zufrieden über den Ausgang des Tages ein.

Sonntag, 25. Mai 2008

12. Juni 2007: Kleinpösna am Kiessee und im Heulager

Hier gibt es wohl leider keine Bilder.

Gegen 8:00 Uhr stand ich auf, weil ich wusste, dass Sam mit Frühstück vorbei kommen wollte. Zuvor wollte ich mich im See erfrischen, um den Schlaf zu vertreiben. Sam kam tatsächlich mit Frühstück. Oh, das erfreute mich. Er brachte Brot, Brötchen, Saft, Obst und frisches Gemüse mit. Genuss, Genuss. Das taten wir beide von Herzen. Ich packte aus, was ich hatte und so ließen wir uns es schmecken bei einem anregendem Gespräch. Seine Freundin war schon arbeiten. Er hatte noch etwas Zeit, doch später musste er auch los zum arbeiten.

Curly schrieb mir, dass sie erst zum Abend kommen könnte, um mir die Hose zu bringen. Na gut, ich musste warten, es war eh warm und schwül an diesem Tage, warum ihn nicht am Strand verbringen. Mir machte es nur Sorgen, dass ich nicht mehr genug Heu für die Esel hatte. Dieses Problem löste sich überraschenderweise innerhalb von Minuten auf. Denn es kam ein Mann mittleren Alters, der mich wegens der Esel ansprach, ich ihm antwortete und ihm die Nöte mangels an Heu dazu erzählte. Ich sagte, er wisse, wo er welches her bekommt und ist gleich wieder da. In der Tat war er innerhalb von 5 – 10 min mit einem kleinen Bund Heu wieder da. Das würde für zwei Tage mindestens reichen. Toll, Dankeschön. Steffen hieß er. Wir hatten keine Kommunikationsprobleme, das Gespräch lebte zwischen uns, wie die kleinen Ameisenstraßen, die unaufhörlich in Bewegung sind bis zum Abend. Er ist Lehrer und Hobbyangler – und Gärtner. Er erklärte mir eine Menge Kräuter, die hier am See standen, da er mal Botanik studiert hatte. Interessant.

Plötzlich fuhr ein dicker Wagen vor bis zu unseren Platz und aus ihm stieg ein recht dicker Mann. Er kannte Steffen, sie sind Angelfreunde. Er heißt Rainer und ist Polizist hier in der Gegend. Nun saßen zwei nackte Männer um mich herum, ich hielt mich eher bedeckt, und es wurde viel über das Angeln geredet, vor allem in Norwegen. Sie waren beide nett zu mir. Schenkten mir noch ein Mineralwasser und Hundeleckerli für Sultan. Sie warnten mich auch vor dem Gewitter, was für heut angesagt war und rieten mir in einer alten Heuscheune in der Nähe zu kampieren. Es wurde auch Zeit für ein Gewitter, da die Luft so drückend war und dick, dass selbst das Wasser einen nicht wirklich abkühlen konnte. Gegenüber von uns, auf der kleinen Halbinsel, sah ich Mädels, die ihre Pferde zum baden bringen wollten und es sogar schafften. Toll, das würden die Esel niemals tun und wenn, nur in der Not.

Tatsächlich drehte sich das Wetter, denn es kam starker Wind auf, der den feinen Sand der Sandgruben hier aufwirbelte. Ich kam mir vor, wie in einer Wüste. Ich packte so schnell und entspannt, wie ich nur konnte meine Sachen und die Esel. Da kam Curly und Celina, ich sah sie von weiten den Weg oberhalb vom Wasser entlang gehen und winkte ihnen zu. Keine Reaktion. Es kam nur Celina zu mir und übergab mir meine Hose, um daraufhin sich gleich wieder zu verabschieden. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass Curly mich absichtlich ignoriert hatte. Eine Welle der Wut erfasste mein Herz und nicht zu Letzt mich und meine Stimme, Ich schrie ihr hinterher, dass ich jetzt aus meinem Herzen verstoße und sie hasse. Dumme Worte, keinesfalls beschwichtigend. Sie reagierte nicht ... Ich war wütend und traurig über die Situation und meine Reaktion. Ich hätte ihr auch entgegenkommen können, so hätten wir uns vielleicht noch im relativ Guten verabschieden können. Doch ließ ich mich von ihrer Ignoranz beeinflussen, und zwar negativ. Natürlich hasse ich sie nicht. Solche Worte können nur aus Mündern kommen, die auch diesen Menschen lieben. Ohne Liebe, kein Hass. Sie wäre mir ja sonst egal. Wenn sie mir egal gewesen wäre, könnte ich keinen Hass für sie empfinden. Doch da sich die Situation zwischen uns in der gesamten Zeit zu hoch geschaukelt hatte, jeder am Ende zu egoistisch war und an sich gedacht hatte, ist es leider eskaliert.

