Sonntag, 22. Juni 2008

26. Juni 2007: Torgau – Loßwitz – Torgau – Kreischau – Beilrode/Falkenstruth















Ich erwachte recht spät, so gegen 8 Uhr. Draußen schien die sonne und sagte mir somit, dass ich beruhigt weitergehen könnte. Die Familie hatte mir angeboten noch einen Tag bleiben zu können, wenn ich wöllte. Doch, die Sonne schien so angenehm, dass ich mich entschloss weiter zu ziehen. Sie hatten mir den Weg beschrieben und ein Reiterkarte geschenkt. Dafür ließ ich ihnen meine alte Karte da, die nur bis Torgau ging. Außerdem hatte ich noch die Karte von Jonas, die allerdings nicht detailliert war, eher weiträumig den Weg nach Eisenhüttenstadt und Berlin aufzeigte.

Die Familie war arbeiten und nicht zu hause. Nach dem Frühstück konnte ich mit einem alten Fahrrad von ihnen ins Kaufland fahren, um mir Tabak zu besorgen. Sie hatten mir angeraten mit den Tieren nicht durch die Stadt zu gehen, sondern außen herum an der Elbe entlang. Ich freute mich schon darauf die Elbe zu sehen, da sie schon immer mein zu Hause verkörperte, in Pirna wo ich aufgewachsen bin und in Dresden, wo ich meine Jugend verbrachte und ich später aus der Stadt floh mit dieser Reise, weil meine Sehnsucht nach Natur und Ruhe zu stark geworden sind. Das Fahrrad war eine Messe, ich bin froh, dass es unterwegs nicht in seinen Einzelteile zerfallen ist, denn es klapperte und eierte beim fahren sehr stark. - Wir kamen heil wieder zurück. Auf dem Biberhof sitzt ebenfalls ein Naturschutzzentrum – Nabu - , die gerade eine Schulklasse da hatten.

Ich veranstaltete die übliche Putz – und Packsession und zog dann den beschriebenen Weg weiter. Da hier auf diesem Gelände eine Teichwirtschaft war, gab es einen Fischimbissstand, an dem ich nicht recht vorbei kam, obgleich ich eben gefrühstückt hatte. Frischer Fisch ist doch was feines und den gönnte ich mir. Dabei fing es an mit regnen. Wir wurden neugierig beguckt, aber doch recht in Frieden gelassen. Auch als einige Polizisten kamen, kamen keine neugierigen Fragen. Einige spendeten den Eseln und Sulle ihre Brötchen.

Wie ich von dem Herrn der Gastfamilie erfuhr, gibt es in Loßwitz einen Eselbesitzer. Vielleicht sollten sich unsere Wege treffen, doch dies war nicht der Fall. Ich ging durch das alte Dorf und dann runter auf den Elberadweg. Der Regen hatte kurzzeitig aufgehört und als ich an der ersten Brücke ankam, welche hoch über den kleinen Elbhafen stand, fing der Wind stark an zu blasen und die Esel wollten nicht wirklich drüber gehen, da sie auch mit Holzdielen gemacht war, die kleine Lücken dazwischen hatte, wo die Esel nach unten schauen konnten. Und so etwas ist ihnen immer nichts, zu riskant für diese vorsichtigen Tiere. Doch ich musste darüber um auf die richtige Elbbrücke zu gelangen und so trieb ich sie lautstark an, wobei uns der Wind die Köpfe zerzauste. Arbeiter vom Hafen schauten hoch und schüttelten erstaunt die Köpfe. Doch wir schafften es. Dann führte uns ein Spiralförmiger Weg nach oben zur Brücke. Sasi hatte diese Aufregung zugesetzt und sie bekommt dann immer Durchfall und das mitten auf den schönen Weg und nochmal oben auf der Brücke, wo der Wind wieder wie verrückt blies und der Regen in dicken Tropfen auf uns hinab prasselte.

Die Elbe hatte sich nicht verändert und ich grüßte sie. Über die Brücke geschafft und sogleich runter auf die Elbwiese in den Schutz der Brücke. So wie wir drunter waren hörte es erst einmal auf mit regnen. Ein Mädchen fragte mich, ob wir Hilfe bräuchten, aber alles war ok. Ich packte ab und war erleichtert ein trockenen Rastplatz für uns zu haben. Da kam ein älterer Mann zu uns und fragte mich neugierig aus. Ich war recht erschöpft und müde, wollte nicht so recht reden, aber was solls, so unhöflich wollte ich auch nicht sein. Wir redeten über einiges. Ich erfuhr, dass in der alten Festung oberhalb der Elbe ein Jugend - und Punkerclub ist und gedachte zunächst vielleicht dort hinzugehen, um eine Nacht dort zu übernachten, um mal wieder mit jungen Leuten und Musik zu sein. Doch zunächst war ich hier. Es fing immer wieder an zu regnen. Der Mann verabschiedete sich dann auch und drückte mir noch eine zehn Euro Spende in die Hand. Danke.

Ich schrieb ein wenig Tagebuch und gedachte am liebsten hier zu bleiben, da ich mich so was von müde und kalt fühlte. Doch so gemütlich war der Ort nun auch nicht, vor allem nicht sehr geschützt. So besann ich mich auf die Worte des Mannes und entschloss mich bei den Punkern zu fragen. Ich blieb zwei bis drei Stunden an dem Platz bis ich weiter ging. Und als wir so wieder im laufen waren, dachte ich dass ich jetzt auch noch bis nach Beilrode gehen konnte, der der vorgeschlagen Familie, die uns eventuell aufnehmen könnte für eine Nacht. Die Esel waren auch wieder ausgeruht und gesättigt und so liefen wir erstmal auf dem Fahrradweg an der B 87 entlang, die ab jetzt meine Leitlinie nach Eisenhüttenstadt sein würde. Doch nur da wollte ich nicht lang gehen, da dies nun nicht so romantisch und ruhig ist. So bog ich südlich nach Kreischau ab, durchquerte es, sah mich hier doch nach Übernachtungsmöglichkeiten um, fand nichts passendes und ging weiter auf Beilrode zu.

Der Weg dahin zog sich in die Länge. Es kam hin und wider ein kleiner Regenschauer. Und einmal schien die Sonne dabei, was einen herrlichen Regenbogen hervorbrachte, welche in Richtung Beilrode hing. Das war das Zeichen für mich bis zu der Familie zu gehen, die mir empfohlen wurde. Ich musste das gesamte Beilrode durchlaufen, probierte dort noch einmal unter zu kommen. Ich war müde und wieder näherte sich vom Horizont eine dicke dunkle Wolkenwand. Das Haus der Familie lag nach Beilrode, kurz vor Falkenstruth. Kurz nach dem Dorfende wollten die Esel nicht mehr so recht, eben so wie ich, aber ich wollte durchhalten und trieb zu gleichen an. Sasi spürte dies dann wieder und lief schnurstracks gerade aus. Endlich kamen wir an dem einsamen Haus an, was ich den anfänglichen brandenburgischen Mark stand. Hier wurde das Land schon flach und zeigte die typischen sandigen Böden mit Kiefernwäldern. Es war schon recht spät, so zwischen 19 und 20 Uhr. Ich stand vorm Tor und genau in diesem Moment fing es erneut an mit regnen. Ich klingelte und klingelte, dachte es sei niemand da oder die Klingel ist kaputt. Doch da schrie jemand nach draußen, dass ich aufhören sollte mit klingeln. Der Klingelknopf hatte sich fest gehangen und klingelte nun ununterbrochen, was natürlich sehr nervend ist.

Ich erzählte von der Familie am Biberhof, dass sie mich zu ihnen empfohlen hatten und bat darum eine Nacht bei ihnen bleiben zu können. Die Esel hatten sich derweil in den jungen Bäumen vorm Tor versteckt, um nicht nass zu werden. Es dauerte eine Weile und dann wurden wir tatsächlich eingelassen. Wieder war ich erleichtert und froh über solch einen glücklichen Umstand, gerade zum Regenbeginn aufgenommen zu werden. Der Regen war nicht so heftig wie am Abend zuvor. Gaby, die Hausherrin, hatte bei Claudia angerufen und sich erkundigt, ob das stimmt, was ich erzählt hatte. Und als sie von ihr erfahren hatte, dass ich in Ordnung bin, ließen sie uns ein. Vielsten Dank.

Nun, die Esel kamen zu den Schafen, die Stall und großen Auslauf hatten. Und ich konnte mein Gepäck und Schlafraum in ihren Hobbyraum beziehen. Sie hatten die Befürchtung, dass ihr alter Hund Tabs mit Sultan ein Problem hätte, doch wie sich später herausstellte kamen beide miteinander gut aus. Alle Tiere bekamen Futter und auch ich bekam noch schön warmes Kräuterbaguette. Gaby war derzeit krank und zu Hause, auch ihre Tochter Sandra war gerade zu hause, eigentlich arbeitet sie in Österreich. Spät am Abend kam noch ihr Sohn, dessen Namen ich leider vergessen, obgleich wir uns sehr sympathisch waren und sehr gut verstanden. Wir konnten gut miteinander witzeln. Nun ja, so lernten wir uns kurz kennen und ich fiel gegen 23 Uhr todmüde ins Bett und schlief angenehm. Tabs schlief mit bei uns im Hobbyraum.

25. Juni 2007: Neumühle – Staupitz – Torgau













Am Morgen weckten mich ein kurzer Regenschauer, der nicht all zu lange ging. Das würde ein kühlerer Tag werden, welcher gut zu meinem schweren Kopf passte, den ich vom Vorabend hatte. Es war doch ein wenig zuviel Alkohol, dennoch hatte ich glücklicherweise keinen heftigen Kater mit Übelkeit oder ähnlichen Katererscheinungen. Kai war schon regsam unterwegs und sah ganz anders als am Vorabend aus, in sauberen ordentlichen Kleidern, doch viel zu beschäftigt, um mich wahrzunehmen. Auch ich war eben noch benebelt und nicht so ganz da. Er hatte sein Handy verloren und suchte hektisch umher, denn er musste auch los zur Arbeit. Leider konnten wir uns so nicht mehr von einander verabschieden. Er war mir sympathisch. So ging ich meinen üblichen Beschäftigungen nach, wie allen Frühstück geben und nicht zuletzt mir. Dann das Gelände reinigen vom Eselmist, aufräumen, packen, putzen, satteln und gegen Mittag los. Bei Manfred und Barbara verabschiedete ich mich noch, da sie noch blieben und ließ Kai Grüße ausrichten.

Ich musste noch eine Kleinigkeit bezahlen und führte uns dann durch ein kleines Waldstück, um nicht auf der doch recht stark befahrenen Straße laufen zu müssen. Dort fand ich köstliche Blaubeeren und Himbeeren. Hhmm ... Dann schlug ich mich durchs Unterholz und musste noch ein kleines Stück an der Straße entlang, bis ich zum Dorf Staupitz abbog und es durchquerte. An dem letzten Grundstück des Dorfes wartete ein junge Frau auf uns, die mir neugierige Fragen stellte und selbst Esel hat. Sie gab uns Wasser für die Tiere, wobei nur Sultan was trank.

