Sonntag, 25. Mai 2008

11. Juni 2007: Leipzig / Stötteritz – Kleinpösna / Kiessee












Es war wieder soweit, ich wollte weiter. Es würde auch höchste Eisenbahn, da es einfach zwischen uns kriselte. Nachdem wir gefrühstückt hatten wollte ich gegen Mittag los. Celina hatte die Schule geschwänzt und überredete mich zu einem Spiel, was ganz bestimmt nicht lange dauern wird. Es dauerte länger, hier dauert immer alles länger. Ich bin ja auch langsam, doch war ich ruhelos und wollte los und nicht erst zum späten Nachmittag. Ich konnte da einfach noch nicht entspannt sein und alles gemütlich angehen. Der alte Stress aus Dresden saß noch in mir und Leipzig ist ebenso eine Stadt in der viel los ist. Ich brauchte wieder Ruhe, Vogelgezwitscher und frische Luft. Curly wohnt direkt an einer Kreuzung, wo stets große Lkws und Straßenbahnen entlang fahren, dieser Krach störte mich. Oder ich ließ mich von ihm stören.

Ich schenkte Curly ein Buch von Luisa Francia, welches ich seit Anbeginn der Reise mit mir trage. Sie schenkte mir auch ein Buch, Reiseberichte aus großen Städten der DDR mit persönlicher Widmung von ihr. Sie hatte in ihrem Geschenk auch eine Widmung von mir. Wir freuten uns über unsere Geschenke, die es erst zum Schluss gab. Keiner hatte es vom anderen gewusst. Es war schön ein wenig gegenseitig Freude zu empfinden. Ihr Bollerwagen trug mein Gepäck zu dem Wohnplatz von Werner. Auf dem Weg schob sie mir immer wieder ein Stück Schoki in den Mund, hhm... lecker.

Gegen 13.30 Uhr fingen wir an zu packen und Esel zu putzen. Ich trug das Gepäck zusammen aus Werners Campingwagen, und wie ich es vermutet hatte stank es nach dem Wagen. Ekelhaft. Hätte ich nur nicht ... Aber zu spät! Curly half mir indem sie mit Celina die Esel putzte und ich alles ordnete und zusammenpackte. Werner sprach hin und wieder mit uns. Sein Nachbar Stefan war gerade eben wieder aus dem Urlaub gekommen und schwatzte auch mit. Dann fing Curly an Sasi zu besatteln. Da sie in ihrer Kindheit viel mit Pferden zu tun hatte wusste sie wie es geht. Doch dann fing sie an mich zu belehren, dass ich es völlig falsch mache und der Gurt vorne hin muss und nicht in die Mitte des Bauches. Ich erklärte ihr, dass ich das schon probiert hatte, aber die Esel Probleme mit aufgeriebenen Achseln bekamen und der Sattel schnell runter rutsch. Sie wollte es trotzdem so machen, wie sie kannte. So kamen wir wieder in eine Diskussion. Und die sind es immer an welchen wir uns aneinander aufreiben. Ich wollte nicht diskutieren, sondern satteln, damit wir los kommen. Ich ließ sie dann machen, weil ich keinen Bock auf Diskussion hatte. So löcherten sie noch den Sattelgurt, damit er vorne hielt. Miniela besattelte ich dann, damit wir fertig wurden. Und als wir gegen 16 Uhr endlich fertig waren, bekam sie einen Anruf von ihrer Liebe. Also setzte ich mich kurz, rauchte eine und versuchte mich in Geduld zu üben. Doch ich war überspannt und konnte nicht warten, was sicherlich ein Fehler von mir war. Sie hatte mir einen Weg beschrieben, denn ging ich dann schon mal mit Celina los und sagte es ihr. Es war ok für sie.