Sie meinte immer noch, dass alles meine Schuld sei. Das revidiere ich noch immer, wobei ich nicht sagen will, dass ich mich in Unschuld bade. Das wäre gelogen. Mein Herz schmerzte. So leicht, wie gesagt, geht kein Mensch aus dem Herzen, die man irgendwie liebt. Es schmerzt einfach. Sie litt sicherlich auch darunter und riss sogar meine Widmung aus dem Buch, was ich ihr am Tag meiner Abreise schenkte, da sie annahm, dass die Worte gelogen seien. Das schmerzte mich noch mehr. Ich schenke niemanden etwas, den ich nicht mag. Ich mache keine Bestechungsgeschenke um Freunde zu gewinnen. Das brauche ich nicht. Ich weinte, packte und lief mit dem viel zu vielen Heu los. Der Wind sauste über den Boden, durch die Lüfte, heulte, wie wir zwei, das wütend traurige Lied über unsere zerbrochene Freundschaft wie mir schien. Das brachte mich alles aus dem Gleichgewicht, ließ mich wanken in dem Sturm der Gefühle und der Echtheit jenem. Die Esel merken dies sofort und reagierte etwas nervös, wollten nach ihrem Willen gehen. Das Heu fiel von ihnen runter, ich meckerte vor mich hin, da es immer wieder passierte. Die Leute sahen mich verdutzt an. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken, doch das geht ja nicht und bringt auch nichts. Die Thermoskanne, welche mir Lee schenkte, fiel auch und ihr inneres zerbrach, so dass ich sie nicht mehr nutzen konnte und so pfefferte ich sie wütend weg. Oh je, das mag ein trauriges und komisches Bild von mir gewesen sein für Außenstehende.

Nun, ich kam irgendwann in jener Heulagerhalle an, welche mir beschrieben worden ist und war nicht so recht glücklich darüber. Es stank nach gegorenem Heu oder so was. Jedenfalls unangenehm. Und so leer, wie die Männer behauptet haben, war es hier auch nicht. Immerhin hatten wir ein Dach übern Kopf, doch der Wind ebbte aus. Es donnerte hin und wieder mal, aber richtiges Gewitter und Regen kam nicht mehr. Dafür immer mal Leute, denn hier wurde richtig gearbeitet. Ein Kuhstall war weiter hinten. Zwei der Arbeiter hielten bei mir, um sich zu erkundigen, wer ich bin und was ich hier soll. Ich erklärte ihnen alles und sie schickten mich zu ihrem Chefe hinter zum Kuhstall, dort könne ich auch Wasser für die Tiere bekommen. So ging ich hinter, fand ihn, nach einigen Erfragungen und war erstaunt über seine offene, frisch fröhliche Freundlichkeit, seine Jugend und alternative Lebenshaltung.

Knut heißt er, lebt im Wald mit zwei Eseln. Wow. Nicht schlecht. Er war einverstanden, dass ich in seiner Lagerhalle schlafe. Rauchen natürlich verboten. Wasser konnte ich mir auch noch mitnehmen. Ich war dankbar und beruhigt. Hier auf dem Gelände waren viele Kinder, die ihm aushalfen, Katzen, Hunde und auch Pferde, wie sich später rausstellte, indem sie an der Halle mit ihren Trakenern vorbei kamen, die ein wenig nervös vor den Eseln standen.

Das waren die Mädels, die mit ihren Pferden im See baden gingen. Sie zeigten mir ihr kleines Pferdereich und auch, wo ich Wasser holen konnte. Danke. Später hielt noch ein Auto an, ein dicker Van mit vielen kleinen Kindern, die da raus und auf die Esel stürmten. Ich war verblüfft. Es war eine junge hübsche Frau und Mutter der Kinder. Sie hatten allen einen kleinen Touch von Zigeunern, in ihrer Wildheit und Aussehen. Sie waren sehr aufgeschlossen und neugierig, spendete mir 10 € und eine Kirschtasche von Mc Donald. Ich bedankte mich sehr und eins zwei hopp sprangen die wilden Kinder wieder ins Auto. Diese Erlebnisse bauten mich abermals auf, wie am gestrigen Abend die Forststudentin (habe leider ihrer Namen nicht aufgeschrieben und vergessen – sie möge mir doch bitte verzeihen!) und ihr Freund. Ich war sehr dankbar über aller Freundlichkeit hier an diesem Ort. Ich bekam wieder Mut und gedachte der Göttin, die mir solch schöne Erlebnisse verschaffte. Sie hätten auch alle anders reagieren und mich verjagen können. Gastfreundschaft darf man nicht voraussetzen.