Kurz vor dem Wald pausierte ich im Schatten einer knorrigen Eiche. Da eine Landstraße direkt da lag, fuhren die Autos immer langsam an uns vorbei, manche hielten an, um Fragen zu stellen. Der Pausenplatz erwies sich als sehr ungünstig, zumal er auch von großen Waldameisen bewohnt wurde, die sich nicht schämten überall an uns hochzuklettern und mein Essen zu räubern. Wir waren für sie das gefundene Fressen.

Im westlichen Horizont sah ich ein Gewitter kommen und packte auch deswegen zusammen. Eine Freude und Entspannung bot mir diese Pause nicht. Ich machte uns auch gleich noch regensicher und zog in den Wald ein. An der Kreuzung bog ich gen Torgau ab, sah linker Hand eine kleine Hütte und dachte, sie wäre ein guter Regenschutz, denn es polterte und blitzte nun schon über uns. Aber ich dachte wiederum, dass wir das schon aushalten könnten. Doch der Regen wurde so viel mit dicken fetten Tropfen, dass ich doch in die kleine Hütte zurückzog und sehr dankbar über diese kleine Hütte war. Wir passten alle gerade so rein. Ich musste die Esel regelrecht mit ihrem Gepäck reinstopfen und dann noch mich und Sultan. Leider hatte ich sie nicht fotografiert. Das Gewitter dauerte so an die 20 min. In der Hütte roch es nach Urin, was ich echt nicht verstand, da der Wald genug Platz und Schutz zum piesseln bietet. Es ist mir ein Rätsel warum man in die Hütte piesseln muss?! Voll eklig, dennoch trocken. Der Wald dampfte erfrischend und die Luft war kurzzeitig klar.

Ich lief weiter, es waren noch 5km durch den Wald. Es wurde wieder schwüler, Bremsen und Mücken jagten uns unermüdlich und stachen erbarmungslos zu. Die Esel hatten richtig zu kämpfen, da die Bremsen meist sie attackierten. Wenn ich sie von ihren Hälsen und Köpfen runter schlug sah man ihr Blut. Diese Art von Insekten können einen richtig fertig machen. Außerdem bedeutete dies, dass das Gewitter noch nicht wirklich vorbei war, weitere würden aufziehen und als ich in den Himmel sah, wurde ich vom Anblick der heranziehenden dicken dunklen Wolkenfelder bestätigt. Ich und sicher auch die Esel wollten nur noch raus, auch wenn sie gerne noch einmal an einer saftigen Wiese gefressen hätten. Doch auch da hätten wir nicht in Ruhe pausieren können, da die fliegenden Stechgeister ihr Unwesen mit uns und jedem anderem Tier oder Mensch trieben. Sultan kam mit dem ganzen besser zurecht. Er hat dickeres Fell, wo die Stechbiester nicht so leicht durchdringen konnten. So recht konnte ich den Wald leider nicht genießen. Gern hätte ich noch ein paar Waldhimbeeren und Blaubeeren gepflückt. Kurz vorm Ende des Waldes fiel Sasi's Sattel und da bemerkte ich, dass die Hundedecken, die ihre Satteldecke verloren gegangen war. Doch zurück wollte ich nicht mehr, nur noch raus, so wie alle. So wie wir draußen waren hörte der Terror der Stechbiester auf.

Ich kam ich einer schicklichen neuen Siedlung heraus und ließ auf dem ersten Platz mit etwas grün mein Rucksack fallen, um mich auszuruhen. Alle hatten das Bedürfnis. Sulle lag lang gestreckt im Schatten und die Esel zupften Gras und Blümchen. Muss wohl ein seltsames Bild für die Anwohner sein, in einer solch ordentlichen Gegend mit sauber gekürzten Rasen in jedem Grundstück, dazu Blumenzierde, Steinzierde, Keramikfiguren usw. Ich erfragte den Weg zum Biberhof, welcher mein abendliches Ziel war. Er war nicht mehr weit, wie erleichternd zu wissen. Ich musste auch weiter als ich in den Himmel schaute und die dunkle Wolkenwand sah, die immer näher kam. So gings trotz der Erschöpfung, Hunger und drückender schwüle weiter, die Esel ahnten wohl schon was auf uns zu kam und wo wir hin gingen. Sasia weiß so etwas immer irgendwie schon.

Nach ein bis zwei Kilometern waren wir da. Wir kamen an einem großen See vorbei, einem Naturschutzgebiet und vielen Tiererklärungstafeln, bis wir am Biberhof waren. Die Familie war gerade draußen und nahmen uns sogleich in Empfang. Oh, war ich dankbar über ihre Aufnahme. Es war noch alles seltsam zurückhaltend, weil wir uns nicht kannten und ich zu ihnen vermittelt wurde durch die lieben Leute aus Frauwalde. Es ist auch ein anderes Gefühl für beide Seiten, wenn man die Wanderer freien Herzen einlädt und nicht weil Freunde einen darum gebeten haben. Wir überlegten wohin mit den Tieren und uns, erst Paddock, dann doch Stall, was eine sehr weise Entscheidung war, denn so wie wir im Stall waren, in trockener Sicherheit, platze der Regen aus den Wolken heraus und zwar so heftig, dass wir draußen im Zelt wahrscheinlich davon geschwommen wären. Wahnsinn diese Heftigkeit des Regens und Gewitters. Oh, war ich dankbar, dass sie uns aufgenommen hatten. Ich glaube, die Tiere waren es auch. Sie bekamen Futter und Wasser, auch etwas Hafer. Claudia, die Frau, zeigte mir wo ich schlafen und duschen konnte, und lud mich für später zum Abendessen ein. Ich packte erstmal ab und versuchte mir ein Bett im Stroh zu bauen. Die Esel gingen richtig auf das Stroh ab, sie mögen und brauchen eher das karge Futter für ihr Verdauungs – und Energiesystem. Erst später begriff ich, dass Hafer viel zu Energiereich und fett für die Esel ist, da es einfach nicht ihrer natürlichen Ernährung entspricht.

Nachdem ich alles soweit hatte ging ich duschen und zum Wohnhaus der Familie. Ich war beeindruckt von dieser schönen rustikalen Einrichtung. Einfach, schlicht und trotzdem hatte dies was edles. Es war auch sauber und ordentlich, das macht viel aus. Es gab köstlichen, frischen Salat, Brot und selbst gemachte Wurst. Ein schmackhaftes einfaches und sättigendes Abendessen. Hier lernten wir uns kennen. Dabei erfuhr ich, dass beide selbst gerne unterwegs sind und waren. Oft habe ich schon gehört, dass man zu Zeiten der DDR gut und sicher trampen konnte, ohne Angst zu haben überfallen, ausgeraubt oder vergewaltigt zu werden. So waren sie oft in vielen sozialistischen Ländern unterwegs, die landschaftlich und menschlich keineswegs zu verachten sind, wie Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Ungarn und so weiter. Auch Polen und Tschechoslowakei bieten unberührte Wildnis, herrliche Natur zum wandern. Ihr Sohn war ein begeisterter Mitreisender, jetzt auch begeistert an den Medien, besonders an der Filmform, wo wir auch ein Gebiet zum austauschen hatten, da ich selbst auch am Filmgenre interessiert bin und daran gearbeitet habe, wie zum Beispiel den Feuerfilm, dessen Website mit meiner verlinkt ist. Unter 'Mystisches' und 'Neues aus Dresden' zu finden.

Dann rief noch Werner aus Leipzig an, er sprach so laut, dass alle mithören konnten und sich ein kleines lächeln unterdrücken mussten, was nicht abwertend gemeint ist, denn er hat einfach ein viehische Stimme. Die anfängliche Zurückhaltung hatte sich in wohliges Behagen und gegenseitiger Sympathie aufgelöst. Ihr Sohn schenkte mir seine alte und geliebte Isomatte, die schon viele Jahre und Erlebnisse auf dem Buckel hatte. Das wusste ich sehr zu schätzen, weil ich weiß, wie so ein Schlafutensiel eine besondere Wichtigkeit bekommt und ungern verborgt wird. Er schenkte sie mir, da sie auch schon Luft ließ, aber immer noch gegen Kälte isolierte und das war und ist das wichtigste. Ich hatte meine Isomatte ja auf der großen wilden Kräuterwiese bei Polenz verloren. Jetzt hatte ich wieder eine. Vielen Dank. Es war ein redlicher und harmonischer Abend bei ihnen gewesen. Sie konnten mir auch eine weitere Adresse geben, wo wir unterkommen könnten und in einem Tag zu schaffen ist und auch noch auf dem weg lag. Schön, dass erfreute mich sehr.
Dann ging ich rüber in den Stall und telefonierte noch sehr lange mit dem mir sehr lieb gewonnenen Peter, bis mir die Augen zufielen.

Ich musste noch etwas am Strohbett bauen und dann wurde es gemütlich. Eine Nacht voller heftiger träume hatte ich, doch wie so oft werden sie zu schnell vergessen, wenn der neue Tag gleich beginnt und man klar sein muss.

24. Juni 2007: Frauwalde – Schildau – Neumühle am See















Es war eine angenehme Nacht und ich erwachte recht zeitig, blieb allerdings noch bis nach 8 Uhr liegen. Dann raus in die nicht zu heiße sonne, mich regen, strecken und durchschütteln, das lockert die Glieder und den Geist. Frühstück für die Tiere und dann für mich bei Inah und Wolfram. Ich genoss die Ruhe und Heiterkeit die sie ausstrahlten, ebenso das leckere Frühstück. Herrlicher Sonntagmorgen.

Die Sonne und die leichte Brise trockneten die letzte Feuchtigkeit aus meinen Sachen. Doch dann war es soweit wieder einmal zu packen. Ich hätte auch noch einen Tag bleiben können, doch mich zog es weiter. Als ich alles gepackt hatte, die Esel geputzt und sie gerade beladen wollte wälzten sie sich wieder im Sand und zeigten mir, dass sie gerade gar keine Lust hatten weiter zu gehen. Doch ich kannte kein Erbarmen. Ich wollte nicht hetzen und hatte auch nicht das Bedürfnis heut ewig weit zu gehen, doch das Bedürfnis zum Vorwärts bewegen war in mir vorhanden. Nachdem alle bepackt waren ging ich nochmals zu Inah und Wolfram, um mich zu verabschieden. Die Esel bekamen noch etwas Kraftfutter, ich noch kaltes und heißes Wasser und meine trockene wohlriechende frische Wäsche. Sie begleiteten mich noch ein kleines Stück des Weges und spendeten mir zu guter Letzt noch 20 €, was mich platt machte. Zudem gaben sie mir noch eine Adresse von Freunden die nahe bei Torgau wohnten und Pferde hatten. Sie würden mich auch eine Nacht aufnehmen. Sehr erfreut und dankbar zog ich heiter weiter mit meinen tierischen Gesellen, durch den Wald der Dahlener Heide, wo schon einige Leute fleißig die ersten Heidelbeeren sammelten. Bis dahin wusste ich nicht, dass sie zweimal im Jahr Früchte tragen. Ende August bis September nochmal.