Nach einer Weile fiel mir ein, dass ich mein Handy aus hatte. Nicht gut! Ich schaltete es ein und wie ich es geahnt hatte, hatte sie schon versucht anzurufen. So rief ich sie an. Sie war verwundert und leicht verärgert, dass wir nicht auf dem von ihr beschriebenen Weg waren. Ich hatte den Abzweig nicht gefunden. Ok, ich erklärte ihr wo wir sind und sie mir, wo sie ist. Sie meinte sie wäre an der Kreuzung. Ich dachte an der Kreuzung mit dem Denkmal, da sie ja schneller ist als wir und so sagte ich, wir brauchen noch ca.15 min und dann sind wir auch da, kannste dich ein wenig entspannen. Es kam anders. Sie rief mich an und bläffte mich an. Wir hatten uns missverstanden, sie war nicht an der Denkmalkreuzung, sondern an einer anderen, an der wie nicht mehr vorbei kommen würden. Ich war dann auch sauer, da sie mich für alles Chaos verantwortlich machte, was ja auch nicht ganz unwahr ist, doch das nicht in Absicht geschehen, sondern einfach ein Missverständnis, so wie sie mich auch missverstanden hatte. Wozu solle ich sie in die Irre führen? Als sie uns letztendlich fand, kam sie so wutentbrannt an, dass ich einfach weiterging, was ein schwer wiegender Fehler war. Ich war verletzt von ihrem Gemecker über mich, da ich mich nicht allein schuldig hielt. Wieder hätte ich anders reagieren oder agieren sollen. Hätte sie einfach empfangen sollen, als mich von mir abzuwenden. So ging sie auch einfach wieder zurück und wir trennten uns in schmerzlichstem Ärger von einander. Toller Abschied. Ihre Hündin Mira kam mit mir gelaufen und ließ sich nicht dazu bringen zu Curly zu gehen. So kam Celina, die mitten im Streit stand und musste sie holen. Verweint lief ich weiter und das gar nicht so heiter. Es war ein trauriger Weg nach Kleinpösna. Die Gedanken rasten durch meinen Kopf, der Schmerz durchzuckte meine Seele. Wie konnte es nur soweit kommen?

Das ich den Fehler des weiter Laufens beging, wurde mir bewusst, doch auch schon die vorausgegangen Telefonate, wo sie mich anbläffte, als sei ich ein siebenjähriges Kind oder so. Das hat mir wohl am Ego gekratzt, was derzeit noch recht groß war und unruhig. Ich konnte sie nicht in Liebe und Freundschaft empfangen, obwohl es besser gewesen wäre. Einer musste es ja tun. Da es keiner von beiden tat eskalierte es zu diesem abscheulichen Abschied. Irgendwann kam ich in Kleinpösna an und ging da an den Kiessee, wo ich ein lauschiges Plätzchen für uns fand. Ich kam nicht über die Art und Weise unseres Abschiedes hinweg, es schmerzte so sehr. Vor allem, weil sie mir alle Schuld in die Schuhe schob. Das klingt jetzt alles ganz schön nach Kindergarten ... Doch sind nicht immer zwei schuld an einem Streit?!

Ich bemerkte, dass ich meine Wickelhose bei ihr auf der Leine vergessen hatte, rief sie an und sie meinte kalt zu mir, dass sie sie mir am nächsten Tag bringen kann. Aber erst so am späten Nachmittag. Toll, dachte ich, jetzt hast du es geschafft noch einen Tag zu verbummeln, weil du so vergesslich bist. Aber dann kam mir in den Sinn, dass wir dieses Treffen für einen schöneren Abschied und einer Aussprache nutzen könnten.

Ich war froh hier an diesem Ort zu sein, genoss das kühle Wasser, welches meinen erhitzten Körper und Gemüt löschte. Es gab einen wunderschönen romantischen Sonnenuntergang und dann tat sich noch etwas überraschendes auf. Ich traf hier die Forststudentin aus dem Oberholz wieder, deren Kollege mich in Marienberg schon mal sah. Das war gut. Erst hatte ich gar keine Lust auf Gespräche, doch sie und ihr Freund fragten viel, das lockerte mich mit der Zeit auf und so kamen wir doch noch in ein langes tiefes Gespräch. Sie wussten gar nicht, was sie mir für eine Freude damit machten. Sie versprachen mir am nächsten Tag etwas Frühstück vorbei zu bringen. Somit endete der Tag schön. Ich dachte, dass ich doch gar nicht so schlecht sein kann, sonst hätte mir die Göttin nicht dieses Geschenk gemacht, der Begegnung. Die Nacht wurde feucht durch die Nähe am Wasser. Frösche sangen ihre Lieder und ich schlief...

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