Ich wollte mit neuem Mut die Reise weiterführen. Knut kam später nochmal rum, so redeten wir kurz und dann machte auch er sich vom Acker und ich war allein hier. Ich schlief auf einem der frischeren Ballen in der Höhe, dort roch es nicht so sehr. Sultan unten bei den Klamotten und die Esel etwas widerwillig neben mir im Heu. Ein wenig ängstigte ich mich, aber es gab nichts... Alles war gut.

11. Juni 2007: Leipzig / Stötteritz – Kleinpösna / Kiessee












Es war wieder soweit, ich wollte weiter. Es würde auch höchste Eisenbahn, da es einfach zwischen uns kriselte. Nachdem wir gefrühstückt hatten wollte ich gegen Mittag los. Celina hatte die Schule geschwänzt und überredete mich zu einem Spiel, was ganz bestimmt nicht lange dauern wird. Es dauerte länger, hier dauert immer alles länger. Ich bin ja auch langsam, doch war ich ruhelos und wollte los und nicht erst zum späten Nachmittag. Ich konnte da einfach noch nicht entspannt sein und alles gemütlich angehen. Der alte Stress aus Dresden saß noch in mir und Leipzig ist ebenso eine Stadt in der viel los ist. Ich brauchte wieder Ruhe, Vogelgezwitscher und frische Luft. Curly wohnt direkt an einer Kreuzung, wo stets große Lkws und Straßenbahnen entlang fahren, dieser Krach störte mich. Oder ich ließ mich von ihm stören.

Ich schenkte Curly ein Buch von Luisa Francia, welches ich seit Anbeginn der Reise mit mir trage. Sie schenkte mir auch ein Buch, Reiseberichte aus großen Städten der DDR mit persönlicher Widmung von ihr. Sie hatte in ihrem Geschenk auch eine Widmung von mir. Wir freuten uns über unsere Geschenke, die es erst zum Schluss gab. Keiner hatte es vom anderen gewusst. Es war schön ein wenig gegenseitig Freude zu empfinden. Ihr Bollerwagen trug mein Gepäck zu dem Wohnplatz von Werner. Auf dem Weg schob sie mir immer wieder ein Stück Schoki in den Mund, hhm... lecker.

Gegen 13.30 Uhr fingen wir an zu packen und Esel zu putzen. Ich trug das Gepäck zusammen aus Werners Campingwagen, und wie ich es vermutet hatte stank es nach dem Wagen. Ekelhaft. Hätte ich nur nicht ... Aber zu spät! Curly half mir indem sie mit Celina die Esel putzte und ich alles ordnete und zusammenpackte. Werner sprach hin und wieder mit uns. Sein Nachbar Stefan war gerade eben wieder aus dem Urlaub gekommen und schwatzte auch mit. Dann fing Curly an Sasi zu besatteln. Da sie in ihrer Kindheit viel mit Pferden zu tun hatte wusste sie wie es geht. Doch dann fing sie an mich zu belehren, dass ich es völlig falsch mache und der Gurt vorne hin muss und nicht in die Mitte des Bauches. Ich erklärte ihr, dass ich das schon probiert hatte, aber die Esel Probleme mit aufgeriebenen Achseln bekamen und der Sattel schnell runter rutsch. Sie wollte es trotzdem so machen, wie sie kannte. So kamen wir wieder in eine Diskussion. Und die sind es immer an welchen wir uns aneinander aufreiben. Ich wollte nicht diskutieren, sondern satteln, damit wir los kommen. Ich ließ sie dann machen, weil ich keinen Bock auf Diskussion hatte. So löcherten sie noch den Sattelgurt, damit er vorne hielt. Miniela besattelte ich dann, damit wir fertig wurden. Und als wir gegen 16 Uhr endlich fertig waren, bekam sie einen Anruf von ihrer Liebe. Also setzte ich mich kurz, rauchte eine und versuchte mich in Geduld zu üben. Doch ich war überspannt und konnte nicht warten, was sicherlich ein Fehler von mir war. Sie hatte mir einen Weg beschrieben, denn ging ich dann schon mal mit Celina los und sagte es ihr. Es war ok für sie.