Im Wald, an einer Kreuzung, traf ich auf einen Mann, mittleren Alters, der mit dem Fahrrad unterwegs war. Er sprach mich an und begleitete mich ein Stück des Weges, was dann so ungefähr 3 km ausmachten. Wir mussten ein Stück an der großen Straße nach Schildau entlang und dann ging es weiter über Wiesen und Felder bis zu einer Anhöhe, wo der Funkturm von Schildau steht. Dort legte ich eine Rast ein, denn die Esel brauchten ruhe und Futter. Der Mann war aus einer Rehaklinik und machte einen Sonntagsausflug. Während wir pausierten fing er plötzlich an mich anzufassen und mich sexuell berühren zu wollen. Das ließ nicht zu und sprang erbost auf. Unglaublich. Er gab mir 20 € als Spende und wollte aber etwas dafür. Die bekam er zurück, ich bin doch keine Hure und schon gar nicht Freiwild. Ich machte meinen Ärger darüber Luft und zeigte ihm meinen Zorn über sein Verhalten, da würde es ihm peinlich, gab mir die 20 € wieder und verschwand. Also echt mal, ekelhafte Männer gibt es! Ich regte mich noch ein wenig auf, rauchte eine und regte mich langsam wieder ab. Ihm war ja zum Glück sein Verhalten doch peinlich.

Ich packte erneut und ging weiter, um ein großes Schützengelände herum und weiter auf asphaltierten Wanderweg. Von Weitem sah ich den See den ich mir als Abendziel vorgenommen hatte zu erreichen. Seen sind immer gut, da gibt es Wasser für die Tiere und für mich zum waschen und erfrischen. Es wurde aber noch ein beschwerlicher Weg, weil man nirgends so recht an den See heran kam. Überall sumpfige und schilfige Ufer. So musste ich nochmal auf eine große Straße und kam dann in Neumühle heraus. Dort erkannte ich, dass es auch hier keinen Zugang zum See gab. Nur einen Campingplatz und dort wollte ich nicht hin. So stand ich recht ratlos auf dem Parkplatz rum und fragte ein altes Ehepaar, ob sie einen Platz am Wasser wüssten. Den gab es tatsächlich nicht. Dann kam eine Frau auf mich zu und fragte mich wegen unserer seltsamen Erscheinung. Ihre Kinder erfreuten sich an den Eseln. Ich fragte auch sie nochmals und sie meinte ebenfalls, dass es nur den Campingplatz gebe, was aber kein Problem ist, da sie den Wärter kenne. Sie rufe ihn sofort an und er würde kommen. Doch sie hatte gerade Party in ihrem Garten und so wollte ich nicht, dass sie das jetzt tut und außerdem wollte ich nicht auf den Campingplatz. Doch zu spät, sie ließ sich in keinster Weise von ihrem Plan abbringen uns zu helfen, was an sich ja sehr ehrenwert ist, aber wenn man nicht will, ist das schon komisch. Unhöflich wollte ich nun auch nicht sein, weil ich auch immer dankbar bin, dass es solche Menschen gibt.

Schnell war Dieter, der Platzwart da, dem es gerade nicht so gut ging, aber sein Amt sehr ernst und fröhlich nahm. Seltsame Mischung, nicht wahr?! Zuvor wurden noch Fotos gemacht, wobei ein paar an die hiesige Zeitung des Ortes gehen sollten und sie auch noch am nächsten eingeladen werden sollte. Das war mir nichts und auch hier wurde mein „Nein“ nicht akzeptiert, was letztendlich nicht so schlimm ist, als wenn irgendein Mann das „Nein“ nicht akzeptiert.

So kamen wir also auf den Campingplatz und ich konnte mir einen Platz aussuchen. Außerdem durfte ich gratis duschen, wie schön. Die Camper waren neugierig und offen über uns und luden mich auch sogleich zu einen Umtrunk und Essen ein, was mich doch ein wenig überraschte, nachdem ich die Erfahrung der mehr spießigen Camper hatte. Selbst Sultan konnte ich frei laufen lassen, was uns beiden eine Wohltat war. Ich wollte erst einmal das Lager herrichten. Ein Steffen wollte mir helfen, doch er war schon gut angetrunken, überhaupt waren die Leute, welche mich einluden, angetrunken. So konnte ich mit seiner Hilfe nicht wirklich zählen. Ich sperrte ein Stück für die Eselchen ab, gab ihnen Futter und Wasser und begann dann mein Zelt aufzubauen. Dummerweise hatte ich an diesen Tag ein Shirt mit dünnen Trägern und großem Ausschnitt an, was wohl bei näheren Betrachten jeden Mann in Phantasien versetzt.

Das war mir eine große Lehre. Bloß niemals zu freizügig angezogen wandern gehen, vor allem nicht allein. Steffen machte mich ohne Scham an und das nervte mich. Nachdem ich fertig war, beschloss ich erstmal duschen zu gehen und mich umzuziehen. Mehr geschlossener. Das tat gut nach dem warmen Tag. Dann ging ich zu ihnen und hatte eigentlich keine rechte Lust mich zu den angetrunkenen Campern zu setzen, die schon seit Nachmittag Bier und Schnaps in ihre Körper füllten. Ich dachte: „Ok, der Höflichkeit halber so 15 min und dann verschwinde ich.“ Sie drückten mir ein Bier in die Hand und einen Spieß mit Bauchspeck, Zwiebel, Paprika und Brot. Es wurde nach sibirischer Art gegrillt. Diese Art war mir neu und gefiel mir sehr gut, weil sie effektiv und Holz sparend ist, wenn man das Feuer wirklich nur zur Lebensmittelzubereitung braucht.

Ich saß am Tisch mit Manfred und seiner Frau Barbara, die beide schätzungsweise Ende 50 sind. Dazu kam Kai, um die 30 und der Steffen, ebenso alt ungefähr. So saß ich mit Vorurteilen behaftet, einen fettig triefenden Spieß und dem Bier an ihren Tisch und antwortete nur auf Fragen. Der Steffen wurde ruhiger und machte mich nicht mehr so unwürdig an. Und dann bemerkten wir irgendwann, dass er einfach still und heimlich sich davon geschlichen hatte, ohne dass es einer von uns gemerkt hatte. Komischer Kauz. Nach meinen anfänglichen Schwierigkeiten in der Gruppe entpuppten sie sich als interessant, humorvoll, locker, offen, gebildet und sogar spirituell.

Die Stimmung am See war hoch romantisch. Die halbe Mondin hing über dem See, umgeben von den leuchtenden Sternen. Dazu quakten die Frösche sehr entspannend an den Ufern des Sees und die Grillen zirpten ihre Lieder dazu. Dann rauchten wir alle ein paar Kräuter zusammen, außer Barbara, sie ist eh schräg genug und es wurde ein solch witziger Abend wie ich ihn schon lange nicht mehr erlebt hatte. Ich lachte so laut und herzlich mit ihnen, wobei Manfred und Barbara abwechselnd Latein und Griechisch redeten. Es war einfach wunderbar, so frei hatte ich mich schon lange nicht gefühlt und schämte mich für meine Vorurteile die ich ihnen Anfangs entgegen brachte. Da hatte ich mal wieder bemerkt, wie man sich von Äußerlichkeiten beeinflussen lassen und täuschen kann. Mit Kai hatte ich einen super Energiedraht, wir brauchten kaum zu reden und verstanden uns. Das war ein irres Gefühl, was so selten ist. Die Situationskomik bekam an diesem Abend wieder viele neue Gesichter und Sprachen, selbst als sich Barbara und Manfred wegen einer Kleinigkeit stritten, hörte es nicht auf.

Als die Mondin spät in der Nacht von Wolken zugedeckt wurde, hatte auch ich das Bedürfnis mich zuzudecken und hinzulegen. Der Höhepunkt des Abends war erreicht. Doch sie wollten mich noch nicht gehen lassen, denn auch meine Anwesenheit hatte es für sie zu einem unvergesslichen und anderen Abend als üblich gemacht. Sie steckten mir noch eine Zigarette in den Mund, welche ich noch rauchen musste und erst dann gestatteten sie mir zu gehen. Ich schlief mit diesem leichten Gefühl durch Freude und Liebe ein.

Sonntag, 15. Juni 2008

23. Juni 2007: Zschorna – Watzschwitz – Müglenz – Voigtshain – Frauwalde







An diesem Tage wurde ich von Claudia freudig geweckt und ein heiß dampfender Cappuccino stand schon bereit, außerdem hatte sie ein paar Brötchen aufgebacken und Eier gekocht, von denen sie mir ein paar mitgab. Die Gute, dass tat wohlig. Dann musste alles schnell gehen, da alle viel vor hatten zu jenem Zeitpunkt. Ruby musste sie Familie Ruldolph, wegen der bevorstehenden Kutschfahrt und Claudia hatte einiges zu besorgen und sie mit zu unterstützen. Also packte ich fix mein Zeug zusammen, nahm die noch nasse Wäsche ab und Claudia verstaute mein Gepäck in ihrem Wagen, da sie es zu Rudolph's bringen wollte. Alles ging schnell und etwas zu hektisch. Trotzdem war ich sehr erfreut über ihre Bekanntschaft und den schönen Abend, den wir gestern hatten.

Nun ja, ich ging mit Ruby, ihrem Pferd und Sulle zu Fuß zu Rudolph's und Claudia kam hinterher. Auch bei Rudolph's waren alle schon auf den Beinen und sehr beschäftigt mit den Vorbereitungen der Kutschfahrt. Meinen Eselchen ist es im Stall der Rudolph's gut ergangen mit leckerem Essen und trockenen Plätzchen. Ich holte sie raus, begann sie zu putzen und satteln. Mandy, dem Pferd, machte dies schon wieder etwas Panik und so wollte sie nicht so recht in den Wagen. Jetzt machte ich mir ein wenig Vorwürfe, dass ich mich ihnen so aufgedrängelt hatte, da es eben alles hinauszögerte, durch Mandys Unwillen und Nervosität. Ich beeilte mich so schnell ich konnte, doch bemerkte beim satteln, dass die Hundedecke fehlte, da sie unterwegs auch als Satteldecke diente. So musste ich Claudia noch irgendwie erreichen, was mir auch gelang und sie sie mir brachte. Vielen Dank.

Sie erklärten mir nochmal fix den Weg, ich verabschiedete mich, bedankte mich bei allen recht herzlich für ihre liebenswürdige Aufnahme. Die beiden Familien hatten mir damals sehr viel Kraft gegeben und den dazugehörigen Mut weiter zu gehen. Ich weiß nicht, ob sie das so wussten. Claudia schon.
Als ich von dannen zog begann es mit regnen, aber nicht zu stark. Ich hüllte uns ein und so ging es durch einen kleinen Wald, dann durch Watzschwitz, von da ab wieder Landstraße nach Müglenz. Dort gedachte ich zu pausieren. Es ist ein wirklich altes Dorf mit altem Dorfschloss und großen alten Höfen. Als ich durchs Dorf durch war, sah ich zwei Mädels, die mit einem Pferd übten. Ich warnte sie kurz nicht zu reiten, da die Pferde erfahrungsgemäß beim Anblick der bepackten Esel immer panisch wurden. Sie meinten ihr Pferd wäre cool und nicht so schreckhaft und sprangen auf. Jedoch wurde das Pferd doch leicht nervös und begann zu buckeln, wobei das eine Mädchen vom Sattel fiel und sich glücklicherweise nicht verletzte. Danach warteten sie bis wir vorüber gezogen waren. Dann kam eine schöne Kräuterwiese mit ein paar Pappeln, die als Grenze zum Feld dienten. Dort hängte ich meine Wäsche auf, obgleich es immer mal wieder vom Himmel tröpfelte. Doch die nasse Wäsche braucht frische Luft und Wind, um nicht im Plastebeutel mit stinken anzufangen, was ich immer total eklig finde.

"Modrig riechende Wäsche am Leib, ist kein schöner Zeitvertreib."

Auf dieser Wiese frühstückten wir alle noch mal ausgiebig und in Ruhe. Dann liefen wir recht heiter weiter. Sasi war nicht so verzückt und machte mir mit ihrer Bockerei ein wenig Schwierigkeiten, aber es nützte nichts.

In Voigtshain angelangt fragte ich mich nach dem von Rudolph's beschriebenen Feldweg durch, welcher in die Dahlener Heide führte. Derjenige erzählte mir von einem Einsiedler, welcher ein Stück vom Feldweg ab mit seinen Esel und anderen Zotteltieren hauste. Ah, er hatte vielleicht einen Wagen für mich. So beschloss ich mal gucken zu gehen, um denjenigen kennen zu lernen.

Es war noch so 2km zu laufen, bis ich den beschriebenen Platz fand. Dort lebten viele Kraniche, die allerdings wegflatterten, als sie uns sahen. Ich fand den Platz, allerdings verschlossen und so recht bewohnt kam er mir nicht vor. Zwei kleine Holzhütten standen auf dem Gelände, einige Ziegen, Esel und zwei richtig gute Schutzhunde, die das Gelände bewachten. Und dieses ausgesprochen überzeugend. Ich schaute mir die Tiere genauer an und bemerkte, dass ich sie schon mal gesehen habe und zwar auf dem Mittelaltermarkt in Görlitz. Die Tiere vom Esel – und Wurstkarsten. Er möge mir bitte diesen Namen verzeihen, falls er diese Zeilen eventuell mal lesen sollte. Er verkauft auf den Märkten Wild - , Schafs – und Ziegenwurst. Sehr zu empfehlen. Manchmal betreibt er auch Eselreiten, doch hauptsächlich gibt es leckere Speisen bei ihm und seinen Leuten zu kaufen. Damals war ich mir nicht ganz sicher, dennoch wirkten die Tiere auf mich so. Heute weiß ich, dass es in der tat sein Gelände ist, doch nicht dort wohnt, sondern ganz normal auf einem Hof mit Frau und Kind. Ich hatte ihn dieses Jahr zu Ostern (2008) auf einem Mittelaltermarkt gesehen und ihn danach gefragt. Er bestätigte mir die Lage und den Platz. Hatte ich also doch ein gutes visuelles Gedächtnis.

Sasi's Sattel fiel dort runter und ich war gezwungen neu zu satteln und weiter zu gehen, obgleich die Esel nicht so lauflustig waren. Nach einiger Zeit kam ich in den Wald und dieser erstaunte mich an einer bestimmten Stelle über sein märchen– und zauberhaftes Aussehen. Der Boden war mit diesem dicken weichen grünen Gras bedeckt, das regelrecht zum schlafen einlud. Die Bäume standen in harmonischen Abstand zusammen und die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die Baumspitzen. Ich war nahe dran an diesem Ort zu bleiben und Claudias Worte hallten immer wieder in meinem Kopf nach: „Tief im Wald ist es am ungefährlichsten, da gibt es nur Tiere und keine Menschen.“ -> sinngemäß
Und in der Tat ist der Mensch mein größter Feind und bester Freund, danach folgen die giftigen kleinen Insekten, wie Zecken, die auch nicht immer bösartige Krankheiten übertragen. Doch dieser Platz war nicht tief im Wald, dennoch zauberhaft.

Ich hatte meine Unbekümmertheit noch nicht wieder erlangt und noch etwas ängstlich, deshalb zog ich weiter und kam an einer Landstraße heraus. Dort wusste ich erstmal nicht wohin und ging auf die gegenüberliegende Wiese, um zu rasten mit den Tieren. Wieder hängte ich die Wäsche auf und ließ die Tiere fressen, doch schön war der Platz nicht, denn hier war einiges los und der Platz war verzeckt. Ich dachte so:“Hätte ich nur an dem zauberhaften Ort gerastet, hätte ja nicht dort schlafen müssen.“ Aber hätte, hätte ...
So packte ich erneut und ging weiter. Am Himmel zogen dicke schwere Wolken entlang und ließen der Sonne hin und wieder mal Platz die Erde in ihr warmes Licht zu tauchen.

Ich kam in Frauwalde raus, ein kleines touristisches Dörfchen. Am Ende vom Dorf sah ich einen grünen Hügel am Waldrand und gedachte mir dort hin zu gelangen. Doch soweit kam ich nicht, denn im Dorf wurde ich von einem Weltenbummler angesprochen, welcher immer auf seinem Drahtesel unterwegs ist und kurze Zeit später sprach mich ein heiterer Mann in dessen Grundstück ich schaute, der er Dammwild hatte. Er fragte, ob ich gern Sauerkirschen hätte, ich verneinte dankend. Warum weiß ich nicht, denn eigentlich esse ich sie gerne. Er war angenehm offen und fröhlich und fragte gleich wer wir denn seien, da es ein komisches Bild gibt. Ich fing an zu erzählen, seine Fragen häuften sich und so lud er mich kurzerhand in seinen Hof ein, auf ein Bier. Ich meinte, ich bin eigentlich gerade auf der Suche nach einem Schlafplätzchen und hätte daher keine Ruhe zum Bier trinken und erzählen. Naja, dass könnten wir auch klären, ich solle erstmal rein kommen. Er war so heiter, dass ich kaum abschlagen konnte und ließ mich drauf ein. Seine Frau, war zunächst etwas skeptisch mir gegenüber und vor allem Sultan, da sie selbst einen Hund haben. Doch es wurde eine angenehm heitere Runde. Sie hatten noch ein Grundstück, wo ihr Pferd stand, dort könnte ich mit den Eseln schlafen. Dann boten sie mir an, auch bei ihnen zu schlafen. Doch ich wollte gerne bei den Tieren schlafen.

Nun, sie zeigten mir das Gelände, ich baute alles auf, die Esel waren sehr zufrieden mit der Situation und ihrem Freilauf. Auch gab es eine schön sandige Wälzstelle, was einen großen Genuss für die Huftiere ist. Danach ging ich nochmal zum Hof, zu Inah und Wolfram. Ich konnte duschen, hängte die Wäsche nochmals auf und aß mit ihnen zu Abend. Dann setzten wir uns auf die Terrasse bei Wein und plauderten eine ganze Weile über alles mögliche, wie die Jagd, die Probleme mit den gerissenen Füchsen und dass es kein Niedrigwild mehr gibt und deshalb die Füchse die Höfe plünderten, so gut wie sie konnten. Dann ging es auch um die alten und neuen Dorf– und Arbeitsstrukturen, wobei die Alten angenehmer waren, da sie alles im Dorf erledigen konnten und so ein Hof damals genug für alle Angestellten und Familie einbrachte. Heute müssen Wolfram und Inah nach Leipzig fahren, um da ihr Geld in einer bekannten Gasfirma zu verdienen. Jedes mal, wenn ich dessen Namen lese, muss ich unweigerlich an die beiden herzlichen und fröhlichen Menschen denken. Wolfram bot mir an, falls ich es nicht bis zum Winter in meine Ziel– und Überwinterungsstadt schaffen sollte, bräuchte ich ihn nur anrufen und er holt uns mit dem Pferdehänger und bringt uns hin, da der Hauptfirmensitz in der Nähe meines Zielortes liegt. Fand ich toll und ich merkte mir das vor. Es war ein interessanter Abend und doch ging auch er wie jeder Tag zu Ende. Die Nacht wurde klar und reich an Sternen ...

22. Juni 2007: Roitzsch – Körlitz – Zschorna









Ich war noch etwas durchgeleiert von der Nacht. Ein wenig Schreck saß mir in den Gliedern, obgleich mir diese Stimme nichts angetan hatte, außer mir meinen Schlaf zu stehlen und mir das Gefühl der Sicherheit zu entziehen. So frühstückte ich schnell, packte, putzte, sattelte und zog ab mit erleichtertem Gefühl von diesem Ort zu gehen. Vielleicht wollte mich jemand damit nur einschüchtern und mich „Herumziehende“ verjagen?!

Nun, ich wäre sowieso weiter, was ich dann auch tat. Ich musste zunächst erst einmal Landstraße laufen, kam dabei an einem Erdbeerfeld vorbei, wo ich mit größten Vergnügen stehen blieb um zu naschen. Für die Esel lag Stroh bereit zum naschen. Außer Sultan hatte leider nichts davon. Ich war auf dem Weg nach Falkenhain, traf am Straßenrand auf einige Bauarbeiter, die mich erstaunt und freundlich ansprachen, mit ihren üblichen Witzchen. Sie erzählten mir, dass es in Zschorna Eselfreunde gibt, welche einen Gasthof bewirtschaften. Es war nicht mehr weit, nur eben ein anderer Weg als geplant.

Körlitz war ein sehr kleines Dörfchen, ohne Konsum, denn ich wollte noch vor dem Wochenende einkaufen. Nun, in der Nähe von Zschorna gab es ein größeres Dorf, wo ich hätte dieses tun können, aber dazu kam ich nicht mehr, so wie sich der Tag entwickelte. In Körlitz musste ich Sasi's Sattel erneuern, dabei wurde ich verstohlen von Anwohnern fotografiert und dann ging es auf der wenig befahren Landstraße gen Zschorna. Unterwegs fand ich eine riesige schwarze Feder, diesmal nahm ich sie mit. Eigentlich wollte ich nur Federn von Raubvögeln sammeln, doch selbst die Krähen sind ja Raubvögel.

Kurz vor Zschorna fingen die Esel an zu bocken und wollten unbedingt essen, doch da wir fast da waren, ließ ich mich nicht darauf ein und trieb sie weiter. An der Kreuzung wurde es dann chaotisch, denn ausgerechnet da, als Minielas Sattel rutschte, kam ein Linienbus die Straße hoch. Ich konnte die Esel kaum halten und musste alles einsammeln. Der Busfahrer blieb geduldig und fuhr uns nicht übern Haufen.