Nach einer Weile fiel mir ein, dass ich mein Handy aus hatte. Nicht gut! Ich schaltete es ein und wie ich es geahnt hatte, hatte sie schon versucht anzurufen. So rief ich sie an. Sie war verwundert und leicht verärgert, dass wir nicht auf dem von ihr beschriebenen Weg waren. Ich hatte den Abzweig nicht gefunden. Ok, ich erklärte ihr wo wir sind und sie mir, wo sie ist. Sie meinte sie wäre an der Kreuzung. Ich dachte an der Kreuzung mit dem Denkmal, da sie ja schneller ist als wir und so sagte ich, wir brauchen noch ca.15 min und dann sind wir auch da, kannste dich ein wenig entspannen. Es kam anders. Sie rief mich an und bläffte mich an. Wir hatten uns missverstanden, sie war nicht an der Denkmalkreuzung, sondern an einer anderen, an der wie nicht mehr vorbei kommen würden. Ich war dann auch sauer, da sie mich für alles Chaos verantwortlich machte, was ja auch nicht ganz unwahr ist, doch das nicht in Absicht geschehen, sondern einfach ein Missverständnis, so wie sie mich auch missverstanden hatte. Wozu solle ich sie in die Irre führen? Als sie uns letztendlich fand, kam sie so wutentbrannt an, dass ich einfach weiterging, was ein schwer wiegender Fehler war. Ich war verletzt von ihrem Gemecker über mich, da ich mich nicht allein schuldig hielt. Wieder hätte ich anders reagieren oder agieren sollen. Hätte sie einfach empfangen sollen, als mich von mir abzuwenden. So ging sie auch einfach wieder zurück und wir trennten uns in schmerzlichstem Ärger von einander. Toller Abschied. Ihre Hündin Mira kam mit mir gelaufen und ließ sich nicht dazu bringen zu Curly zu gehen. So kam Celina, die mitten im Streit stand und musste sie holen. Verweint lief ich weiter und das gar nicht so heiter. Es war ein trauriger Weg nach Kleinpösna. Die Gedanken rasten durch meinen Kopf, der Schmerz durchzuckte meine Seele. Wie konnte es nur soweit kommen?

Das ich den Fehler des weiter Laufens beging, wurde mir bewusst, doch auch schon die vorausgegangen Telefonate, wo sie mich anbläffte, als sei ich ein siebenjähriges Kind oder so. Das hat mir wohl am Ego gekratzt, was derzeit noch recht groß war und unruhig. Ich konnte sie nicht in Liebe und Freundschaft empfangen, obwohl es besser gewesen wäre. Einer musste es ja tun. Da es keiner von beiden tat eskalierte es zu diesem abscheulichen Abschied. Irgendwann kam ich in Kleinpösna an und ging da an den Kiessee, wo ich ein lauschiges Plätzchen für uns fand. Ich kam nicht über die Art und Weise unseres Abschiedes hinweg, es schmerzte so sehr. Vor allem, weil sie mir alle Schuld in die Schuhe schob. Das klingt jetzt alles ganz schön nach Kindergarten ... Doch sind nicht immer zwei schuld an einem Streit?!

Ich bemerkte, dass ich meine Wickelhose bei ihr auf der Leine vergessen hatte, rief sie an und sie meinte kalt zu mir, dass sie sie mir am nächsten Tag bringen kann. Aber erst so am späten Nachmittag. Toll, dachte ich, jetzt hast du es geschafft noch einen Tag zu verbummeln, weil du so vergesslich bist. Aber dann kam mir in den Sinn, dass wir dieses Treffen für einen schöneren Abschied und einer Aussprache nutzen könnten.

Ich war froh hier an diesem Ort zu sein, genoss das kühle Wasser, welches meinen erhitzten Körper und Gemüt löschte. Es gab einen wunderschönen romantischen Sonnenuntergang und dann tat sich noch etwas überraschendes auf. Ich traf hier die Forststudentin aus dem Oberholz wieder, deren Kollege mich in Marienberg schon mal sah. Das war gut. Erst hatte ich gar keine Lust auf Gespräche, doch sie und ihr Freund fragten viel, das lockerte mich mit der Zeit auf und so kamen wir doch noch in ein langes tiefes Gespräch. Sie wussten gar nicht, was sie mir für eine Freude damit machten. Sie versprachen mir am nächsten Tag etwas Frühstück vorbei zu bringen. Somit endete der Tag schön. Ich dachte, dass ich doch gar nicht so schlecht sein kann, sonst hätte mir die Göttin nicht dieses Geschenk gemacht, der Begegnung. Die Nacht wurde feucht durch die Nähe am Wasser. Frösche sangen ihre Lieder und ich schlief...