Endlich im Dorf, welches zunächst die schicken Häuser zeigte, und dann wurde es erst dörflicher mit Höfen und so. Ich fragte mich durch und musste zum Ende des Dorfes, um die Eselleute zu erreichen. Und dann sah ich sie auch schon. Ihre langen Ohren und die dazugehörigen grauen schlanken Körper, die aufgeregt im Gatter auf und ab liefen, als sie die Eselchen witterten.

Jetzt standen wir vor dem Gasthaus „Zum Heiteren Blick“, was doch sehr einladend und fröhlich klang. Leider war geschlossen, doch ich scheute mich davor zu klingeln. Meine Hoffnung auf einen Wagen war zu groß. Eine ältere, rundliche und freundlich drein blickende Frau öffnete mir. Ich erklärte ihr kurz mein Anliegen und meine Story, sie schaute etwas skeptisch und holte erstmal ihren Mann herbei. Als sie dann beide heraus kamen und die Esel sahen, wich ihre Skepsis und wandelte sich in Freude. Wir fragten und erzählten. Ich sollte erstmal abladen, dann nehmen wir die Esel nach hinten und sie bekommen Futter und Wasser. Sulle bekam auch ein wenig und selbst mir brachten sie ein wunderbares Bauernfrühstück und eine Limo. Ach, dass war wirklich schön und erleichternd. Wir redeten ein wenig miteinander, beide sind geschäftige Leute.

Das Essen tat sehr gut und gab Kraft, dennoch war ich noch müde von der Nacht. Dann kam ein Mädchen, so 13 Jahre ungefähr, Ruby heißt sie. Sie und Herr Rudolf wollten am nächsten Tag eine Kutschtour machen mit ihrem Pferd Mandy und den Eseln der Familie Rudolf. Dazu musste noch einiges vorbereitet werden. Sie freute sich über uns und ich über sie. Ich mehrte langsam rum, sie ritt derweil auf den Esel und dem einzigen Pony und die Rudolfs lachten und erfreuten sich herzlich daran. Der „Heitere Blick“ passt sehr gut und ist nicht vorgemacht. Auch ich erfreute mich an ihrer allen Freude.

Ruby wollte mich durchs Dorf führen zum Konsum und überredete mich noch fix bei ihr zu Hause vorbei zu gehen, da ihre Mutter sich sicher sehr über unseren Besuch freuen würde. Und das tat sie auch. Ich war überrascht über ihre jugendliche Art und einfache Höflichkeit. Sie lud mich zum Kaffee und Zigarette ein. Ich konnte kaum widersprechen, zumal sie beide mir auch sehr sympathisch waren. Der Dorfladen würde allerdings gleich zu machen. Nun ja, was soll's.

Sie hatte so einige Vöglein und Kleingetier, einen Hund, Katzen und Ruby's Pferd Mandy. Mandy freute sich allerdings ganz und gar nicht über den Eselbesuch und wurde leicht panisch, wie ich es schon öfters bei Pferden feststellen musste. Später erfuhr ich, dass es nicht die Esel waren, sondern das Gepäck, was sie so unförmig und gespenstisch in Pferdeaugen aussehen lässt. Da ergreift nun mal das Pferd, rein nach natürlichen Instinkt die Flucht.

Mandy riß leider ein paar junge Pflanzen aus ihren Töpfen, die Claudia (Ruby's Mutter) verkaufen wollte. Während des Kaffeetrinkens wurde das Gespräch immer interessanter und länger, so fragte ich sie, ob ich nicht eine Nacht bei ihnen bleiben könnte. Claudia ist selbst mal mit ihrem ehemaligen Mann und einem Esel herumgezogen und lebte dann für lange Zeit im Wald mit ihren zwei Töchtern. Da ratterte natürlich in mir die Vorstellungskraft und Fragen. Auch sie stellte mir einige Fragen. Wir waren uns alle einfach sympathisch. Sie stimmte mir wohlwollend zu, wenn wir die Esel woanders unterbringen konnten, denn mit Mandy ging das einfach nicht klar. So gingen Ruby, Mandy und ich nochmals zur Familie Rudolf und erbaten um eine Nacht für die Esel. Herr Rudolf stimmte zu und ich war sehr dankbar. Er schenkte mir, was ich noch nicht erwähnt habe, ein Sielengeschirr, ohne Wagen. Doch hatte ich jetzt immerhin schon das passende Geschirr dazu, welches Sasi gut passte.

Jetzt versuchten Herr Rudolf und Ruby in den Pferdewagen zu kriegen, da der Kutschstart an einem anderen Ort stattfinden sollte. Eigentlich sollten Pferd und Esel in einen Wagen, doch Mandy war so verrückt, dass dies nicht ging und zu gefährlich für die Eselchen war, die schon ruhig in den Wagen gingen. Mandy musste dies noch lernen. Sie bekamen Mandy doch immerhin in den Wagen. Dann brachten wir Mandy zurück und ich brachte die Esel zu Rudolfs. In der Zwischenzeit war Claudia im Nachbardorf einkaufen und hatte mir so einiges mitgebracht. Vor allem den von mir geliebten Schokoaufstrich. Ich half Ruby noch mit beim ausmisten des Pferdestalls und dann fing es auch schon an mit regnen. Alles zur rechten Zeit in Trockenheit gebracht, dass war mal wieder ein Zufall. Drinnen kochten Ruby und ich Abendbrot, während Claudia meine Wäsche in die Maschine steckte. Es gab Spagetti mit Wurst und Ketschup. Da ich noch den Wein aus Waldsteinberg hatte stellte ich diesen mit auf den Tisch, da ich den Zeitpunkt und die Gesellschaft dazu sehr passend fand. Oder anders herum ausgedrückt, der Wein passte zur momentanen Situation.

Als Ruby im Bett lag führten Claudia und ich lange Gespräche, ich erzählte ihr auch meine Ängste, Hoffnungen und Wünsche. Sie mir einige der ihren. Sie gab mir Mut und Kraft, schleuderte mir ehrliche Worte entgegen, die mich zwar trafen, aber genau das Richtige waren in meiner derzeitigen Gefühlsverfassung. Und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Sie verstand mich vor allem auch sehr gut, da sie schon ähnliche Erfahrungen gesammelt hatte. Es war ein sehr guter Austausch der Energien, Freude, Trauer, Ängste, Überlebenswille und Lust. Zu guter Letzt ließ sie mir noch eine Badewanne ein, weil sie wusste, wie sehr man diese genießt, wenn man lange allein draußen unterwegs ist. Ich lag in dem warmen Wasser, trank Wein, wusch mich gründlich, redete weiter mit ihr und nach Mitternacht gingen wir ins Bett. Sie gab mir ein Zimmer mit eigenem Bett, oh war das herrlich. Ohne Ängste schlief ich bequem und kuschelig ein.

21. Juni 2007: Roitzsch – Lagerwiese - Sommersonnenwende





Spät bin ich aufgestanden, es war schon 9 Uhr. Es war bewölkt, grau und frisch, was mich aufatmen ließ, nach dem gestrigen heißen und schwülen Tag. Heute ließe es sich besser laufen. So gab ich allen Tieren Frühstück und genehmigte mir selbst etwas. Und schon fing es an zu regnen, regnen und regnen. Es hörte nicht auf. Ein kleines Tagesgewitter schob sich zur Sommersonnenwende durch den Himmel, donnerte und blitze zart am Himmel. So entschied ich mich zu bleiben, da die Esel nass waren und der Rest auch. Ich kroch zurück ins Zelt schrieb ein wenig im Tagebuch und eine Karte an meinem Vater, dessen Geburtstag schon ein paar Tage zurücklag. Genau genommen mehrere, da er einen Tag nach mir geboren ist. Natürlich einige Jahre zuvor, 25 Jahre um exakt zu sein. Dann schlief ich ein wenig. Regentage nutzen wir allen immer als Ausruh – und Schlaftage. Gegen Nachmittag wurde ich geweckt und zwar von dem alten Herren, der mich auf sein Grundstück geführt hatte. Er erkundigte sich nach unseren empfinden, stellte ein paar Fragen und lächelte immer so in sich hinein, da er überhaupt nicht verstand, was eine junge Frau dazu treibt mit zwei Eseln und einem Hund einfach so unterwegs zu sein. Dabei blieb er immer freundlich und fröhlich. Er gewährte uns noch einen Tag Pause und sagte, dass der morgige Tag trockener werden sollte, laut Wetterbericht.

Ich schlief wieder ein und wurde alsbald erneut geweckt, diesmal von dem jüngeren Mann, welcher mich am Vorabend ansprach als ich zum Dorf rein kam und nach einem Platz gesucht hatte. Da die Wiese, auf welcher wir rasteten, ein geteiltes Grundstück war, wusste ich jetzt wem die andere Seite gehörte und genau dieses hatte ich mir schon gedacht. Nun, wir plauderten ein wenig, doch da ich noch völlig schlaftrunken war, kam kein richtiges Gespräch zu Stande. Dennoch nutzte ich die Weckzeit, um aufzustehen, denn jetzt am späten Nachmittag hatte der Regen aufgehört.

Ich ging zum Fleischer, holte etwas zu essen und aß. Später rief mich ein Bekannter an, was mich erfreute und so plauderten wir eine Weile. Er kannte einen Bauern, der Wagen hatte und versprach sich zu erkundigen, ob er einen passenden Wagen für Esel hatte. Dies weckte eine erneute Hoffnung in mir...

Zu meinem Bedauern befand ich mich zur Sommersonnenwende allein, auf nasser Wiese und konnte nicht einmal ein Feuer entzünden. So schrieb ich noch ein wenig und begab mich zeitig ins „Bett“, damit ich am nächsten zeitig und frisch durchstarten konnte.
Doch das blieb mir verwehrt, denn irgendwer oder irgendwas schlich um mein Zelt und machte die seltsamsten Geräusche dabei, die ich je gehört habe. Gut, was ich in meiner Zukunft hören werde, weiß ich noch nicht, doch zu diesem Zeitpunkt, machte mir diese Geräusche Angst. Da sie weder nach Mensch noch nach Tier klangen. Das Bellen der Rehböcke hatte mich zu Anfang auch sehr erschreckt, doch dieses Geräusch war anders. Ein stetiges Murmeln in fremden Zungen mit meckrigen, ärgerlich und vielleicht auch zornigen Ausdruck, welches sich wellenartig anhörte, also mal hoch und runter in der Intensität seiner Lautstärke. Ich zog mich an, bereit zur Verteidigung , bereit zum Angriff. Ich ging hinaus, sah nichts, Sultan bellte ins Schwarz der Nacht. Die Esel waren allerdings ruhig. Und sie sind gute Gefahrenwarner. Ich lag angezogen im Bett und jedes Mal, wenn ich dachte: “... jetzt ist 'es' weg!“, fing das zornige Gemurmel und Gezische wieder an. Ich rief hinaus in die Dunkelheit, bekam aber keine Antwort, nur kurze Ruhe, denn sobald ich wieder drinnen lag, ging es wieder los. Oh je, ich wusste nicht zu definieren, welch ein Wesen dies sein mochte und auch heute, kann ich dies nicht.

Ich schlief irgendwann vor Erschöpfung ein. Da ich mir den Wecker auf 5 Uhr gestellt hatte, damit ich hier zeitig weg kam, weckte er mich natürlich auch 5 Uhr., was mir nun doch angesichts des wenigen Schlafes zu kurz vor kam. So blieb ich noch bis 7.30 Uhr liegen.

Mittwoch, 11. Juni 2008

20. Juni 2007: Hundeplatz – Nepperwitz – Deuben – Wurzen – Roitzsch













Da ich wusste, dass Uwe gegen 8 Uhr da sein wird, wollte ich alles fertig haben bevor er kam. Ich schaffte es nicht ganz, da ich erst kurz nach 7 Uhr aufstand. Ich beeilte mich den Platz vom Eselmist zu säubern, Kaffee zu kochen, aufzuräumen und alles soweit zu packen, dass es losgehen konnte. Er kam pünktlich, war zufrieden, das alles ok ist. Ich glaube etwas Angst hatte er schon, dass ich irgendwelchen Blödsinn mache oder ihm etwas klaue. So was tue ich nicht, schon gar nicht, wenn mir Vertrauen entgegen gebracht wird. Ich habe auch gar keinen Grund dafür.

Er hatte mir zwei Schnittchen zum Frühstück mitgebracht und war auch schon voll im Arbeitsstress. Ich aß die Schnittchen, trank einen Kaffee, wusch mich und los gings mit Esel klar machen. Ich bedankte mich bei ihm und schenkte ihm auch noch eine Karte von mir, die meine Tante mir so schön vorbereitet und zukommen lassen hatte.

Wir mussten zuerst wieder ein Stück an der Bundesstraße zurück und dann nahm ich den Feldweg nach Nepperwitz. Dort wuchsen wilde Formtabellen und Pflaumen. Die Mirabellen waren schon essbar und lecker. Unterwegs traf ich zwei Arbeiter, die den Weg plan machten für die Landwirtschaft. Dort musste ich Sasi's Sattel mal wider neu richten und kam so mit den Männern ins Gespräch. Es war ein angenehmes Gespräch, sie erklärten mir auch den Weg zum Hufschmied. In Nepperwitz stand ein recht alter und großer Kirschbaum voll mit süßen roten Kirschen. Da konnte ich nicht dran vorbei. So hielt ich an und naschte ein wenig von ihnen. Sie waren erfrischend süß und saftig. Köstlich. Ein altes Ehepaar trat an mich heran, die gleich gegenüber wohnten. Sie waren sehr liebenswert und wir schwatzten kurz während ich pflückte und naschte. Die gute Frau brachte für Sultan etwas Küchenreste und mir eine Nudelsuppe, was ich total süß fand. Doch da ich von den Früchten so satt war, konnte ich sie nicht essen. Sie packte sie mir einfach ein und gab sie mir trotzdem mit. Toll, einfach so.

Weiter durchs Dorf, vorbei an einem Pferdehof, die früher auch mal Esel hatten, wie mir berichtet wurde. Da ich gerne zum Hufschmied wollte musste ich wieder zurück nach Deuben, was gleich nach Altenbach kommt. Kurz vor Deuben gab es einen weiteren Pferdehof, welcher nicht sehr gepflegt wirkte. Aber ich sah einen kleinen Wagen. Ein wenig war ich immer noch am Wagen interessiert, weil es wirklich anstrengend ist in drückender Hitze voll bepackt zu laufen und vor allem nicht nur für mich, sondern auch für die Eselchen. Auf dem Grundstück war niemand anzutreffen, so lief ich weiter durchs Dorf. Sah da einen Hofladen mit Getränken und Eis und wollte mir gern was kühles genießen, aber der Besitzer jagte uns vom Hof, so dass ich nichts kaufen konnte. Ich war entsetzt über seine Reaktion, zumal ich ihn überhaupt nicht provoziert habe oder ihm irgendeinen Grund gegeben habe uns nicht zu bedienen. Es war wohl einfach unser Zigeunerhaftes Bild was ihm Angst und Schrecken einjagte und ihn so reagieren ließ.

Der Hufschmied lag direkt an der großen Hauptverkehrsstraße nach Wurzen, aber es gab eine Fußgängerampel, die ich nahm. Dann stand ich vor der Schmiede und fragte, ob es möglich wäre die Eselhufe zu beschneiden. Der Chefe war noch zum Mittag hieß es und komme so in 15 bis 20min. Ok, ich lud ab und stand da nun an der großen Straße und traf den Mann den ich schon auf dem Weg nach Altenbach begegnet bin. Und wie immer kam der Spruch: „Du bist aber noch weit gekommen!“ Ein kleiner Small Talk und irgendwie erschien er mir immer noch schleimig. Na ja, er fuhr dann von dannen. Ich rauchte eine derweil und naschte noch etwas von den gepflückten Kirschen. Dann kam auch schon der Chefe. Ein freundlicher Mann im mittleren Alter mit gediegener, gütig und freudiger Ausstrahlung. Er holte uns gleich rein und nun ging es los mit Hufpflege. Sasis Hufe sahen am schlimmsten aus, da sie zuvor einfach zu wenig Pflege hatten und zu weich waren und somit der Schotter ihnen zusetzte. Er begradigte und erklärte mir dazu einiges. Er lobte die Eselchen, dass sie so gut und ruhig standen. Esel sind wohl nicht immer einfach zu machen, wie ich jetzt schon von mehreren Hufschmieden erfahren habe. Aber jeder der dies macht braucht Ruhe und Geduld, um die Huftiere zu beschneiden. Jede Art von Hektik übernehmen sie und da ist dann wenig zu machen, da man Kräftemäßig den Tieren einfach unterlegen ist. Er machte es wunderbar, all zu viel zu schneiden gab es ja nicht, da sie ja jeden Tag laufen. Er schenkte mir noch eine seiner alten Huffeilen, da sie doch wichtiger als das Messer ist. Oder einfach ebenso wichtig! Und außerdem noch drei Hufnägel, da sie gut sind, um kleine Steinchen raus zu holen.

Er hatte auch schon von mir und den Eseln gehört, da seine Tochter an dem Abend auf dem Platz neben der Lagerweide am Pferdehof mit ihren Pferd übte. Schöner Zufall. Wir unterhielten uns sehr anregend und einer seiner Leute erzählte mir, dass kürzlich am Kap Finisterré war und dies wahrhaft ein zauberhafter Ort sei. Das Kap Finisterré war/Ist mein Ziel zu dem ich gelangen wollte. Es liegt an der Atlantikküste im Spanischen Nordwesten.

Es herrschte ein gutes Arbeitsklima in seinem Hause, ohne Hektik, aber Bestimmtheit und Arbeitsfluss. Ein wohltuendes Erlebnis diese Schmiede kennen zu lernen, einfach zu empfehlen. Zu guter Letzt wollte er es nicht bezahlt haben und schenkte mir seine Arbeit und Zeit, die er dafür aufgebracht hatte. Das erfreute mich wirklich sehr, denn ich wollte es für die Esel tun, aber wusste auch dass es nicht zu teuer werden dürfte. Das es gar nichts kosten würde, hätte ich nicht gedacht. Vielen Dank nochmal, falls sie es lesen. Ich glaube, ich schenkte ihm auch eine Karte von mir und dann verabschiedeten wir uns herzlich mit den besten Wünschen. Hinter dem Haus war eine kleine Wiese, dort ließ ich die Esel kurzweilig grasen. Von der Schmiede hatte ich Wasser für die Tiere bekommen.

Neben der Hufschmiede ist ein Gasthof in dem gerade zwei Busladungen Leute waren. Es war so was wie geschlossene Veranstaltung. Ich vermutete eine Kaffeefahrt. Da es so heiß war, die Esel fressen sollten über den Mittag, gedachte ich mir ein Radler zu gönnen. Und so tat ich. Draußen konnte ich sitzen und es trinken. Dazu rauchte ich eine und wollte schreiben, doch in diesem Augenblick war Pause im Vortrag der Kaffeefahrt und eine Menge alter Leute kam heraus gestürzt, um zu plaudern und sich zu empören. Ein paar Leute waren nett zu mir, andere nicht. Ich sah in meiner Wanderkleidung auch nicht so schick aus wie sie. Die netten fragten mich wegen der Esel und erzählten mir ihre Enttäuschung über diesen Vortrag und die Kaffeefahrt. Sie wollten den Leuten „Anti Aging - Produkte“ = „Gegen Altern – Produkte“ verkaufen. Cremes die das Altern der Haut teilweise zurückhalten können oder so. Klar frustriert das Leute, die sich eh mit dem Altern auseinander setzen müssen. Und letztendlich weiß doch jeder normale Mensch, dass das Altern mit Cremes nicht aufzuhalten ist. Selbst wenn man sich äußerlich „Jung“ halten kann, so altert die Seele und der Geist trotzdem, was nicht zu „verfühlen“ ist. Das weiß jeder, auch wenn er es nicht wahrhaben will.

Nun ja, einer erzählte mir, dass die Verkäufer sogar richtig unverschämt wurden, da sie ihre Produkte nicht kaufen wollten. Das Geschäft mit der Angst läuft immer am besten, und wenn nicht gibt es noch andere Druckmittel. So fragte ich die Leute wieso sie sich erst auf die Kaffeefahrt eingelassen haben. Sie antworteten mir, dass sie gern einfach mal raus wollten aus der gewohnten Umgebung und billig „Urlaub“ oder „Reisen“ wollten. Da kommt einen das Billig teuer zu stehen, wenn man an die vielen Nerven (Energien)denkt, die man dabei verliert, weil es frustriert, langweilt und aufregt. Dann vielleicht doch einfach mal nur in den Wald oder so und die Seele baumeln lassen. Nun ja, die „alten“ DDR-Bürger lassen sich doch noch zu gerne beeinflussen und nehmen alles kostenlose mit. Eben wie die Werbegeschenke, die auch nicht ganz ihr Geschmack war, aber eben kostenlos und das ist ja was wert. Irgendwie Ironie! Eine Frau schenkte mir ihr Pumpernickelbrot aus dem Werbegeschenk, was ich dankend entgegen nahm. Als ich die Esel sattelte beäugten mich die Leute aus ihrem Reisebus hoch über mir und machten teilweise seltsame Grimassen. Das war mal ein Erlebnis für mich. Sehr aufschlussreich.

Wir mussten nochmals durch Deuben zurück, weil ich über eine alte kleine Brücke die Mulde überqueren wollte. Das Wetter wurde so sehr drückend heiß, dass es schon nach einer halben Stunde anstrengend wurde. Aus dem Dorfe hinaus zur Mulde zu, lag so was wie Kleie oder Gerste am Straßenrand und die Esel beharrten darauf davon zu naschen. Ich gewährte es ihnen kurzweilig, doch ich hielt es in der prallen sonne nicht lange aus. Sultan lag stark hechelnd neben mir. Ich hatte schon die Befürchtung, dass er einen Sonnenstich bekommt. So trieb ich die Esel bald weiter. Es gab ihnen offensichtlich Energie, was positiv war. Sultan ließ ich an der Mulde ins Wasser. Sie erinnerte mich an den Amazonas in Miniaturform. Sie hat ordentlich Zug drauf und viele Wirbel, die einen in die Tiefe ziehen. Ich hatte etwas Angst bei Sulle, aber alles ging gut. Er musste trinken und auch sich abkühlen, dass tat ihm auch gut. Ein Mann trat an mich heran, der uns sah und fragte neugierig an. Ich erzählte ihm die Kurzfassung der Reisestory, dass uns das Wetter momentan ganz schön zu schaffen macht und ich glaube, dass ein Wagen besser sei oder eben leichter. Vor einem Jahr hatte er seinen Ponywagen verkauft, sonst hätte er ihn mir wohl überlassen. Dann trennten uns die Wege wieder und wir schlürften auf Wurzen zu.