03. - 10.06.2007: Leipzig / Stötteritz bei Curly












































Der Aufenthalt in Leipzig war eher katastrophal, als schön, inspirierend und erholsam. Der erste Tag war noch angenehm, da wir beide lange schliefen, zwar geweckt worden mit dreimaligen klingeln an der Haustür, aber keiner stand auf und fühlte sich dafür verantwortlich. Ich war so richtig müde, da ich die letzten zwei Nächte nicht so gut geschlafen hatte.

Ich ging die Esel füttern, nahm die Hunde mit raus, die sich wieder paarten. Na ja, Sultan ist kastriert, da passiert nichts mehr außer heißer Luft. Werner lud mich zu Bratwurst und Sauerkraut ein, aber da ich noch nicht einmal gefrühstückt hatte und das nicht gerade mein Leibgericht ist, sagte ich ab, woraufhin er etwas enttäuscht war. Werners Gartennachbar Stefan wollte die „Bild“ holen, was ich ihm streng untersagte. Curly und ich frühstückten. Sie war sehr traurig, wegen ihrer schwierigen und unglücklichen Liebe. So erzählte sie mir ihre Sorgen. Ich hörte zu.

Zum abend besuchte ich Mel, eine Freundin aus Dresden, die in Leipzig eine Ausbildung machte, jetzt fertig wurde und wieder nach Dresden zog, weil es Arbeit gab und ihr zu Hause. Ihre Freundin blieb ihn Leipzig. An diesem Abend veranstaltete sie eine Abschiedsparty. Ich fuhr mit dem Fahrrad und nahm Sulle mit. Curly hatte ihre Tochter Celina vom Bahnhof geholt und abends die Esel beguckt, während ich bei Mel war. Auf dem Weg zu ihr traf ich zwei Männer, die mich ansprachen und einer fing dann an, ob ich nicht Angst hätte vor ihnen, man weiß ja nie, wer da so unterwegs ist. Sie kamen mir auch seltsam vor. Ich solle auf mich aufpassen und Gott beschütze mich. Ähm, da war ich platt. Seltsames Erlebnis.

Bei Mel überraschte mich der Besuch von zwei alten Freunden, welche Mel beim Umzug nach Dresden halfen. Katha und Rosi. Katha hatte ich in meiner Friseurausbildung kennengelernt und Rosi viel später beim Fachabitur für Gestaltung. Es wurde ein recht netter Abend mit gutem Essen, Wein und minderen Gesprächen. Einige der Gäste waren Medizinstudenten und mich erstaunte ihre Einstellung zu diesem Gebiet. Denn es geht ihnen hierbei nicht um das Heilen, sondern vielmehr in welchen Bereich man am meisten Geld verdient. Das ist die Herzchirurgie. Gegen Mitternacht machte ich mich zurück zu Curly. Unterwegs pflückte ich noch Rosen und weiße Blüten, die ich zu einem Strauß band. Blumen können einem ein wenig Freude bringen in ihrer bunten Vielfalt und Ausstrahlung.

Hermann Hesse schrieb ein schönes Gedicht über sie:

Zu einem Blumenstrauß

So wie der Menschen Ungestüm und Schuld
In jede Stunde unsres Lebens dringt
Und uns zu Mitschuld oder Leiden zwingt,
So strömt Natur mit freundlicher Geduld
Aus hundert Quellen ewig zu uns ein,
Blickt uns aus Tier, Baum, Blume mahnend an,
Ist immer ganz und schön und ohne Wahn,
Kennt keine Hast, kein Unrecht, keinen Schein.
Mit ihren Blumen, die uns sanft umwerben,
Lehrt sie uns schuldlos leben, klaglos sterben.


Sie lag im Bett, rauchte und war traurig. Wieder erzählte sie mir die Dinge, die ich schon mal gehört habe. Es ist an sich kein Problem, ich höre gerne zu, wenn jemand sich ausreden will, doch wenn es nur dieses eine Thema gibt... Das war mein Los, wenn ich bei ihr sein wollte. Doch waren wir nicht wirklich zusammen, weil doch jeder in seiner eigenen Welt lebte. Und es ja immer so ist. Jeder hat seine eigene Welt und Wahrnehmung. Sie konnte einfach nicht anders, weil sie dies so schmerzt. Und wenn der Schmerz einmal am größten ist, hat er meist schon alles eingenommen und man kann nichts anderes mehr wahrnehmen, weil er einen für andere Impulse taub macht. Ich nahm es ihr nicht übel, doch es beschwerte das Gefühl bei ihr zu sein.

Die junge Liebe rief mich an. Er wollte mich gern ein Stück des Weges begleiten und dann aber schon Mittwochs los. Das war mir zu schnell, denn ich wollte noch einiges in Leipzig erledigen, wie Zahncreme kaufen. Ich will nur die Weleda Zahncreme, da sie meiner Erfahrung der beste Schutz gegen Kariesbaktererien ist. Dazu musste ich in die Stadt. Außerdem wollte ich die Eselhufe von den Unileuten schneiden lassen, da sie die einzige Klinik ist, die auch mit Eseln Erfahrung haben. Ich war da, sie sagte mir, vielleicht am Freitag. Ich erledigte das alles mit dem Bike von Curly in Sultans Begleitung. So war ich den gesamten Tag unterwegs. Ich beguckte mir Leipzig, was stark bebaut ist mit oftmals frustrierten Gesichtern der Menschen. In Connewitz war das schon wieder anders, doch überraschte mich dort die hohe Anzahl der Imbisse und Vietnamesischen Läden. Kaum Alternativläden. Leipzig hat viel Pärke, was ich schön finde. Der Park in Stötteritz war am Boden völlig bedeckt mit Bärlauch und dementsprechend roch es da. Ich empfand die Masse eine wenig unangenehm, aber auch daran kann man sich gewöhnen und ist nichts schlimmes, als wenn man sich ein Bein brechen würde.

Ich überlegte lange, was ich Jonas sagen sollte, zwecks der Entscheidung mit weiter wandern oder noch in Leipzig bleiben. Mein Gefühl sagte, du musst hier weg, aber der Verstand sagte, du hast noch einiges zu erledigen und willst gern die Zeit mit Curly verbringen. Wer weiß, wann wir uns wiedersehen. Ich mag sie sehr, sie ist eine der seltenen Menschen, die eine ähnliche Einstellung zum Leben haben. So kann man sich gut mit ihr austauschen und ich weiß, dass ich nicht alleine bin auf der Welt. Lee und co leben ebenso. So alleine bin ich gar nicht. Man muss nur raus gehen und sich nicht verkriechen, dann trifft man die Menschen, die auf einer ähnlichen Welle schwimmen, frei nach dem Spruch: „Gleich und gleich gesellt sich gern.“ Außerdem ist sie so eine kleine starke Frau, die um die Magie der Natur und Liebe weiß. Ich habe noch keine Menschen kennengelernt, der so an die Liebe glaubt und sie fühlen kann in einer einziger Berührung oder in einem einzigen Blick. So eine starke Liebe, solch Vertrauen und Glaube an sie, die Liebe. All ihre Kraft fließt in die Liebe zu dem Menschen, den sie liebt. Nur momentan erging es ihr nicht gut. Ihre schwere Wehmut über die über das Schicksal der zwei Liebenden und meine eigenen Probleme machten mich doppelt so schwer wie zuvor, was mir das Gefühl gab besser weiter zu gehen. Jonas hätte sich darüber gefreut, doch ich hörte mal wieder auf meinen Verstand, was immer negative Konsequenzen zur Folge hat.

So enttäuschte ich ihn, sie, Werner und mich in der gesamten Zeit in Leipzig. Werner wollte mich stets zu sich einladen, um bei ihm zu essen, doch das Flair an seinem Wohnplatz ließ mich immer wieder zögern, da es mich irgendwie anwiderte.
Es war auch komisch für, denn ich hatte nun zwei Männer, die um meine Liebe warben. Peter und Jonas. Das wurde zu einem richtigen Problem für mich, da ich keinem weh tun wollte und mich nicht entscheiden wollte, da beide was liebevolles in sich tragen.

Jonas kam noch nach Leipzig, das wir uns wenigstens mal sehen. Er kam an meinem Geburtstag. Werner wollte Gulasch kochen und Sekt öffnen. So verbrachte ich ein wenig Zeit mit ihm, mit Curly und mit Jonas. Es war einer der unschönsten Geburtstage, die ich je hatte. Man darf auch nie etwas erwarten. Ich glaube deshalb war ich so enttäuscht. Da ich ziemlich negativ war, konnte ich nichts von all dem genießen. Ich sagte Werner, dass ich mich auf seinem Gelände nicht so wohl fühle, da es unsauber ist und unangenehm riecht. Das drückte ich so behutsam wie nur möglich aus, dennoch war er sauer auf mich. Er murrte rum und wies mich erstmal ab. Werner ist so ein Muffelkopf doch mit lieben Herzen in drin. Doch er hat sich und sein zu Haus gehen lassen, trank zu viel und das stößt mich ab, auch wenn er innen drin ein herzensguter Mensch ist. Den Geruch kann man nun mal nicht verdecken.