Die große Keksfabrik sah man schon von weitem an ihren Mauern. Sulle sprang nochmal in einen Teich, ich pflückte für die Esel ein wenig Weizenähren für den Energieschub und dann wusste ich nicht mehr so recht weiter, Links oder Rechts. Ich entschied mich für rechts, da da auf meiner Karte auch Roitzsch lag, was mein Abendziel war. Zwei Mädels in einem Auto hielten an und fragten, ob sie mir helfen können. Ja, ich fragte nach dem Weg nach Roitzsch, den kannten sie leider nicht, weil sie nicht von hier waren. Fröhliche und beherzte Mädels waren es. Sie fanden es cool, was wir hier machen und spendeten mir einen leckeren Apfel, Trinken, 2 € und Mentos Freshmaker. Dann weiter. Ich war mir sehr unsicher, ob ich auf dem richtigen Weg war und so fragte ich einen Mann, der soeben auf jener Allee mit seinem jungen Hund spazieren ging. Allee, endlich Schatten. Er erklärte mir einen Spitzenweg durch die Stadt nach Roitzsch. Ich bin zur richtigen Seite rein gekommen, denn ich musste fast nur geradeaus laufen mit einmal abbiegen. Herrlich, besser kann es mir in einer fremden Stadt gar nicht gehen. Und es ging mitten durchs Zentrum von Wurzen. Süße kleine Stadt, wo gerade kräftig am Straßennetz gebaut wurde. An einen Imbiss auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen ein paar Junge Leute, tranken Bier und schwatzten. Als sie uns sahen riefen sie irgendetwas zu, ich dachte es ist etwas freundliches, winkte zurück und fragte. „Was?“ Plötzlich wurde ich richtig fett angepöbelt, so sagte ich gar nichts mehr, schaute weg, so wie man das bei angriffslustigen Hunden macht, und ging ruhig weiter. Niemand kam mir hinterher.

Der Weg nach Roitzsch zog sich länger als ich dachte. Ich erwarb mir unterwegs noch eine kühle Limo und so kamen wir alle sichtlich erschöpft und ein Lager suchend in Roitzsch an. Ich sah eine Weidefläche, wo paar Schafe drauf grasten und zwei Bauern Heu einfuhren. Ich winkte ihnen zu, weil ich dachte, dass wir vielleicht da übernachten könnten. Sie winkten zurück, aber kamen nicht. Ich entschloss mich zu warten bis sie mit ihrer Arbeit fertig sind, um sie dann zu fragen. Der weilen sprach mich eine Frau an, ob wir nicht ein wenig Wasser bräuchten. Das fand ich toll. Als die Männer mit ihrer Arbeit fertig waren kam ich gar nicht zum Fragen, da sie einfach weg fuhren. Die gute Frau erklärte mir den Weg zum Hof der Bauern. Da stand ich, die erste Hoffnung weg, aber nichts desto trotz ging ich weiter den beschriebenen Weg und sah ein Wiese, die ich für gut befand. Leider wusste niemand wem die Wiese gehört. Also liefen wir weiter. Kurz vorm Dorfkern hielten mich Bauern an, die mir Wasser für die Tiere anboten und neugierige Fragen stellten. Doch da ich wirklich müde und erschöpft war, das Gepäck überall drückte, wollte ich weiter und sagte dankend und freundlich ab. Ich war mir sicher, dass es den Eseln ähnlich erging. Ich hielt an einem Hof der die Nr. 13 trug und ich war mir sicher, dass es der von mir gesuchte Hof war. Doch dem war nicht so.

Die Leute waren etwas argwöhnisch, dennoch freundlich. Sie meinten, dass sie ein Stück weiter weg eine Wiese hätten, wo wir nächtigen könnten. Das erleichterte mich ungemein. Ich bat sie um Heu und Wasser für die Tiere. Der Alte Mann begleitete mich zu jenem Ort und ich sah, dass es die Wiese war, die ich zuvor bei den Einwohnern schon mal erfragt hatte. Seit dem nächtlichen Vorfall am Steinbruch frage ich lieber die Besitzer, das vermeidet Stress. Oh, war ich froh das Gepäck ablegen zu können und die Esel auch. Gewitter zog auf, so hatte ich keine Zeit zu verlieren, um das Lager aufzubauen. Die Besitzer kamen nochmal, um mir zwei Knister Wasser und einen Sack Heu zu bringen, außerdem legten sie noch eine frische Gurke und eine kühle Limo drauf. Wie dankbar ich war. Die Esel auch. Alle hatten Durst und Hunger.

Als ich fertig war mit Lageraufbau, war das Gewitter schon vorüber gezogen und der Himmel klarte auf. Nur im Norden sah man noch so einige Blitze und hörte das Grollen der himmlischen Gewalten. Ich genoss das Schauspiel und ging zu Bett. Leider hatte ich die Angst seit der Schreckensnacht noch immer nicht überwunden, dass Gefühl an diesem Ort war komisch.

Eine Katze saß des Nächtens bei uns und beobachtete uns. Richtig gut schlief ich nicht. Mit der Angst umgehen zu lernen, gerade dann wenn es Nacht wird, ist für mich sehr erstrebenswert und bietet Lernmöglichkeiten an sich selbst zu wachsen und sich bis ins Innerste zu verändern.

Montag, 2. Juni 2008

19. Juni 2007: Altenbach – Uwes Hundeschule















... Und so wachte ich auch auf. Schön zeitig und völlig verquollen im Gesicht von den Insektenstichen und wohl auch von der konzentrierten Ansammlung der Gräser. Frühstück, packen und dann ging ich nochmal auf den Pferdehof, um noch ein wenig Wasser aufzufüllen und Heu zu erbitten. Auch wollte ich nach einem Hufschmied fragen, aber alle waren sehr beschäftigt und so erklärten sie mir den Weg zum Hufschmied. Heu und Wasser konnte ich noch mitnehmen und auf ging es so gegen Mittag weiter durchs Land. Das Wetter wurde zunehmend schwül und heißer. Mein Gesicht war wieder abgeschwollen.

Ich musste jetzt über die Mulde, aber da hier Richtung Wurzen nur Baustelle und Großverkehr war, musste ich einen Umweg über die Felder nehmen. Kurz bevor ich auf den mir bevorstehenden Weg einbiegen konnte, hielt ein Auto am Straßenrand und heraus kam Fr. Schreiber, die sich sehr freute uns zu sehen. Mir ging es ebenso, welch eine Überraschung. Wir redeten kurz, ich erklärte ihr die Chaossituation mit ihrem Wagen und entschuldigte mich dafür, dass ich ihn stehen lassen musste. Sie verstand es. Danke. Sie kam gerade von der Hundeschule, hatte ihrem Lehrer schon eher von mir berichtet, als wir noch in Waldsteinberg waren. Schon da sagte sie, dass er mich gern kennen lernen wöllte, weil er auch schon an ähnliches gedacht hatte, mit Eseln zu reisen. So rief sie sofort an, um ihn die Nachricht zu überbringen und er setzte sich mit seinem Kumpanen ins Auto und kam angedüst. Was für ein Aufwand! Uwe, der Chefe lud mich auf einen Kaffee ein und wollte unbedingt, dass wir bei ihm vorbei kommen. Ich konnte mich seiner dominanten Arzt kaum widersetzen. Das konnte dementsprechend nur ein guter Hundetrainer sein, da man sehr dominant in der Erziehung von Hunden sein muss. Ok, ich ließ mich überreden und marschierte die Straße weiter entlang bis zu seinem Platz, der mitten an der Bundesstraße lag, doch weiter war, als von ihm geschätzt und mitten in der Walhalla lag.

Erschöpft vom Wetter und dem Weg an der Bundesstraße kamen wir an. Ich legte alles ab und die Esel standen zunächst nur herum, um zu ruhen. Er lud mich zum Essen ein, stellte viele Fragen und erzählte mir von seinen Plänen mit Eseln. Er wollte dies geschäftlich betreiben, als gewerblich geführte Eselwanderungen. Da kam ich ihm natürlich recht. Selbst konnte er dies nicht tun, da er zwei Hundeschulen besitzt. Diese und eine in Berlin. Er ist durch und durch Berliner, was er am Dialekt und seiner Art deutlich ausstrahlte. Danach machte er viele viele Fotos von uns, rief seine Frau an, auf die ich noch warten sollte, weil er es ihr und seiner Tochter zeigen wollte. Wieder einmal bemerkte ich, dass ich mich zu stark beeinflussen lasse und nicht dem nachgehe, was ich will. Er konnte dies auch gut. Seine Frau und Tochter kamen irgendwann und wieder wurden viele viele Fotos gemacht. Ich kam mir vor wie ein Fotomodell und die Sensation schlecht hin, was mir allerdings nicht so gefällt.

Gewitter zog auf und es wurde beschlossen, dass wir hier bleiben sollen, damit wir im trockenen sind und es ja jetzt eh zu spät ist. Gut, ich nahm dankend an. Natürlich hatte er auch noch mit Hunden zu arbeiten, was ich mir mit ansah und auch wir wurden von seinen Kunden neugierig beguckt. Auf seinem Platz hat er auch viele Zwinger in denen Polizeihunde waren, die oft bellten und auch hin und wieder zum üben heraus geholt worden. Ganz schön was los hier. Er macht seinen Job sehr gut und souverän, und ist zudem ein guter Geschäftsmann, der schon viele Pokale gewonnen hat mit seiner Arbeit.

Um die Zeit zu nutzen und nicht nur dumm herum zu sitzen bat ich ihn ans Internet zu dürfen, um an meiner Website zu arbeiten. Das ging, was ich toll fand. Mit einer jungen Frau fuhr ich noch fix zur Tanke, um mir Tabaknachschub zu holen. Gegen 20 Ur kehrte dann Ruhe und Einsamkeit ein, die ich sehr genoss. Ich war hier auf einem abgeschlossenen Gelände, brachte Bilder auf meine Website und bekam noch drei Telefonate von guten Freunden, was mich sehr erfreut hatte. Des Nachts baute ich mein Lager auf der Wiese auf, Gewitter gab es keines, dafür sternenklaren Himmel. Die Polizeihunde schlugen immer wider an, wegen den Eseln, die ich frei herumlaufen ließ und dann hatte ich die Horrorvorstellung, was jetzt wäre, wenn die Hunde ausbrechen würden. Sie waren alle scharf und hätten uns platt gemacht. Ein paar mal konnte ich sie mit einem tiefen „Aus“ und „Ruhe jetzt“ ruhig kriegen, aber immer wider fingen sie an wild zu bellen und gegen ihre Gitter zu springen, sobald die Esel in ihrer Nähe waren. So band ich die Eselchen doch an und schlief erst gegen 2.30 Uhr ein.

18. Juni 2007: Polenz – Leulitz – Altenbach









Gegen 4.45Uhr fing es an mit regnen und ich hatte nichts abgedeckt. Fix raus gesprungen, alles abgedeckt, außer die Esel, weil sie nicht wollten und wieder in den Schlafsack geschlüpft. Zum Glück hatte ich die Plane am Boden so weit ausgebreitet, dass ich sie um mich schlagen konnte und nicht völlig nass wurde. Jetzt hieß es den Regen abzuwarten und dies dauerte so bis 9 Uhr. Als ich aufstand war Egon schon wieder mit dem Tee bereit. Verrückt, er muss ja gewartet haben bis ich aufstehe?! Na ja. Ich richtete alles so weit her, beguckte mir den „Regenschaden!“, welcher nicht weiter schlimm war, fütterte die Tiere und dann mich. Danach kam das übliche Ritual des Platz Säuberns, Esel putzen und bepacken. Ja genau, kacken musste ich auch noch, und zwar in den Büschen, so wie ich es die meiste Zeit tat. Dann brachte ich den Bollerwagen mit dem überschüssigen Material zu Egon, lieh mir von ihm noch einen Rechen aus und reinigte den Platz nochmal richtig vom Eselmist und Heu. Ich dankte Egon sehr für seine Hilfe und die Abnahme meines Zeugs, was mir unnötig erschien und hoffte, dass er etwas damit anfangen könnte. Um den Wagen tat es mir richtig leid, da wir so viel Arbeit und Zeit darin investiert hatten und sie ihn mir schenkte. Doch ich konnte nicht wirklich mit ihm reisen, das war zu anstrengend für uns alle.

Gegen Mittag startete ich erneut ins Ungewisse. Zunächst ging es die Landstraße entlang, was mir nicht so behagte. Ich wusste, dass ich so in linke Richtung musste und beschloss einfach kurzerhand den Feldweg zu nehmen der sich mir anbot. Leider endete er schon bald, an einem kleinen, wohl aufgeschütteten Erdwall. Ich naschte noch einige Kirschen von den Bäumen die da standen und beschloss den Bergwall zu begehen. Hinter diesem zeigte sich eine lange Ebene, die stark bewachsen war mit allen möglichen Kräutern und Gräsern. Wir liefen zunächst oben entlang und gingen dann an einer seichteren Stelle nach unten. Trotzdem rutschte Minielas Sattel herunter. Mit dem Wagen hätte ich nie Querfeldein gehen können und schon gar nicht über so Hügelchen. Ok, den Sattel gerichtet und weiter ging es. In regelmäßigen Abständen standen Schilder, dass dieses Gelände nicht zu betreten sei. Wieso wusste ich nicht, doch dann sah ich eine riesige Baustelle. Hier entstand ein Solarpark, sehr hässlich, aber nützlich für die regenerativen Energien. Es war auch kein wirkliches Idyll hier. Sasi fiel rutschte auch noch runter und wurde erneut befestigt.

Ich lief bis zur Baustelle in der Hoffnung, dass es dort am Zaun einen Weg gab, der nicht so uneben und voll gewuchert war wie die Kräuterwiese. Die Bauarbeiter dort fanden uns urkomisch und genau da stellte Sasi sich stur und wollte nicht weiter. Was den Arbeitern einen weiteren Grund zum Heiter sein gab. Ich fand das alles gar nicht so witzig und ging von dannen. Gut, am Ende hätten sie mir für dieses Schauspiel sogar noch etwas in den Hut geworfen, wenn ich es locker und flockig genommen hätte. Ach, genau das muss ich noch lernen, aus plötzlicher Situationskomik eine Show und schon sind die Lacher da und der Rubel rollt. Ich bekam Sasi zum weiterlaufen und wir schleppten uns über die Kräuterwiese. Ich fand sogar Poleiminze, was mich hoch erfreute und ich gleich etwas in meine Wasserflasche gab für den guten Geschmack. Irgendwann kamen wir von der Wiese runter, gingen am Zaun der Anlage entlang, wobei ich sehr darauf achten musste, dass Sulle nicht an den Zaun kam, da er unter Starkstrom stand, wie einige Hinweisschilder dies bekundigten. Endlich geschafft und direkt in Leulitz raus gekommen, war eine Hindernis – und kenntnisreiche Abkürzung.

In Leulitz angekommen wurde erstmal eine Rast gemacht. Bei einer alten Frau konnte ich Wasser holen und selbst mir schenkte sie etwas zu trinken, wofür ich sehr dankbar war. Leider musste ich dort feststellten, dass ich meine Isomatte, welche in einer Regenplane eingerollt war verloren ging, wahrscheinlich auf der Wiese. Ich schaute den Weg ab und fand sie nicht. Auf der Wiese würde ich sie gar nicht mehr finden oder den ganzen Tag dafür brauchen und so ließ ich sie als Wegzoll dort wo sie war. Zum Glück hatte mir Fr. Schreiber noch eine Plane spendiert gehabt, die vor allem ohne Löcher war.

Ich durchlief Leulitz um nach Altenbach zu kommen, da gab es einen Pferdehof, wie ich hörte, dort wollte ich versuchen unter zu kommen. Dabei fand ich in einem Dorf, nahe Altenbach, ein kleines Gelände, wo alles mögliche aus Holz und bunt gestaltet war. Leider war niemand zu Hause. Hätte mich interessiert. Ich verlief mich noch einmal bei dem Versuch eine Abkürzung durch den Wald zu nehmen, traf dabei auf ein paar nette Leute, die uns zum Kaffee einladen wollten. Doch da es schon so spät war, hätte ich dann da bleiben müssen. Das ab – und aufsatteln der Esel dauert so min. 15 min. Na ja, ich dankte freundlich ab und ging weiter. Heute denke ich, dass es vielleicht gut gewesen wäre, weil es einfach ein schöner Ort war.

Ich wollte auch zu den Pferdeleuten, um die Hufe von den Eseln mal wieder nachschneiden zu lassen, da sie mittlerweile so hart geworden sind, dass ich sie selbst kaum bearbeiten konnte. Auf dem Weg zum Pferdehof ging ich nun den sicheren Weg, ohne dass ich mich verlief, traf da auf einen älteren Herren, der mir erst freundlich erschien, aber zunehmend immer aufdringlicher wurde.

Endlich sah ich von weiten den Pferdehof, er war groß und schick. Die Pferde und Ponys wurden etwas nervös als sie uns sahen, doch wir wurden erstaunt und freundlich aufgenommen. Wie ich so oft schon merken mussten wurden ich belächelt über mein Vorhaben, dennoch freundlich behandelt. Es ist doch schön, wenn man den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, egal ob sie es lächerlich oder lustig finden, was wir da machen. Sie gaben mir eine unbenutzte Weide, die wild und hoch bewachsen war und direkt an einem Firmensitz grenzte. Die Esel konnten hier frei laufen und hatten genügend zu essen. Heu und Wasser konnte ich auf dem Pferdehof holen. Dankeschön. Die meisten Pferde waren Turnierpferde und standen alle einzeln in der Box. Hier konnte man reiten lernen und entmisten ;o)

Als ich mein Lager aufgebaut hatte entspannte ich mich langsam, auch die Tiere. Peter rief an und wir redeten lange, bis mir die Augen zufielen. Beide sahen dasselbe Bild der Mondin die heute Nacht neben der Venus, dem Abendstern, stand. Wie schön und gut zu wissen, dass die Gestirne uns ein Stück weit verbanden.

Auf so hohen Wiesen muss man immer auf die Insekten achten, damit sie nicht mit ins Zelt kriechen. Die Nacktschnecken kriechen wie immer außen hoch und kacken dabei auf die Zeltwand. So richtig gut hatte ich die Nacht nicht geschlafen...

Sonntag, 1. Juni 2008

17. Juni 2007: Polenz











Ich erwachte recht spät und hatte auch keine Lust zum aufstehen und irgendwas zu machen. Nun, Egon, der gegenüberliegende Nachbar war schon startbereit als ich aufstand und wollte mir einen Tee bringen, was sehr zuvorkommend war. Ich bat ihn erst in 30min zu bringen, da er ihn gleich bringen wollte. Ich brauchte noch etwas Zeit zum munter werden, muttelte rum, wusch mich, flockte die Esel auf die Wiese und entfernte den Mist. Dann war auch schon der Tee bereit. Ich bedankte mich und holte ihn ab. Danach frühstückte ich das leckere Glücksbrot und hatte überhaupt keine Lust heut irgendwo hin zu wandern. Ich war noch so traurig und lustlos, so dass ich rumlag, rauchte, las und noch eine sms von Curly bekam indem sie mir sagte, dass es irgendwann sicher wieder gehen wird, wenn genug Zeit vergangen ist, um den Schmerz zu verkraften. Das erleichtere mich, dennoch blieb ich lustlos.

Irgendwann kam der Bauer, dem die Wiese gehörte, wo die Esel drauf grasten. Er war einverstanden, dass wir hier waren und gewährte uns noch einen Tag. Darüber war ich ebenfalls beglückt. Er meinte, dass er jetzt seine Schafe holen würde und ich erstmal die Esel und Hund woanders anflocken müsse, kein Problem, und dann kamen sie. Ein große Herde blökender Schafe. Die Esel fanden das alles sehr spannend und beguckten sich das Schauspiel. Selbst die Schafe waren neugierig und luckten hinter ihrer neuen Weide heraus um zu schauen, wer hier noch so alles ist. Ich besorgte noch Heu bei anliegenden Bauern für die Esel und entschied mich dann ohne Wagen weiter zu gehen. So räumte ich alles auf und sortierte raus, was ich nicht mehr brauchte und nur eine Last für uns war.

Dann schlief ich abwechselnd und schrieb Tagebuch, wobei ich erst da bemerkte, dass ja schon wieder einmal Sonntag ist. Die Tage verfliegen so schnell. Egon versuchte mich nochmals zum Bier einzuladen, doch sagte ich wieder dankend ab und fragte ihn, ob ich ihm denn mein überschüssiges Zeug und den Wagen hinterlassen könnte. Er war einverstanden und ich froh die Last los zu sein. Er schenkte mir noch einen neuen Eimer, der aus Alu ist und nicht so schnell zerspringt. Ein gutes Stück aus dem Fabrikat der DDR und noch niegelnagelneu. Noch nie benutzt. Er hatte wohl noch mehr dieser Eimer. Ich bedankte mich recht herzlich und schrieb bis es dunkel wurde Tagebuch. Dann kamen die Fledermäuse, welche leise über den See huschten, um ihr Abendbrot zu fangen und die kleinen Glühwürmchen schwebten durch die Lüfte. Ach, dass war schön.