Die Zeit mit Jonas war ebenso lau, wie ich, obwohl es schön war ihn zu sehen. Es lag an mir und nicht an ihm. Ich wurde kalt, zog mich in mich zurück, konnte keinen klaren Gedanken finden, keine Entscheidung treffen,keine zwei Männer auf einmal lieben. Bei Curly wurde die Stimmung auch nicht besser. Wir waren beide gereizt. Ich sagte ihr irgendwann, dass ich nicht immer nur zuhören kann, ohne etwas dazu zu sagen. So erzählte sie mir gar nichts mehr. Durch unsere gemeinsame Wanderung zu ihr, fanden wir Wiesen mit vielen Kräutern. Sie ging sie sammeln, machte ihr Ding und ich somit meines. Mit Celina verstand ich mich besser, wir gingen oft die Esel besuchen und ein wenig mit ihnen spazieren. Bei Mels Freundin konnte ich ein wenig im Netz an meiner Internetseite arbeiten, aber da ich Probleme habe beim Fotos hochladen, konnte ich nicht so viel erledigen in den wenigen Stunden, die mir Sarah gab.

Der Sonntag kam und ich war bereit zu gehen. Ich packte, säuberte alles, so dass es am morgigen Tag früh losgehen konnte. Irgendwie war ich erleichtert wieder weiter zu gehen, die ganze Situation mit Curly, Jonas, Peter und Werner hatte mich ganz schön geschafft und die anderen im Gegensatz sicherlich auch. Ich fing an, an mir zu zweifeln und fühlte mich als schlechter Mensch. Hätte ich nur auf mein Gefühl gehört und wäre mit Jonas am Mittwoch los, so hätte sich die Situation mit Werner und Curly nicht so zugespitzt. Ich konnte meine eigene und auch Curly's Negativität nicht mehr ertragen, was mich ruhelos und schnell reizbar stimmte. Ich glaube, Curly ging es ganz genauso. Wir können wohl nicht lange aufeinander hocken. Jeder von uns braucht seinen Freiraum, um seine individuellen Befindlichkeiten im stillen und Alleingang auszuleben. Wenn wir uns mal sehen ist es ok und wir erfreuen uns aneinander, doch sind wir beide Einzelgänger und an diese Art des Lebens so gewöhnt, das keiner so recht mehr auf den anderen eingehen kann. Also ein Stück weit natürlich schon, sonst wären wir wohl kaum befreundet, aber eine gewisse Distanz ist dann immer mal wieder wichtig, hatte ich so bemerkt. Sie würde das alles sicherlich anders beschreiben ...
Bei Werner ging es zum Ende hin wieder, nach gewisser Bedenkzeit hatte er es wohl verstanden, was ich meinte und muffelte mich nicht mehr an. Dankeschön.

Dienstag, 20. Mai 2008

02. Juni 2007: Liebert Wolkwitz – Leipzig / Stötteritz
















Zum späten Vormittag krochen wir aus dem Zelt, es war nicht zu warm und nicht zu kalt. Wir frühstückten ausgiebig und lecker und schwelgten noch ein wenig in der Zeit die uns verblieb und viel zu schnell verrann. Irgendwann musste ich los. Werner und Curly warteten ja auf mich. Peter bot sich an Curly zu holen, während ich das Lager abbaue. So geschah es. Ich war fast fertig als sie kamen. Oh, ich freute mich sehr sie zu sehen. Lange war es her, dass wir uns das letzte mal sahen. Ihre Freude war eher verhalten, was mich stutzig machte, aber nicht weiter beschäftigte, da ich meine nicht trüben wollte.

Ihre Hündin Mira war läufig und so hingen Sultan und sie letztendlich zusammen, woraufhin wir mit dem Start warten mussten. Curly sammelte derweil Kräuter, da in ihrem Stadtteil so wenig wächst. Dann kam der Abschied von Peter. Curly läuft gern Barfuß, so gedachte ich dies auch zu tun, was sich aber als Fehler herausstellte, denn die Wege waren viel mit Splitt bestreut. Das kitzelte leider nicht nur, sondern Schmerzte auch. Die Yogis hätten da wohl keine Probleme und es ist tatsächlich so, dass man dem Schmerz nicht zuviel Aufmerksamkeit schenken sollte. Wir wollten eine Abkürzung gehen und wie das so ist mit Abkürzungen, sind entweder länger oder sehr strapaziös. Wir kamen in den Geschmack der strapaziösen Variante. Wir kletterten einen Bahndamm hinauf, mit den Eseln, wo gerade ein Zug ein fuhr und uns an hupte. Was wohl der Schaffner gedacht haben muss? Curly erklärte mir, dass wir jetzt 30 min freien Lauf hätten bis der nächste Zug kommen würde. Das ist zu schaffen. Ok, ganz sicher war mir das nicht, aber sie weiß ja besser Bescheid, als ich hier in Leipzig.

Jugendliche trauten ihren Augen nicht. Als sie uns mit den Eseln am Bahndamm entlang gehen sahen. Die gedachte Abkürzung funktionierte nicht, wie es auf der Karte eingezeichnet war, was Abkürzungen so meist an sich haben. Wir liefen den recht steilen Abhang wieder hinunter in ein Weizenfeld. Sasis Gepäck fiel dabei erstmalig runter. Ich machte es notdürftig fest. Im Feld gab es Disteln und Steine. Einer der Esel trat mir auch mal auf meine Füße, ansonsten war es sehr lustig durch Weizenfeld zu gehen. Dort fiel mir auf das ein Schuh von Curly fehlte, welcher an Sasi's Sattel befestigt war. Sogleich fanden wir ihn nicht, also mit nur einem Schuh Barfuß weiter durchs Feld. Auf Weizen folgte ein junges Maisfeld, was eine richtige Erholung für die Füße war. Dann über eine Wiese, wo Curly nochmals Kräuter sammelte. Im folgenden Schritt mussten wir leider herausfinden, dass die Abkürzung tatsächlich nicht möglich war, da überhaupt kein Weg an den Bahnschienen entlang führte. So mussten wir den Weg über die Straßen der Stadt nehmen. Es war allerdings das Randgebiet von Leipzig. Mit den Eseln und den schmerzenden Füßen waren wir eben sehr langsam...

Die Hunde paarten sich auch noch einmal unterwegs, so dass wir eine Zwangspause einlegen mussten. Sasis Sattel fiel noch einmal. Und nach ca. 3,5 Stunden waren wir in Stötteritz. Es waren immerhin ca. 8km. Werner freute sich herzlich über unser Ankommen. Doch erschrak ich ein wenig über seinen Wohnplatz, der voller Kram und Müll war. Ein Messi sagt man im Volksmund. Zudem roch es sehr unangenehm, da auch Essensreste herumlagen. Sein Platz war inmitten einer Kleingartensparte. Curly hatte ihn dadurch kennengelernt und gefragt, ob die Esel bei den Schafen unter kommen könnten, während ich hier bin.

Werner hatte einen Platz für mein Gepäck. Einen alten DDR Campingwagen, wogegen ich absolut nichts einzuwenden habe, aber der Geruch und der Schimmel waren abschreckend. Er bot mir doch tatsächlich an darin zu schlafen. Ich verneinte, da ich ja bei Curly zu Besuch war. Ich war mir nicht sicher mein Gepäck da zu lassen, da es sicher stinken würde, wenn ich es wieder hole. Warum ich es dort drin gelassen habe, weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich war ich in diesem Moment zu abgelenkt und wollte nicht unhöflich sein. Wie sagt man das jemanden, dass es bei ihm stinkt? Wahrscheinlich einfach so wie es ist. Dennoch wird sich der – oder diejenige beleidigt vorkommen. Ich hatte später noch Räumlichkeiten kennengelernt in denen es nicht so arg roch.

Sein Gartennachbar half uns tüchtig beim Verstauen meines Gepäcks. Dieser holte uns sogar noch etwas zu essen vom Chinesen, dann gab es frisches, kühles Bier von Werner, was runter lief wie Öl nach diesem anstrengenden Weg. Wir schwatzten mit den Männern, die zu viel Schnaps tranken. Dementsprechend waren die Gespräche. So verzogen wir uns zu Curly. Die Esel kamen zu den zwei Schafen auf die Weide. Werner hatte Heu besorgt und sogar einen großen Sack voll Hafer. Viel zu viel für die Esel. Er wollte nur was Gutes tun, doch reell war das nicht. Bei Curly wurde es dann gemütlich. Wir tauchten unsere Füße in Schüsseln voll mit warmen Wasser, die Füße jubelten bei diesem Genuss. Wir redeten bis in die Nacht hinein, wobei Curly natürlich am meisten redete und ich zuhörte. Ein Brief war für mich angekommen, von der jungen Liebe. Diesen las ich im Bett, und schlief mit seinen zarten Worten wohl erst gegen 4 Uhr morgens erschöpft ein. Er hatte mir eine Landkarte beigefügt, die den Weg von Leipzig nach Eisenhüttenstadt und Berlin beschrieb, da ich ihn besuchen wollte. Außerdem gab er mir die Internetadresse von Eseltrekkingverein und hatte sich schon erkundigt. www.eseltrekking.de falls es jemand interessiert. Ich war begeistert über sein Engagement und seinen Brief.